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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Gesetzmäßigkeiten zu halten.
    Jetzt aber war die Zeit gekommen. Sie setzte ihre Kraft ein. Die vorbereitende Zeremonie hatte es ermöglicht. Jetzt galt es nur noch, diese Kraft zu lenken.
    Der bläuliche Schlauch aus Glas glitt immer näher an den Ballon heran. Das normalerweise frei aus der Erdspalte austretende Gas wurde in diese Form gezwungen und rund drei Fuß über dem Boden gekrümmt, um sich dann auf den Ballon zuzubewegen.
    Vina hatte die Einfüllöffnung so zurechtgelegt, daß sie von selbst offenstand.
    Jetzt berührte die Spitze des Gasschlauchs diese Öffnung und verschwand darin.
    Vina atmete hastiger und tiefer. Der Einsatz ihrer Kräfte strengte sie an; um so mehr, je länger dieser Vorgang dauerte. Unter normalen Umständen hätte man die Ballonhülle auf ein Stützgerüst gelegt, das über der Gasquelle errichtet worden war. Doch dazu benötigte man jede Menge Arbeiter und Kraft. Beides stand Vina nicht zur Verfügung. Sie mußte es daher mit Magie versuchen.
    »Yep«, murmelte sie.
    Die Zeit verrann.
    Der Ballon begann sich zu füllen.
    Mehr und mehr nahm er Gestalt an. Er begann sich zu heben. Das Gas, das leichter war als die Luft, zwang ihn in die Höhe. Vina hatte diesem Umstand vorher Rechnung getragen und die Gondel mit allen möglichen Dingen beschwert; übriggebliebene Pflanzenteile, Steine und Erdreich war in den Körben untergebracht worden. Diese Ballast-Körbe besaßen zwei Öffnungen; die obere war zum Füllen, und die untere konnte über Zugseile nach Bedarf geöffnet werden, um den Inhalt auszuwerfen und das Gewicht der Gondel zu verringern.
    Der Ballon formte sich immer stärker zu einer Kugel und begann sich zu heben. Frohlockend verfolgte Vina das Schauspiel, aber darüber spürte sie dennoch den Kräfteverlust. Mit viel Glück konnte es ihr gelingen, den Ballon genügend aufzufüllen, aber dann würde sie sich für den Rest des Tages von dieser Anstrengung erholen müssen.
    Auf die Geschwindigkeit, mit der das Gas aus der Erdspalte strömte, hatte sie keinen Einfluß. Sie konnte es weder schneller noch langsamer strömen lassen, sondern ihm nur die Form dieses Schlauches geben und in die Einfüllöffnung des Ballons lenken.
    Höher und höher wölbte sich der Ballon, stieg und begann die Seile zu straffen. Ein kaum wahrnehmbares Zittern ging durch die beschwerte Gondel.
    Der Ballon war jetzt rund, kugelförmig. Aber er war noch nicht genügend gefüllt, um sich in größere Höhen zu schwingen! Vina konzentrierte ihre Magie weiterhin auf das Gas. Sie sah, daß ihre Hände zu zittern begannen. Sie war erschöpft, fast schon am Ende ihrer Kräfte. Und doch mußte sie weitermachen. Sie wollte sich nicht mit halben Sachen zufriedengeben.
    Straffer wurden die Seile, höher stieg der Ballon und spannte die Takelage. Abermals zitterte die Gondel, aber noch stärker zitterte die Hexe des roten Feuers.
    Leicht stöhnte sie auf. Brennende Augen starrten zur Einfüllöffnung empor.
    Geschafft!
    Und sie entließ das Gas aus ihrem Griff.
    Mit weiten Sprüngen eilte sie zur Gondel hinüber, betrat sie durch die Türöffnung und schloß diese hinter sich. Sorgfältig verriegelte sie die Tür und lehnte sich dann schweratmend für kurze Zeit an die Wand. Sie atmete tief durch und fühlte, wie ihre Knie unter ihr nachgeben wollten. Sie brauchte Ruhe, mußte sich von der Anstrengung erholen.
    Manche halten uns für Wesen, die jedes Wunder vollbringen können und die übermächtig sind, dachte sie. Dabei haben auch wir Grenzen unserer Kraft.
    Und diese Grenzen hatte sie diesmal erreicht, fast schon überschritten. Eine rangniedere Hexe hätte schon lange vorher aufgeben müssen.
    Aber es gab auch welche, die solche »Kraftakte« mit einem Zucken des kleinen Fingers erledigten…
    Langsam, schleppend fast ging sie jetzt zu dem Sessel hinüber, der vor den Lenkhebeln und Griffen der verwirrend zahlreichen Zugseile stand. Nacheinander zog sie an einigen der Griffe.
    Einer der Ballastkörbe öffnete sich. Steine und Erde fielen hinaus.
    Leicht hob sich der Zugvogel an. Die Minderung des Gewichts ließ die Gondel jetzt etwa fünf Fuß über dem Boden schweben. Ein starkes Tau, an einem Felszacken in der Nähe befestigt, hielt das Luftschiff schwebend fest. Ein weiterer Seilzug schloß die Einfüllöffnung. Sicher war sicher. Auch wenn das Gas niemals nach unten entweichen konnte, war es besser, den Ballon geschlossen zu halten.
    Ruhig schwebte der Zugvogel jetzt über seinem Absturzort. Im leichten

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