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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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geordneter Formation trabten die Coromanen auf das Lager der Barbaren zu.
    Kalahar war von Coroman Hassif »beauftragt« worden, die Verhandlungen zu führen, Mythor ritt an seiner Seite. Sie kamen dem Lager langsam näher, weithin sichtbar, wie es verabredet worden war.
    »Wenn diese Barbaren das Gesandtenrecht nicht achten«, murmelte Kalahar nervös, »werden sie uns erledigen.«
    Mythor sah den Leibmagier des Coroman Hassif an. »Hast du das Gast- und Gesandtenrecht geachtet?« fragte er.
    »Ich ja«, sagte Kalahar und grinste. »Aber Hassif nicht immer.«
    »Dann geschieht dir nur recht«, sagte Mythor kalt. Er blickte nach vorn. Die Barbaren hatten den Zug bemerkt und kamen mit ihrer eigenen Gesandtschaft näher.
    Mythor stutzte, dann begann er still zu lächeln. Vor diesen Barbaren drohte keine Gefahr – es waren Lorvaner, vielleicht sogar Nottrs Leute.
    Im Näherkommen wurde deutlich für jeden, dass es sich um Lorvaner handeln musste – die feil- und pelzbesetzten Körper waren unverkennbar.
    »Überlass mir das Verhandeln«, zischte Mythor. »Ich kenne diese Leute.«
    »Das höre ich gern«, sagte Kalahar trocken. Er sah Mythor spöttisch an.
    Vermutlich dachte er darüber nach, wie Mythor diese Barbaren kennen konnte, da er doch zum ersten Mal in diesem Landstrich weilte. Indes war dies nicht die größte Sorge des Coromanen.
    Auf halber Strecke zwischen dem Zeltlager der Barbaren und dem vorläufigen Lagerplatz der Coromanen blieben beide Abordnungen stehen. Mythor stieg von Pandors Rücken und gab einem Coromanen die Zügel. Kalahar folgte dem Beispiel.
    Mythor entging nicht, mit welcher Gier bei dieser Gelegenheit Kalahar den leonitischen Königssattel betrachtete, mit dem das Einhorn gesattelt war. Mythor enthielt sich jeder Reaktion, aber er wusste, dass Kalahar hinter Pandor her war, dass er den Helm der Gerechten und auch das Gläserne Schwert in seinen Besitz bringen wollte. Um dieses Ziel zu erreichen, war dem Buckligen jedes Mittel recht, und das schloss Verrat ebenso ein wie Meuchelmord.
    Die Lorvaner kamen ebenfalls zu Fuß näher. Sie hatten recht grimmige Gesichter, aber freie Hände.
    Mythor hob die rechte Hand und zeigte die offene Fläche. »Wir kommen in Frieden«, sagte er.
    Der Lorvaner verzog das Gesicht zu einem wölfischen Grinsen. Sein rechtes Ohr fehlte, das linke stellte kaum mehr dar als eine einzige verwachsene Narbe.
    »Das sollen wir glauben?« fragte er in jenem rauen Ton, der typisch war für die Lorvaner.
    »Warum nicht?« fragte Mythor zurück.
    Er setzte sich auf den Boden und kreuzte die Arme vor der Brust. Kalahar folgte mit einigem Zögern seinem Beispiel. Die Lorvaner, es waren fünf, starrten die beiden eine Zeitlang an, dann setzten sie sich ebenfalls. Es waren Gestalten, die sich in jedem Alptraum bestens zurechtgefunden hätten: wild und grausam, narbenbedeckt und offenkundig kampferprobt. Gegen diesen Barbarenhaufen hatten Kalahars Coromanen keine Chance, das stand für Mythor sofort fest. Aber Kampf war schließlich gar nicht notwendig – immerhin kannte Mythor ja die Lorvaner.
    »Ich freue mich, wieder auf Leute eures Volkes zu treffen«, sagte Mythor mit aller ihm zu Gebote stehenden Freundlichkeit.
    »Ach?« machte der Anführer der Lorvaner. Er kratzte sich genussreich unter der linken Achsel.
    »Und wo willst du einem von uns begegnet sein, Fremder mit der glatten Haut?«
    »Oben im Norden«, sagte Mythor. »Ich heiße Mythor.«
    Der Lorvaner schniefte und kratzte sich dann unter der rechten Achsel. Mythor stellte fest, dass der Anführer des längeren nicht mehr gebadet hatte und dementsprechend roch.
    »Ich bin Kaschkas«, stellte sich der Lorvaner vor. »Das sind meine Leute.«
    Die Hand, die Mythor ihm entgegenstreckte, schien er gar nicht wahrzunehmen.
    »Was wollt ihr hier?« fragte Kaschkas. Er vollendete seine Körperpflege, indem er oberflächlich den bronzenen Nasenring säuberte.
    Mythor deutete auf die Inseln am Horizont. »Wir wollen die Splitter des Lichtes aufsuchen.«
    »Hä?«
    Mythor wurde deutlicher. »Die Inseln dort drüben. Wir wollen hinfahren.«
    Kaschkas schüttelte den Kopf. »Geht nicht«, sagte er einfach.
    »Was heißt das, geht nicht?« fragte Kalahar. »Kann man keine Boote bekommen? Oder wollt ihr uns den Weg versperren?«
    »Geht nicht!« erklärte Kaschkas. »Unser Land, wir hier plündern.«
    »Wir wollen nicht plündern«, erklärte Mythor.
    Der Blick, mit dem Kaschkas ihn bedachte, tat jedermann kund, dass Kaschkas

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