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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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überwuchert.
    Noch ein paar Tage, und sie würden nicht mehr von der wilden Landschaft zu unterscheiden sein.
    Der Held Honga war nirgends zu sehen. Er war wohl mindestens eine Nacht lang hier gewesen, denn Gerrek sah Spuren des Lagerfeuers. Aber wenn er am Platz geblieben wäre, müßte irgendwo in der Nähe ein Unterschlupf zu sehen sein. Da es einen solchen nicht gab, wußte der Beuteldrache, daß der Held der Tau fort war.
    Wohin mochte es ihn gezogen haben?
    »Wir werden sehen«, brummte Gerrek. Vorsichtig sah er sich immer wieder nach allen Seiten um. Er wollte nicht von Mordpflanzen überrascht werden, die sich ihm hinterhältig näherten. Auf diesen Inseln schien alles, was grün war und wie eine Pflanze aussah, sogar laufen zu können, und Gerrek wartete nur darauf, daß ihm eine Art unterkam, die auch noch das Fliegen gelernt hatte. Da es hier keine Tiere gab, schienen die Pflanzen deren Rolle mitübernommen zu haben.
    Gerrek suchte nach Spuren. Und er wurde fündig. Wie es aussah, war Honga nicht allein gewesen. Der Beuteldrache versuchte sich zu erinnern, was die Tau erzählt hatten. Sie hatten dem Helden einen Gefangenen mitgegeben, als Köder für die offenbar wahnsinnig gewordene Feuergöttin. Wie es schien, lebte dieser Köder noch und. befand sich in Gesellschaft des Helden.
    Darüber hinaus gab es noch eine dritte Person. Die Pflanzen waren zwar bemüht, alle Spuren zu überwachsen und zu verwischen, aber Gerreks scharfen Glubschaugen entging nicht die geringste Einzelheit. Insgesamt drei Personen waren mit dem Drachen gekommen, und eine dieser Personen war beim Absturz verletzt worden und hatte heftig geblutet.
    Gerrek verzog sein Drachengesicht. Drei… wer konnte außer dem Helden und dem Köder noch den Drachen benutzt haben? Vielleicht die Feuergöttin?
    Es mußte so sein. Denn wer sonst hatte auf dem Vulkan gelebt? Es kam niemand anderer in Frage. Gerrek klopfte gegen ein Rahmenstück des zerbrochenen Flugdrachens.
    »Pech gehabt, mein Lieber«, murmelte er. »Ich habe ja schon immer behauptet, daß Fliegen nichts für einen Drachen ist. Bringt nur Unglück.«
    Dann wandte er sich ab und folgte den Spuren, die sich kaum wahrnehmbar abzeichneten. Doch er sah genug.
    Er folgte dem Weg, den Mythor, Ramoa und Oniak eingeschlagen hatten, und das mit hoher Marschgeschwindigkeit. Denn auch jetzt belästigten ihn die Pflanzen wenig; er kam rasch voran.
    Zwischendurch fragte er sich, wie weit Vina wohl ohne seine tatkräftige Unterstützung mit der Reparatur des Zugvogels gekommen war.
    »Ich hätte sie nicht verlassen sollen«, knurrte er. »Ohne meine Hilfe ist sie aufgeschmissen. Weg da, abscheulicher Strauch!«
     
     
    *
     
    Als Mythor sicher war, daß das eingetauchte Ende des Baumstamms wieder getrocknet war, erhob er sich. Er hatte es sogar geschafft, die Augen zu schließen und etwas zu schlafen. In der Zwischenzeit hatte Ramoa aus zwei kurzen, aber kräftigen Ästen Pfähle gefertigt, die sie nun gemeinsam in den harten Boden versenkten, um den Stamm zumindest auf dieser Uferseite am Davonrollen zu hindern. Er lag jetzt einigermaßen fest.
    Auch Oniak schien die Ruhepause zumindest nicht geschadet zu haben. Mythor sah ihn prüfend an. Das innerliche Fieber war geblieben, vielleicht sogar stärker geworden. Der Sohn des Kometen überprüfte die Wunde; sie blutete nicht mehr, zeigte aber auch keine Anzeichen von Heilungsbeginn.
    »Schaffst du es hinüber, Oniak?« fragte er. »Ich helfe dir.«
    Oniak winkte ab. »Ich schaffe es.« Wie um es unter Beweis zu stellen, stand er ohne seinen Gehstock auf. Die Bewegung war rasch und fließend, und nur bei sehr genauem Hinsehen erkannte Mythor, daß Oniak leicht zitterte.
    »Es ist bald vorbei«, sagte der schmächtige Mann.
    Mythor preßte die Lippen zusammen. Oniaks Worte konnten doppelte Bedeutung haben. Mythor glaubte den Schatten des Todes hinter dem kleinen Mann zu sehen, der jetzt wieder nach dem Dreizack griff.
    »He, nimm deinen Stock mit«, erinnerte Ramoa und reichte ihm die Gehhilfe. Oniak faßte zu und lehnte sich halb gegen den Stock.
    »Du gehst voraus. Honga, wie es dem Helden geziemt«, bestimmte Ramas in einem erneuten Versuch, die Führung zu übernehmen. »Oniak in der Mitte, ich zuletzt. Wenn er stürzt, halten wir ihn.«
    »Und achten auf Fischköpfe«, ergänzte Mythor trocken.
    Ramoa nickte und sah zu, wie der Held den Baumstamm betrat. Die weichen Fellschuhe fanden guten Halt auf der rauhen Rinde. Honga tat die ersten

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