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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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denken. Kalahar, das ließ sich an seinem Gesichtsausdruck unschwer ablesen, würde erst ruhen und rasten, wenn er seinen abendlichen Wein aus der goldüberzogenen Hirnschale des Cirymers trinken konnte, und Kaschkas würde erst dann Ruhe geben, wenn er Pandor ritt und Kalahar mit Mythors Schwert die Rippen kitzeln konnte.
    »Wir gehen zu unseren Leuten zurück«, sagte Mythor. »Vielleicht überlegt ihr es euch noch einmal.«
    »Können wir tun«, sagte Kaschkas und stand auf. »Treibt Preis in die Höhe, aber wenn ihr wollt…?« Sein Grinsen wurde zur offenen Verhöhnung.
    Er schritt davon, sah sich um, grinste Kalahar frech an und äffte im Davongehen den hinkenden Gang des Leibmagiers nach.
    Kalahar sah ihm mit versteinerter Miene hinterdrein. Leise sagte er: »Dafür wird er leiden, der Barbar, und er wird Tränen der Dankbarkeit vergießen, wenn ich ihn dann endlich sterben lasse.«
    *
    »Was machen wir nun?« fragte Mythor.
    »Wir schlagen ihnen die Schädel ein«, schlug Cepran sofort vor. Kalahar bedachte ihn mit einem verweisenden Blick.
    Die Laune der Coromanen war nicht die beste. Dass sie keinen Schritt weiterkamen, ärgerte die Gefolgsleute des Coroman Hassif sehr; dass sie nur dann vordringen konnten, wenn sie sich mit den Cirymern eine offene Feldschlacht lieferten, behagte ihnen noch weit weniger. Daran gewöhnt, Leichtbewaffnete oder Weiber und Kinder zu überfallen, musste ihnen der Cirymer-Haufen schreckerregend vorkommen, insbesondere, da die Cirymer die Schlacht kaum erwarten konnten.
    »Mit List käme man weiter«, meinte Mythor.
    »Du vielleicht«, warf Cepran ein. »Wir nicht… Erst müssten wir diese Fellbande niedermachen, danach gegen den Schrecklichen antreten, und wozu das Ganze?«
    »Wenn der Schreckliche sich auf den Inseln festgesetzt hat«, sagte Kalahar, »wenn obendrein der Schreckliche von diesen Cirymern belagert wird… dann darf man doch wohl annehmen, dass es auf den Lichtsplitterinseln etwas zu holen gibt. Oder?«
    »Weise gesprochen, Narr«, ließ sich Coroman Hassif vernehmen. Nur für Mythor war die Hünengestalt nicht zu erkennen, die anderen Coromanen standen nach wie vor unter der Wirkung des Spukzaubers.
    »Es besteht also kein Zweifel daran, dass wir die Inseln erreichen müssen«, sagte Coroman Hassif. »Fraglich ist nur das Verfahren.«
    Mythor hatte sich das Gelände eingeprägt. Er zeichnete eine grobe Karte auf den sandigen Boden. »Hier stehen wir«, sagte er. »Und hier sind die Inseln. Hier lagern die Cirymer, und daraus ergibt sich…«
    Er zeichnete auch die Geländeeigenschaften ein, und dabei fiel ihm etwas auf. »Hier«, sagte er. »Durch dieses Tal werden sie kommen. Wahrscheinlich kurz vor Morgengrauen.«
    »Wer? Die Cirymer?«
    »Wer sonst«, beantwortete Mythor Kalahars Frage. »Sie müssten Narren sein, würden sie nicht versuchen, das ganze Problem mit einem Handstreich zu erledigen. Noch bevor wir uns umgesehen haben, werden sie über uns herfallen, und zwar an dieser Stelle. Ich habe mir das Gelände gemerkt. Es gibt da einen ausgetrockneten Bach, der sich durch das Land windet. Wenn sie dem Bachbett folgen, landen sie genau in unserem Rücken.«
    Coroman Hassif lachte dröhnend. »Dann werden wir sie dort erwarten«, sagte er. »Mit blutigen Köpfen werden wir sie zurückschicken.«
    Mythor rieb sich die Nase. Ob das alles so richtig war, wie er es dargestellt hatte? Es kam auf die Frage an, wie weit voraus der Anführer der Cirymer plante und handelte. Sehr leicht konnte aus der Falle für die Cirymer eine Falle für die Coromanen werden.
    »Wir postieren unsere Leute hier«, sagte Coroman Hassif. »Und dort, und dann sollen sie nur kommen.«
    Während Mythor noch über der Karte grübelte, schickte Hassif seine Leute in Stellung. Er schärfte seinen Unterführern ein, die Männer nur sehr leise zu wecken. Waffenlärm sollte schwer bestraft werden, denn das Klirren der Schwerter war in dieser ruhigen Nacht weithin zu hören.
    Mythor stand auf und verließ Hassifs Zelt. Draußen konnte er besser sehen und hören, auch die Bewegungen im Lager der Cirymer waren zu erkennen. In weitem Bogen umglühten ihre Lagerfeuer die Ruinenstadt, und gegen den Schein des Feuers waren ab und zu die Silhouetten der Cirymer zu sehen.
    Mythor betrachtete eine Zeitlang das Bild, dann drehte er sich um zu den Coromanen. Auch hier waren Zelte aufgeschlagen worden, brannten Lagerfeuer. Aus einem der Zelte kam sogar Musik; jemand hatte ein Instrument mitgebracht und

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