Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
Vom Netzwerk:
man es genau betrachtete, nicht nur eines der flüssigsten, sondern auch der überflüssigsten Dinge der Welt. Es machte den Pelz naß und konnte bei kühlem Wetter zu schlimmen Krankheiten führen. Die Vorstellung, niesen zu müssen und dabei feuerspeiend seine Umgebung zu verbrennen, war schlimm. Nicht allein deshalb war Gerrek wasserscheu. Ihm gefiel auch so manches andere an dieser Flüssigkeit nicht, und den Durst konnte man immerhin auch mit Wein löschen; Wenn es nach ihm gegangen wäre, gäbe es in ganz Vanga kaum ein paar Tropfen Wasser.
    »Nicht nur«, murrte er, »daß ich gezwungen werde zu fliegen - ich werde auch gezwungen, über Wasser zu fliegen. Und jetzt, wo ich gerade ein wenig festen Boden unter mir zu haben glaube, taucht schon wieder Wasser auf.« Er setzte sich auf den Boden, verschränkte die Arme im Genick und beschloß, auf das Auftauchen des Zugvogels zu warten. Irgendwann mußte Vina ja schließlich mit der Reparatur fertig werden und ihm folgen. Dann konnte er mit dem Zugvogel auf die andere Insel übersetzen. Er war jedenfalls fest entschlossen, keinen Fuß auf diesen Baum zu setzen. Die Gefahr, ins Wasser zu fallen und naß zu werden, erschien ihm zu groß.
    »Wasser? - Nein, danke!« knurrte er, schloß die Augen und begann von trockenem Land, süßem Wein und schmackhaften Speisen zu träumen.
     
     
    *
     
    Die Insel erwies sich als ziemlich klein, denn schon bald hatten sie die andere Seite erreicht. Immer wieder sah sich Mythor mißtrauisch um. Der Schrecken über das blitzschnelle Auftauchen der mörderischen Fischköpfe und der Tod Oniaks steckte ihm noch in den Gliedern. Und er wurde den Verdacht nicht los, daß die Besessenen erst einen geringen Teil ihres gefährlichen Könnens gezeigt hatten. Er wollte nicht glauben, daß sie an ein Leben im Wasser gebunden waren. Wahrscheinlich waren sie viel beweglicher, als man annahm.
    In der Nacht schliefen sie nur abwechselnd. Mythor hatte auf ein Lagerfeuer verzichtet; sie kauten rohe Blätter um die stärksten Hungergefühle zu besänftigen. Mythor lauschte immer wieder in die Nacht hinaus. Er wartete förmlich auf einen Überfall, besonders während der Dunkelheit. Denn die Nacht war die Zeit des Bösen, war das Element der Mächte aus der Schattenzone, der Dämonen. Und damit auch das Element der von Dämonen besessenen Männer. Und in der Tat glaubte Mythor während seiner Nachtwache zuweilen funkelnde Augen zwischen den weitab vom Lagerplatz stehenden Büschen zu entdecken. Doch wenn er dann hinging, das Schwert in der Hand, um nachzusehen, gab es nicht einmal Spuren.
    Irgendwann begann er zu hoffen, daß seine innere Ruhelosigkeit unbegründet war. Daß die Fischköpfe im Wasser geblieben waren und vor dem Land zurückschreckten.
    Als dann der Morgen kam, war es Ramoa, die Spuren entdeckte. Sie hatte sich etwas vom Lager entfernt, und als sie zurückkehrte, hielt sie etwas eigenartig Schillerndes in der Hand. Es war flach, durchsichtig und von grauer Färbung und schimmerte, wenn man es in einen bestimmten Winkel zur unter der Schattenzone aufgehenden Sonne hielt, in allen Farben des Regenbogens.
    »Eine große Fischschuppe«, stellte Mythor betroffen fest. »Wo hast du sie gefunden?«
    Ramoa sah ihn aus ihren dunklen Augen an und bezeichnete die Richtung. »Vielleicht zwei Steinwürfe von hier müssen sie gelagert haben. Jetzt sind sie verschwunden. Ich fand nur nasses Gras und ein paar Schuppen, die von ihren Kopfmasken abgetrocknet sein müssen. Vielleicht haben sie sich jetzt ins Wasser zurückgezogen, um sich wieder durchzufeuchten.«
    »Nasses Gras«, murmelte Mythor. »Morgentau.«
    Die Feuergöttin schüttelte den Kopf. »Nein. Es war eine andere Nässe. Die Fischköpfe sind hinter uns her. Sie verfolgen uns über Land. Bald werden sie wieder hinter uns sein.«
    »Dann sollten wir zusehen, daß wir so rasch wie möglich verschwinden«, sagte Mythor. »Vielleicht wollen sie uns auch einen Hinterhalt legen. Wir müssen schneller sein. Daß sie sich zum Durchfeuchten zurückgezogen haben, gibt uns eine Chance.«
    Sie begannen wieder zu laufen. Als die Sonne hinter der Schattenzone verschwand, erreichten sie das Ende der Insel. Sie war mit der nächsten durch eine schmale Felsenbrücke verbunden.
    Die andere Insel mit ihrer Steilküste war mehr als einen Pfeilschuß entfernt. Der einzige Weg, der hinüber führte, war die Brücke aus Felsgestein.
     
     
    *
     
    »Und da«, sagte Mythor stirnrunzelnd, »müssen wir

Weitere Kostenlose Bücher