Mythor - 049 - Der Drachensee
erschien eine der Wachen im Eingang.
»Sie kommen!« rief er. »Eine ganze Reihe von Booten. Greift zu den Waffen, Männer!«
»Pah, Männer!« sagte eine kräftige Frau mit hellen Haaren und blauen Augen. »Können wir uns nicht selbst schützen und schirmen?«
Sie nahm einem Mann, der neben ihr stand, das Schwert aus der Hand. Der Drachentöter sah die Frau empört an, wog dann seine Chancen ab und zuckte die mageren Schultern.
Mythor griff nach seinem Krummschwert. Neben Tjubal stürmte er die steinernen Treppen zur Plattform auf dem Torbogen hinauf.
Sie waren recht gut zu erkennen. Ein Dutzend Boote, jedes mit mindestens einer Zehntschaft von Kämpfern besetzt. Sie waren nicht schlecht ausgerüstet – jeweils am Bug stand ein Mann mit einem hohen Schild, dahinter ein Bogner, hinter diesem wiederum einer mit gefülltem Köcher.
»Männer, zielt gut!« rief Tjubal. »Einen Riesenhumpen aus Gold dem, der den Anführer dieses Haufens erlegt!«
Die ersten Pfeile schwirrten davon. Sie trafen gut, aber an den hohen Schilden prallten die Geschosse ab. Einen Herzschlag später waren die Schilde gefallen, die angreifenden Bogner ließen ihre Geschosse davonschwirren. Es gab Treffer.
»Falls möglich, siedet Pech! Legt Steine bereit!« rief Tjubal.
»Brandpfeile!« rief Mythor.
Die Anregung wurde sofort aufgegriffen. Es war auch höchste Zeit, die ersten Boote hatten den Torbogen schon fast erreicht. Speere flogen und fanden erste Opfer.
Ein Drachentöter griff nach einem schweren Stein, hob ihn mit Kraft an und schleppte ihn zur Brüstung. Mit beiden Armen stemmte er den Brocken in die Höhe, dann traf ihn der tödliche Pfeil. Zusammen stürzten Mann und Fels in die Tiefe, und der Fels durchschlug den Boden eines Angreiferboots und brachte es zum Sinken.
Für jeden, der bei den Drachenanbetern ausfiel, stand sehr bald Ersatz bereit. In endlos dichter Folge schoben sich die Boote aus dem Nebel und warfen neue Zehntschaften in den Kampf. Ein Boot hatte am Torbogen angelegt, Mythor konnte Waffenlärm hören, dann Schreie, berstendes Holz, und wenig später trieb das Boot zurück, brennend, an Bord zwei reglose Gestalten.
»Alle Götzen und Dämonen!« schrie Tjubal. »Es sind die Falschen!«
»Was soll das heißen?« rief Mythor. Er schickte einen Speer los, der auch seinen Mann traf.
»Es sind keine Drachentöter, es sind die elenden Drachenbändiger!« schrie Tjubal. »Zum ersten Mal wagt sich das feige Geschmeiß in solcher Zahl aus den Schlupfwinkeln!«
Mythor und Sadagar sahen sich an.
»Das ist das Werk von Drudins Todesreitern«, stieß Sadagar hervor. »Erst werden uns diese Kerle angreifen, und wenn wir uns wechselseitig die Schädel blutig geschlagen haben, dann kommen die Drachenanbeter, um uns umso einfacher die Schädel vor die Füße legen zu können.«
Mythor presste die Zähne aufeinander. An Sadagars Betrachtung der Lage gab es nicht viel zu drehen und zu deuteln. Auf brutale Art und Weise hatte Sadagar recht – die Drachenanbeter konnten in aller Ruhe zusehen, wie sich die anderen beiden Gruppen gegenseitig aufrieben, um danach umso leichter zuschlagen und siegen zu können.
Mythor duckte sich. Ein Schwerthieb traf den heransausenden Speer und lenkte ihn aus der Bahn.
Sadagar griff nach dem Geschoß, sobald es auf dem Boden gelandet war, und schleuderte es kraftvoll zurück. Ein Mann wurde getroffen, kippte zur Seite und brachte dabei ein schwankendes Boot vollends zum Kentern.
Unterdessen waren die Drachenbändiger damit beschäftigt, Sturmleitern aufzurichten und an den Wänden des großen Tores hinaufzuklettern. Die Waffen trugen sie im Gurt oder quer in den Mündern, ein Anblick, der weniger erfahrene Kämpfer hätte schaudern machen können.
»Helft mir!« schrie Tjubal. Er stemmte sich gegen die Stangen einer Leiter. Mythor sprang hinzu, und mit vereinten Kräften schafften es die beiden Männer, die Leiter seitlich weggleiten zu lassen. Vier Drachenbändiger, die gerade den Aufstieg versucht hatten, landeten im Wasser.
Tjubal stieß einen leisen Schmerzenslaut aus. Mythor erkannte, dass der Einäugige von einem Pfeil getroffen worden war. Das Geschoß stak im linken Arm. Tjubal presste die Zähne aufeinander und riss das Geschoß aus der Wunde. Er wurde kreideweiß, aber er gab keinen weiteren Schmerzenslaut von sich. Zum Glück war der Pfeil weder vergiftet noch mit Widerhaken versehen. Aber auch so sah die Wunde schlimm genug aus. Eine der Frauen eilte herbei, um Tjubal zu
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