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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Gewicht der Menschen zu tragen.
    »Du mußt mir helfen«, sagte er und nickte Ramoa auffordernd zu, als er zu den beiden zurückkehrte. In ihren dunklen Augen blitzte es kurz zornig auf, dann aber begriff sie, daß es bei Honga keinen Zweck hatte, auf ihrer Herrschaftsrolle zu beharren. Honga war anders als die anderen Männer Vangas.
    Stumm folgte sie dem Helden.
    Vor der Baumgruppe blieben sie stehen. Honga zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den längsten der schlanken Stämme. »Der müßte reichen«, erklärte er.
    Ramoa begriff sofort. »Du willst ihn als Brücke benutzen?«
    »Siehst du einen anderen Weg, gefahrlos hinüberzukommen?« fragte er.
    Die Tau, nur wenig jünger als er, schüttelte den Kopf und sah zu, wie der Held das Gläserne Schwert aus der Scheide zog und ausholte. Ein eigentümliches Singen erklang, als die Klinge durch die Luft schnitt und fast gänzlich in dem Stamm verschwand, dicht über dem Boden. Fast mühelos zog der Held die Waffe wieder heraus. Das Schwert mußte geradezu ungeheuerlich scharf sein, daß es durch das harte Holz schnitt wie durch weiches Fleisch. Wieder schlug Honga zu, und noch einmal. Dann, beim vierten Hieb, sank der Baum langsam um.
    Honga setzte sein Werk fort und schlug die wenigen Äste mit schnellen und kraftvollen Schlägen ab. Dann steckte er Alton wieder ein und deutete auf das schmalere Ende des Stammes. »Faß du dort an«, verlangte er und griff selbst nach dem schwereren Ende, das er sich auf die Schultern wuchtete.
    Gemeinsam trugen sie den gut fünf Mannslängen messenden Stamm zur, schmälsten Stelle des Wassers zwischen den beiden Inseln. Die eigentliche Arbeit begann erst jetzt: Den Stamm als Brücke zurechtzulegen. Es wäre einfacher gewesen, wenn der Baum direkt am Ufer gestanden hätte; geschickt gefällt, wäre er von allein in die richtige Lage gestürzt. Jetzt aber hieß es, ihn sorgfältig hinüberzuwuchten. Je weiter er über die Steiluferkante ragte, desto stärker zog ihn sein eigenes Gewicht nach unten, und irgendwann konnten sie auch zu dritt nicht mehr genügend Gegengewicht auf dem Rest des Stammes erzeugen.
    Die Spitze tauchte ins Wasser ein.
    Schließlich stieß sie doch knapp unter der Wasseroberfläche an das gegenüberliegende Steilufer. Doch damit wollte sich Mythor noch nicht zufriedengeben. Es erschien ihm zu gefährlich, falls es die fischköpfigen Besessenen tatsächlich in der Nähe gab und es stimmte, was Ramoa über sie erzählt hatte.
    Mythor ließ sich vorsichtig am Ufer hinunter, stemmte sich in eine kleine Mulde ein und versuchte, den Stamm von unten hochzudrücken. Nur langsam, Handbreite um Handbreite, gelang es ihm, die Spitze des Baumes am gegenüberliegenden Ufer emporzudrücken. Immer wieder mußte er Pausen einlegen, denn auch seine Kräfte waren nicht unerschöpflich. Die Anstrengung zehrte an ihm.
    Aber endlich hatte er es geschafft. Der Stamm lag jetzt fast waagerecht und gerade. Ramoa setzte einen Fuß darauf.
    »Halt«, warnte Mythor. »Noch nicht.«
    Er kletterte wieder nach oben. Dort setzte er sich auf den Boden und schickte sich an, eine längere Ruhepause einzulegen.
    »Der Stamm ist drüben noch naß«, erklärte er. »Das ist gefährlich. Man kann zu leicht abrutschen. Vor allem Oniak wird sich mit seiner Verletzung nicht halten können. Auf diesen Zeitverlust kommt es nun auch nicht mehr an. Der Stamm muß erst trocknen. Dann werden wir ihn zusätzlich auf dieser Seite festkeilen, daß er nicht davonrollen kann. Und wenn das alles geschehen ist, können wir vorsichtig hinübergehen. Oniak, glaubst du, daß du das schaffst?«
    Oniak nickte.
    Mythor streckte sich auf dem Boden aus.
    Geschmeidig eilte die Tau davon. »Wohin gehst du?« fragte der Sohn des Kometen überrascht.
    »Die abgeschlagenen Äste«, erwiderte sie. »Ich werde sie holen. Aus ihnen kann man Pfähle machen, mit denen wir den Stamm festkeilen.«
    Mythor knurrte anerkennend.
    »Die liebe Ramoa kann mitdenken«, murmelte er, als sie außer Hörweite war.
     
     
    *
     
    Bedächtig näherte sich der Beuteldrache den Trümmern. Er hatte die Flugdrachen der Tau gesehen und konnte sich daher jetzt vorstellen, mit welcher Wucht dieser niedergestürzt und aufgeprallt war. Er mußte sich auch einige Male überschlagen haben, wenn Gerrek die Spuren richtig deutete. Die Holzstangen waren größtenteils zerbrochen, die Bespannung zerfetzt. Und obwohl der Drachen noch nicht lange hier liegen konnte, waren die Reste bereits von Pflanzen

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