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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Wind trieb er zur Seite, bis sich das Halteseil endgültig straffte, und blieb dann ruhig hängen.
    Sollte sich eine Pflanze an der Gondel zu schaffen machen wollen, mußte sie zunächst den Höhenunterschied überwinden, und außerdem würde sie Erschütterungen hervorrufen, die Vina auf jeden Fall bemerken würde.
    Die Hexe lehnte sich im Sessel zurück, schloß die Augen und war Augenblicke später eingeschlafen.
    Der Schlaf gab ihr neue Kräfte.
     
     
    *
     
    Kurz vor Abend rissen die Nebel auf, die über die Blutigen Zähne gesunken waren. Gerrek hatte sich zwischen Bäumen eines kleinen Waldes durchgearbeitet und bereits mehrmals geglaubt, die Spur des Helden verloren zu haben, sie dann aber immer wieder gefunden. Er bemerkte auch, daß er dem Gesuchten und seinen beiden Begleitern, von denen einer verletzt war, immer näher kam. Ihr Vorsprung begann langsam zusammenzuschrumpfen.
    Gerrek schätzte, daß er sie am kommenden Tag wohl gegen Abend erreichen würde.
    Oder am Morgen darauf; ganz so genau wollte der Mandaler sich da nicht festlegen. Er versuchte immer wieder, anhand abgetrennter Pflanzenreste die Zeit zu bestimmen, die zwischen dem Auftauchen Hongas und seinem eigenen Erscheinen lag; die mit Schwerthieben abgehackten Sträucher und beweglichen Ästewaren immer frischer, je länger Gerrek der Spur folgte.
    Als sich jetzt der Nebel hob und förmlich wie ein zerrissener Schleier wich, stellte Gerrek fest, daß er sich am Rand des Zahns befand. Hier hörte die Insel auf, und hinter einem Wasserarm ragte das Ufer der nächsten auf. Es sah fast so aus, als habe hier ein Riese das Land einfach durchgehackt. Aber Gerrek hatte aus der Luft, vom Zugvogel aus, genug gesehen, um zu wissen, daß das hier nicht eine einfache wasserführende Schlucht war, wie sie in den größeren Inseln oftmals anzutreffen gab, sondern daß hier wirklich zwei Inseln aneinanderstießen.
    Gerrek betrachtete das Ufer. Es gab hier Schleifspuren. Und Fußabdrücke, die sich tief eingeprägt hatten.
    Hier hatten Menschen etwas Schweres getragen. Abgebrochene Äste und Zweige… und dann sah Gerrek den Baumstumpf.
    »Aha«, murmelte er. »Sie haben sich Brennholz besorgt. Dann kann das Lager nicht fern sein. Vielleicht glüht sogar die Asche noch - aber nein, es ist doch zu lange her. Sie waren gestern hier. Gestern etwa um diese Zeit, nehme ich an. Vielleicht etwas eher.«
    Nachdenklich kratzte er sich zwischen den Ohren, bis ein leichter Schmerz ihn darüber belehrte, daß er wieder einmal seine Krallen einzuziehen vergessen hatte. »Äh!« machte er verärgert. Seine großen Augen musterten den Baumstumpf.
    »Er mag ein Held sein, aber er ist dumm«, stellte der Mandaler fest. Vorsichtig ging er in die Knie und streckte eine Hand nach den Pilzen aus, die dicht am Stumpf wuchsen. Bedachtsam pflückte er sie ab. Sie waren groß, fleischig und eßbar, wie der Beuteldrache sofort erkannte. »Damit wäre das Abendessen gerettet«, stellte er fest.
    So gut es ihm mit seinen knochigen, krallenbewehrten Händen gelingen wollte, begann er die Pilze zu säubern und zu zerteilen. Es war eine stattliche Menge. Sorgsam breitete er sie auf dem Baumstumpf aus und betrachtete sie voller Vorfreude. Dann öffnete er das Drachenmaul, um sie mit seinem Feuer ein wenig zu braten. Er überlegte sorgfältig, wieviel Feuer er speien mußte und hauchte dann die Flamme über die Pilze. Einmal, zweimal, dreimal… dann nahm sein Abendessen die gewünschte Färbung an und duftete auch verlockend.
    »Ein Drachendasein hat doch seine Vorteile«, stellte Gerrek fest und begann die gebratenen Pilze zu verzehren. Ein Mensch hätte erst umständlich ein Feuer entzünden müssen…
    Schließlich leckte er sich noch einmal genießerisch die Lefzen, erhob sich und folgte den Spuren. Nach einer Weile entdeckte er dann den Baumstamm, der immer noch quer über das Wasser führte.
    »Aha«, brummte er.
    Was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Er hatte gehofft, über eine Landbrücke auf die andere Insel gelangen zu können. Aber wenn es eine solche Brücke gäbe, hätten Honga und seine Begleiter wohl schwerlich einen großen Baum gefällt und hier als Brücke über das Wasser gelegt.
    Gerrek knurrte verärgert und enttäuscht.
    »Nein«, stellte er fest. »Das kann Vina nicht von mir verlangen. Wie leicht kann man vom Baum abgleiten und ins Wasser fallen. Wasser… brrrr! Mich schaudert!«
    Er wich vorsichtshalber sogar ein paar Schritte vom Ufer zurück. Wasser war, wenn

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