Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
an den starren Körpern ab, und doch wußte Mythor, was geschah. Er fühlte es irgendwie.
Er sah eine von ihnen an, die einmal sehr schön gewesen sein mußte. Jetzt war sie ausgemergelt, bestand nur noch aus Haut und Knochen, und ihre Augen waren stumpf. Aber sie war eine der Kraftquellen des Kreises!
»Jewa…«
Scida hatte es vom Höhleneingang her gemurmelt, und noch einmal: »Jewa…«
Die zweite Kraftquelle, der Hexe Jewa gegenübersitzend, war Ramoa!
Aber wie hatte sie sich verändert! Das schöne, wilde Mädchen, gerade einundzwanzig Lenze jung, wirkte wie eine Greisin! Das feuerrote Haar, das in der Sonne geleuchtet hatte, war stumpf und spröde. Das Gewand war zerrissen, die Zauberringe leuchteten nicht mehr, die einmal der Hexe Vina gehört hatte, und einige waren sogar zu Staub zerfallen.
Mythor erschauerte unwillkürlich. Welche Kräfte mußten hier freigesetzt worden sein, wenn Hexenringe zerpulverten! Und auch wenn Ramoa keine Hexe war, beherrschte sie doch die Grundzüge der Feuervulkan-Magie von Tau-Tau und wußte teilweise mit den Ringen umzugehen.
Eine Wunde verunstaltete Ramoas Stirn, und unaufhörlich sickerte Blut in einem dünnen Faden hervor. Unwillkürlich warf Mythor der Statue einen neuerlichen Blick zu, als sei er sicher, von ihr stamme die Verletzung!
Dann straffte sich sein Körper. Mit ein paar Schritten ging er auf Ramoa zu. Was immer auch dieser Kreis mit seiner Kraft bedeutete – er brachte Ramoa um! Sie brauchte sofort Hilfe!
Mythor streckte die Hände nach der ehemaligen Feuergöttin aus, um sie aus dem Kreis zu brechen.
Im gleichen Moment blickten ihre Augen nicht mehr starr wie die der anderen. In einer blitzschnellen Bewegung, wie er sie von früher her kannte, flog ihr Kopf herum, und ihre Augen funkelten ihn an. Sie setzte den Zwingenden Blick gegen ihn ein!
Gegen Mythor!
»Halt!« sagte sie dazu.
Mythor erstarrte.
»Du darfst nicht tun, was du willst«, sagte sie leise und traumverloren. »Es würde alles zerstören. Die Hilfe, die wir brauchen, muß von anderer Art sein…«
»Warum?« schrie der Gorganer.
»Höre«, verlangte sie, »doch nicht zu lange, ich muß wieder in den Kreis zurück…«
*
Eine unmenschliche Wesenheit tauchte aus dem Dunkel auf an die Oberfläche des Lichtes, das zu Zerstören es galt. Die Zeit des Wartens war vorbei.
Für das Wesen und andere Kreaturen, die nicht weit von hier auf den Moment ihres Ausschlüpfens warteten.
Augen glommen stärker auf. Der Schlaf wich, obgleich es eine mächtige Kraft gab, die es zu verhindern versuchte. Doch der Unbegreifliche ahnte irgendwo in den Tiefen seines Noch-Dämmerns, daß es diese Kraft nicht mehr lange geben würde.
Sie war endlich doch zu schwach. Denn schon gelang es ihm, sich zu bewegen.
Und er bewegte sich.
Und griff nach der Kraft, um sie zu der seinen zu machen.
*
»Aus der Schattenzone kam der Dämon, der sich der Verdammten Gondaha bediente und sie unter seine Kontrolle brachte. Mit ihr wollte er nach Vanga einreisen. Er wurde ein Teil der Stadt und glaubte, die Große Barriere so überwinden zu können, die ihm in seiner ursprünglichen Natur ein unüberwindbares Hindernis war. Doch die Barriere war stärker und schleuderte ihn dennoch zurück.
Sein Diener aber, den sie Yacubus nennen, blieb zurück und versteinerte nur. Doch noch regt sich in ihm sein unheilvolles Leben. Er ist ein Tier – nein, mehr noch. Ein hochintelligentes Tier! Was könnte es zuwegebringen, wenn sein ganzes Denken nicht auf Mord ausgerichtet wäre… Yacubus ist nicht weniger gefährlich als sein Dämon, und wehe uns allen, wenn er erwacht!
Jewa entdeckte seine Statue hier unten und hinderte den Schrecklichen mit ihrer Magie und der Kraft ihres Geistes daran, wieder zu erwachen. Doch zu groß für eine Frau allein war diese Anstrengung, und der Kampf zehrte sie aus. Darum holte sie nach und nach die Amazonen zu sich, die nach ihr suchten, und bildete mit ihnen den Hexenkreis, der Yacub am Erwachen hindern soll. Und dennoch wurde sie trotz der Kraft der Amazonen immer schwächer.
Erst als ich nach Gondaha kam, wurde es besser. Ich wurde zur Verstärkung geholt und ebenfalls in den Hexenkreis geschlossen.
Unglaublich stark ist Yacubus. Wir glaubten, ihn zu bannen, doch nun sind auch wir schon zu schwach. Vinas Ringe und mein Zwingender Blick halfen mir, doch auch damit ist es bald vorbei. Ich kann nicht mehr lange widerstehen, und Jewa allein ist verloren. Bald schon wird Yacubus erwachen und
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