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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Erst eine Bewegung neben sich riß ihn wieder aus seiner Starre.
    Ramoa!
    Sie hing am Stamm und drohte weiter abzurutschen. Mythor griff zu und half ihr wieder nach oben; bei ihrem Sturz hatte sie sich gerade noch fangen können, aber der Schreck über ihr Stürzen und das Verschwinden ihres Retters Oniak hatte ihr die Kräfte geraubt.
    Jetzt ließen die anderen Fischköpfe von ihnen ab. Sie hatten ein Opfer, mit dem sie sich für kurze Zeit beschäftigen konnten! Entsetzt sah Mythor dorthin, wo noch Luftblasen aufstiegen, aber dann war alles vorbei.
    Oniak konnte niemand mehr helfen. Er hatte seinen letzten Kampf hinter sich.
    »Los, weg hier!« stieß Mythor hervor und griff nach Ramoas Arm, um sie hinter sich her zu ziehen. »Ehe sie zurückkommen!«
    »Oniak!« flüsterte die Feuergöttin erstickt. »Was ist mit ihm, wir müssen ihm helfen…«
    »Ihm kann keiner mehr helfen«, sagte Mythor hart. »Los, ehe wir sein Schicksal teilen!«
    Seine Worte klangen grausam, aber es gab keine andere Lösung. Der kleine Mann hatte seine Leiden hinter sich, vielleicht war ihm auf diese Weise ein qualvolles Dahinsiechen erspart geblieben.
    Sie erreichten das andere Ufer und liefen, liefen… Sie liefen so lange, bis sie die Stätte des Grauens nicht mehr sehen konnten.
    Sie hatten ein Opfer erwischt, aber damit waren sie längst nicht zufrieden. Die Gier nach Blut, nach Menschenblut, steckte in jedem von ihnen, und sie waren viele, doch der Mensch, den sie erwischt hatten, war nur ein einzelner.
    Ein Opfer reichte nicht. Es mußte mehr sein.
    Es gab noch zwei andere, die sie vorerst hatten ziehen lassen. Aber sie durften nicht für immer entkommen. Es wäre Verschwendung gewesen.
    Jetzt, da Blut geflossen war, waren sie noch stärker erregt als zuvor. Ihre Körper peitschten das Wasser. Schrille Pfeiflaute erklangen.
    Befehle, Anordnungen.
    Sie nahmen die Verfolgung auf.
     
     
    6.
     
    Ein weiterer Tag verging. Und während Mythor und Ramoa vor den Fischköpfen ins Innere der nächsten Insel flohen, während Gerrek ihren Spuren folgte und rasch vorankam, beendete die Hexe Vina die Arbeit am Zugvogel. Es gelang ihr, die durchlöcherte Stelle zu flicken, so daß die Ballonhülle wieder dicht war. Und sie hatte den Eindruck, daß es ohne die Anwesenheit des Beuteldrachen schneller ging, wenngleich ihr auch jetzt jemand fehlte, der ihr den Rücken deckte. Immer wieder mußte sie die Arbeit unterbrechen, um sich um die Pflanzen zu kümmern. Diese hielten zwar einigermaßen Ruhe, aber immer wieder schoben sich Ranken und Triebe heran, was Vina verständlicherweise gar nicht gefiel.
    Dennoch konnte sie ihre Arbeit beenden.
    Am nächsten Tag gab es an der Absturzstelle ein eigentümliches Schauspiel.
    Auf einer freigerodeten Stelle zeichnete die Hexe mit einem kleinen Stock Striche in den harten Boden. Zeichen und Symbole, die bestimmte Bedeutungen besaßen. An genau errechneten Stellen steckte sie Fackeln in den Boden, die mit kleiner Flamme brannten und kaum Rauch gaben.
    Ein paar Laufpflanzen, die sich still und heimlich herangeschoben hatten, wichen wieder zurück. Etwas geschah, das auf den Inseln der Blutigen Zähne nicht normal war.
    Vina ließ sich zwischen den Fackeln nieder. Sie bewegte ihre Finger, an denen die magischen Ringe steckten. Einer von ihnen glomm rötlich auf. Es war kurz nach dem »zweiten« Sonnenaufgang, als der Feuerball der Sonne sich über die Schattenzone erhoben hatte und nichts Düsteres mehr das helle Licht hemmte.
    Lautlose Worte flossen über Vinas Lippen, während sie ihre Kraft entfaltete.
    Einige Steinwürfe entfernt tat sich etwas an der Erdspalte, aus der ständig Gas austrat. Jenes leichte Gas, das in den Ballons der Luftschiffe verwendet wurde.
    Es besaß einen bläulichen Schimmer. Deutlich erkannte Vina, wie sich eine schlanke, nur bei scharfem Hinsehen wahrnehmbare Wolke bildete und zu einem langen Schlauch formte. Dieser Gasschlauch, von der Kraft ihrer Magie geformt und gehalten, tastete in der Luft hin und her. als ob er etwas suchte. Und das war in der Tat so: Vina versuchte ihn mit ihrer Magie zum Ballon zu lenken. Denn es wäre für sie allein zu schwer gewesen, die leere Ballonhülle bis zur Gasquelle zu schleppen.
    Dabei hatte sie warten müssen, bis das helle Tageslicht endgültig hereinbrach. Die Einflüsse der Schattenzone waren zu stark, das Böse noch zu nah. Es hätte ihre Magie behindert, wenn nicht gar unmöglich gemacht. Hier in der Dämmerzone hatte sie sich an deren

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