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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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jammerte der Zwerg.
    Mythor schüttelte den Kopf. Was hätte er gewonnen, wenn er das Doppelspiel des sogenannten Leibmagiers aufdeckte? Es wäre ein anderer hervorgetreten, der den Platz des Coroman Hassif eingenommen hätte – dem Banditenunwesen in diesem Landstrich wäre damit nicht abzuhelfen gewesen.
    »Was willst du beim Koloss von Tillorn?« fragte Mythor.
    »Den Schrecklichen, wie er sich nennt, besiegen. Er und seine Leute halten die Splitter des Lichtes besetzt und lassen niemanden durch. Wenn du zum Koloss willst, wirst du unsere Hilfe brauchen. Nur mit der gesamten Macht der Coromanen wirst du das Gesindel vertreiben können.«
    Dass ein Halsabschneider und Leuteschinder wie Kalahar oder Coroman Hassif andere Halsabschneider und Leuteschinder verächtlich als Gesindel bezeichnete, entbehrte nicht einer gewissen Komik, aber Mythor war nicht in der Laune für solche Scherze.
    Er überdachte das Problem nüchtern und ohne Vorbehalte. Zum einen reiste er tatsächlich leichter, bequemer und vor allem sicherer in der Begleitung von Hassifs marodierendem Haufen. Zwar hätte er sich seinen Weg zur Not auch mitten durch die Bande hindurch freischlagen können, aber das hätte die Reise anstrengend und zeitraubend gemacht. Zum anderen war zur Gänze nie auszuschließen, dass von hinten ein vergifteter Pfeil allen Hoffnungen ein Ende setzte.
    So betrachtet war es für Mythor vernünftig, sich Kalahars Bande anzuschließen – wenigstens bis zu den Splittern des Lichtes.
    Auf der anderen Seite, so überlegte sich Mythor, führte er damit zwei Banditenhaufen aufeinander, die vielleicht dem Henker die mühselige Arbeit nehmen würden, die Burschen aufzuknüpfen. Möglich, dass sie sich gegenseitig derartig lichteten, dass Räuber künftig keine große Gefahr mehr für Reisende bildeten.
    Gelang es, diesen Plan ins Werk zu setzen, konnte Mythor mit seiner Vorgehensweise sogar zufrieden sein.
    Er warf einen Blick auf Kalahar. Was der Gnom sich dachte, ließ sich unschwer erraten. Solche Halunken waren berechenbar wie Schankmägde – wenn man ein Goldstück springen ließ, konnte man mit Sicherheit die Reaktion vorhersagen.
    Kalahars Plan sah infolgedessen so aus, dass er Mythor mitnahm und der Mühe enthoben war, ihm sein Eigentum abzunehmen, womöglich gar im Kampf. Dem Gnomen würde es sicherlich möglich sein, Mythor in das Getümmel einer allgemeinen Schlacht zwischen den Coromanen und den Leuten des Schrecklichen einzubeziehen. In diesem Fall genügte ein rascher Dolchstoß im Getümmel, um die Besitzfrage ein für allemal im Sinne des Coroman Hassif zu klären.
    Mythor rechnete sich aus, dass Kalahar bis zu diesem Augenblick warten würde. Bis dahin war er folglich sicher, und was sich danach zutragen würde, konnte Mythor keine Bange machen, wusste er doch Hark und Horus in der Nähe, Alton an der Seite und den Helm auf seinem Haupt. »Ich reite mit euch«, sagte er ruhig.
    Kalahars Augen zogen sich einen winzigen Augenblick lang in triumphierender Bosheit zusammen, dann verzog der Bucklige das Gesicht zu einem vertraulichen Grinsen.
    »Ich wusste, du würdest mitmachen, Mythor«, sagte er. »Und jetzt könntest du mir eigentlich erzählen… Nein? Du willst nicht, auch gut. Ich kann warten. Einmal wirst du einsehen, dass ich es gut mit dir meine, dann wirst du mir auch sagen, was es mit deinem Einhorn und dem Orakelleder auf sich hat.«
    Mythor wandte sich zum Gehen. Der Raum widerte ihn an. Jedes Einrichtungsstück atmete die giftige Schäbigkeit, die für Kalahar typisch zu sein schien. Tand und Flitter, nichts Handfestes. Dazu kam der Charakter des vermeintlichen Coroman Hassif, der zwischen prahlerischer Überheblichkeit und weinerlichem Selbstmitleid schwankte.
    »Du wirst mich nicht verraten, nicht wahr?«
    Mythor winkte ab. Langsam schritt er den Weg zurück. Die Wände des Stollens waren nicht länger mit düsterrotem Samt bedeckt. Sie waren es nie gewesen, nur der Einfallsreichtum des Krüppels hatte die Verkleidung herbeigezaubert. Seine Gaukelbilder schufen die bedrohliche Atmosphäre des Tempels, den barbarischen Prunk der Einrichtung.
    In der Halle warteten die beiden Unterführer.
    *
    Cepran sah Mythor von der Seite an. »Wir reiten zusammen«, sagte Mythor. Im Hintergrund sah er an einem Baum eine Gestalt hängen. Es war der Einäugige, der sich dazu hatte hinreißen lassen, den Buckligen zu treten.
    Mythor blickte an dem Toten vorbei. Er wusste, dass der Weg nach Tillorn mit Leid gepflastert

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