Mythor - 049 - Der Drachensee
übersetze!« herrschte Mythor den Drachentöter an. Er bereute es im gleichen Augenblick, aber für Empfindsamkeiten war jetzt kein Platz mehr, draußen tobte ein mörderischer Kampf, der mit jeder nutzlos verredeten Stunde mehr Leben kostete.
»Ist er bereit, uns alle nach Logghard zu befördern?« fragte Mythor. Die Antwort war eindeutig: Nein – nur ihn allein.
»Was soll ich ohne Hilfe in Logghard?« fragte Mythor. »Ich werde meine Freunde nicht einem ungewissen Schicksal überlassen.«
»Wenn du Erham verlässt und nach Logghard gehst«, übersetzte der Diener des Stummen Großen, »werden dir die Mächte des Dunkels wahrscheinlich folgen und Erham und seine Bewohner ungeschoren lassen.«
»Weißt du das, oder erhoffst du es dir?« fragte Mythor zurück.
»Ich glaube es zu wissen«, lautete Flüsterhands Antwort.
»Noch eins«, sagte Mythor. »Du weißt, dass ich meine Waffen nicht mehr habe – und was zähle ich ohne sie als Verteidiger der Ewigen Stadt? Ich wäre nur einer unter vielen, der Mühe nicht wert, Erham überhaupt zu verlassen.«
Über das Gesicht des Stummen Großen flog die Andeutung eines Lächelns. Er stieß einen lauten Pfiff aus, und auf dieses Zeichen hin betrat jemand den Raum, den Mythor nie und nimmer an diesem Ort erwartet hätte.
Sadagars Augen wurden groß und rund. »Luxon!«
*
Mythors Rechte blieb am Griff des Schwertes. Er sah Luxon grimmig an. Sein Gegenüber trug die Waffen des Lichtboten – Mythors Bewaffnung.
»Willkommen in Erham«, sagte Luxon. Sein Gesicht drückte Offenheit aus, aber Mythor traute dem Burschen überhaupt nicht über den Weg. Mehr als einmal hatte Luxon ihn getäuscht, gefoppt, hintergangen und geäfft. Was mochte der abgefeimte Halunke nun im Schild führen, zu welchem Bubenstück war er aufgetreten?
»Draußen tobt eine Schlacht«, sagte Mythor ruhig.
Luxon verstand den Vorwurf – draußen wurde gekämpft, und er trieb sich in der Sicherheit von Flüsterhands Quartier herum.
»Ich werde mich unverzüglich einmischen«, erwiderte Luxon ebenso ruhig. Er sah Mythor offen an. »Aber nicht mit diesen Waffen.«
Mythor wölbte die Brauen.
»Sie taugen nichts«, sagte Luxon, und Mythor glaubte, Traurigkeit heraushören zu können.
»Was heißt das?«
»In meinen Händen haben diese Waffen nicht die Wirkung, die ihnen eigen ist. Ich gebe sie dir hiermit wieder zurück.«
Er trat einen Schritt vor. Alton flog aus der Scheide. Mythor zuckte mit keinem Muskel, als die Klinge dicht vor seinem Körper vorbeizuckte. Mit einer flüssigen Bewegung, die Geschicklichkeit und Kraft verriet, drehte Luxon das Gläserne Schwert so, dass der Griff auf Mythor wies.
»Nimm, es ist dein Schwert.«
Mythor streckte die Hand aus. Er bekam Alton zu fassen.
Sein Blick suchte die Augen seines Gegenübers. Luxon hielt dem Blick stand. Meinte er es wirklich ehrlich?
Die Zukunft würde das erweisen müssen, jetzt gab es Wichtigeres zu erledigen. Mythor entschloss sich, Luxon zu trauen. Später konnte sich erweisen, ob Luxon erneut ein Täuschungsspiel getrieben hatte oder nicht.
»Bist du nun bereit?« Mythor sah den Stummen Großen an. Seine Geste war verneinend.
Der Stumme Große wandte sich ab. Er war nicht bereit, auch Mythors Gefährten nach Logghard zu versetzen.
»Komm!« sagte Mythor und wandte sich zum Gehen. »Draußen braucht man unsere Hilfe.«
Die Männer verließen den Raum, in dem der Stumme Große darauf wartete, dass Mythor sich ihm beugte. Mythor warf einen letzten Blick auf Flüsterhand, aber der Stumme Große rührte sich nicht.
Der Kahn lag noch an der Anlegestelle. Luxon sprang hinein, Sadagar folgte ihm.
»Wo hast du Samed und Kalathee gelassen?«
»Sie sind nicht mitgekommen«, sagte Luxon einfach. »Wohin geht die Reise?«
Mythor legte sich ins Ruder und stemmte das Boot von der Dämonenstatue weg. Er konnte nur hoffen, dass der Kampf am Torbogen nicht schon seit langem eindeutig entschieden war. Wenn es den Drachentötern bislang gelungen war, die Torburg zu halten, dann hatten sie jetzt berechtigte Aussichten, den Kampf zu gewinnen. Mythor fühlte Alton in seiner Faust, und das gab ihm Kraft und Zuversicht.
Rasch trieb das Boot über das glatte Wasser dahin.
Sehr bald war die Torburg erreicht, und mit großer Erleichterung stellte Mythor fest, dass sich die Drachentöter hatten behaupten können. Zwar wurde allenthalben gekämpft, aber noch war die Torburg nicht gefallen.
»Sadagar, nimm du das Ruder!« sagte Mythor. »Halte
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