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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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Cran fasste selbst mit zu, aber er erkannte schon bald, dass es noch einige Zeit dauern würde, um die Trümmer des zusammengestürzten Silos zu beseitigen. Und die Beben wurden immer stärker. Jeden Moment konnten andere Bauwerke einstürzen. Vor allem die Wohnhäuser waren gefährdet. Ein Silo mochte darauf stürzen oder ein Haus von selbst zusammenbrechen. Wehe denen, die darin wohnten…
    Erste Stimmen wurden laut, die die Ghorogh-Erzählungen erwähnten. Mehr und mehr wurde es den Schurketen klar, dass dies kein normales Erdbeben sein konnte. Die Art, wie die Stärke der Erschütterungen zunahm, war nicht normal. Außerdem schlug das Unheil einmal hier, einmal dort zu, gerade so, als erwache ein riesiges Untier aus dem Schlaf und recke sich und strecke mal dieses Glied, mal jenes…
    Hin und wieder bildeten sich vielfach verästelte Risse im Boden und schlossen sich wieder fast völlig. Hier und da hob sich eine Felsplatte um mehrere Handbreit oder senkte sich ab.
    Und an einer Stelle bildete sich bereits ein armdicker Spalt in der hohen Außenmauer der Burg. Vereinzelte Steine kollerten in die Tiefe.
    Achad arbeitete verbissen weiter. Zwischendurch gab er die Anweisung, dass einige Männer die Hauptpunkte der Zerstörungen feststellen sollten. Vielleicht ließen sich bei einem weiteren Anwachsen der Bebenstärke Menschenleben retten, indem man jene Häuser, die an den am meisten gefährdeten Punkten standen, vorsichtshalber räumte.
    Das Gefühl, dass die Schattenzone, vor deren Macht Dreifingerauge gewarnt hatte, bereits zum Großangriff geblasen hatte, wurde in Cran Achad immer größer, und hin und wieder dachte er an Mythor.
    Hatten sie möglicherweise durch die Aufnahme Mythors erst das Böse zur Speicherburg gelockt?
    *
    Nach einer Weile kehrte Vierfaust zurück. Er winkte Dreifingerauge und Mistra, ihm zu folgen. Sie traten hinaus auf die Straße. Mistra sah sich um. Einige der Häuser wiesen leichte Beschädigungen auf, und am eingestürzten Silo waren Männer eifrig an der Arbeit. Aber der Silo war groß gewesen, die Aufräumarbeiten kamen nur langsam voran.
    Vierfaust schritt schnell aus. Er schien sich nicht an den leichten Erschütterungen des Bodens zu stören. Mistra fühlte, dass sich bei ihr eine Gänsehaut bildete. Seit dem Umstürzen des Silos glaubte sie jeden Moment, ein weiteres Gebäude zusammenbrechen zu sehen. Sie fürchtete das, was im Innern des Tafelbergs geschah. Sollte etwa der Drache…?
    Sie erreichten das Haus, in dem Mythor einquartiert worden war. Erstaunlich behende klomm Vierfaust die Trittsteine an der Außenwand empor. Mistra folgte ihm etwas zögernder und langsamer. Sie entsann sich der bangen Sekunden, in denen sie beinahe abgestürzt war. Doch während ihres Hochsteigens schien das Erdbeben ein Einsehen zu haben; die Wände zitterten nicht. Dennoch atmete Mistra erleichtert auf, als sie durch die Tür ins Innere der Wohnung trat.
    Vierfaust hatte nicht auf sie gewartet. Der Stumme Große war bereits weitergegangen in das Zimmer, in dem Mythor lag. Der Sohn des Kometen warf sich unruhig auf dem Lager hin und her. Die Decke, die Mistra fürsorglich über ihn gebreitet hatte, war verrutscht und gab die Brust des Helden frei. Mistra sah auf die Tätowierung, die das Bildnis einer ihr unbekannten Frau zeigte. Wenn die Zeichnung die Schönheit des Modells auch nur zu einem Bruchteil hatte einfangen können – diese Fronja, wie die Großen sie genannt hatten, musste unglaublich schön sein. Überirdisch schön.
    Wer mochte sie sein? Liebte Mythor jene Fremde? Aber selbst wenn es so war, änderte es nichts an ihrem Entschluss. Das Gefühl der Eifersucht kam nicht in Mistra auf. Ihre Zuneigung zu Mythor war anderer Art.
    Eine Hand berührte ihre Schulter. Dreifingerauge war zu ihr getreten. Willst du es wirklich? pfiff er.
    Mistra nickte nur. Sie sah wieder Mythor an. Schweiß stand auf seiner Stirn, schimmerte in großen Tropfen. Der allmählich verfallende Krieger war am Ende seiner Kraft. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    »Was immer du auch planst, Dreifingerauge«, flüsterte sie. »Ich bin bereit. Fang an.«
    Der Weise Große antwortete nichts, sondern griff in eine Innentasche seines Gewands und holte seine Pfeife hervor. Die andere Hand trug den Tabaksbeutel. Auch Vierfaust hatte von irgendwoher seine Pfeife gezaubert.
    Die Pfeifen wurden gestopft und in Brand gesetzt, und die beiden Großen sogen den Rauch in tiefen Zügen durch ihre Nasen ein. Es gab keinen Pfeiflaut,

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