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Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Titel: Mythor - 063 - Die Bestie erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Schwammscholle über ihm wieder geschlossen hatte, zugewachsen war, hatte er seinen dunklen Inhalt freigelegt.
    Es war eine steinerne Statue, acht Fuß groß und von graubrauner Färbung. Rissig das Material, das so prachtvoll modelliert war, als lebte das dargestellte Wesen wirklich! Jeder Muskel war ausgebildet, und deren gab es viele!
    Annähernd menschlich in seiner Gestalt, besaß die Kreatur zwei untereinander angeordnete Armpaare, die gleichlang waren. Darüber hätte man noch hinwegsehen können, nicht aber über den Kopf, der eher zu einer Echse gepaßt hätte. Die Schnauze war nicht weit ausladend, sondern kurz, wirkte aber durch ihre kantigen Umrisse nicht weniger erschreckend. Die großen und im Gegensatz zum Rest des Materials dunkelroten Augen lagen seitlich, was diesem Wesen einen ungeheuer ausgedehnten Gesichtskreis verleihen mußte. Mythor schätzte, daß die Bestie, der diese Statue nachgebildet worden war, keine Schwierigkeiten besaß, gleichzeitig wahrzunehmen, was sich rechts, links und vorn abspielte, und vielleicht auch noch mehr…
    Ohren besaß das Monster zur Abwechslung nicht, dafür aber Längsschlitze, die von Hautlappen halb bedeckt wurden. Messerscharfe, halbmondförmige Knochenkämme ragten anstelle der Zähne aus dem breiten Maul, und zwischen den Nasenlöchern erhob sich ein dickes Horn, das bestimmt nicht nur Körperzierde war…
    Es schien, als sei die Bestie mitten im Sprung erstarrt…
    Mythor fühlte das Unheil, das von der Statue ausging, und wußte, daß sie es war, um die es hier ging. Alles andere war unwichtig.
    Die Statue eines Dämons?
    So etwas wie jener Schwarzstein, der Drudins Dämon Cherzoon beherbergt hatte…?
    »Das muß Yacubus sein«, flüsterte Scida bestürzt. Auch sie hatte nur Augen für die Statue, nahm sie in ihrer ganzen furchtbaren Ausdruckskraft in sich auf.
    Yacubus frißt uns auf, wenn du nicht…
    Und: Hilf Jewa und Ramoa, damit Yacubus nicht erwacht…
    Doch ein Dämon?
    Einer, der Lebenskraft in sich aufnahm und Seelen fraß?
    »Yacubus«, murmelte Mythor. Und jetzt erst nahm er bewußt wahr, was sich außerdem noch in der Grotte befand…
*
    Bald war es soweit. Unweit der Stelle, an der sich Mythor, Scida und der Mandaler befanden, knisterte es bereits in den Nissen. Die Schalen wurden immer rissiger und brüchiger.
    Die Entersegler erwachten.
    Unheilvolles Leben drängte danach, sich zu entfalten.
    Zu morden und zu zerstören.
    Jeden Moment konnte es geschehen.
*
    Dort, wo der Boden noch feucht und weich, aber nicht mehr von Wasser bedeckt war, bildeten etliche Frauengestalten einen Kreis vor der unheimlichen Statue. Ihre Hände berührten einander, und sie alle sahen so ausgezehrt aus wie jene, die ihnen entgegengetaumelt war. Hohlwangige Gesichter mit tief in den Höhlen liegenden Augen sahen blicklos zur Mitte des Kreises.
    »Meine Amazonen«, keuchte Scida erschrocken auf. »Sie sind hier, hier unten und…«
    Selbst Gerrek schwieg angesichts des seltsamen Bildes, das sich ihnen hier bot.
    Die Amazonen nahmen ihre Umgebung nicht wahr. Sie waren in sich selbst versunken wie in einer Meditation, und nur hin und wieder zuckte es in ihren Gesichtern, als kämpften sie mit ihrem Geist gegen irgend etwas an.
    Langsam, Schritt für Schritt, näherte Mythor sich dem Kreis. Im ersten Moment streckte Scida die Hand aus, als wolle sie ihn zurückhalten, unterließ es dann aber wieder.
    Schweigend stand sie und beobachtete nur.
    Unter Mythors Stulpenstiefeln schwabbelte und schmatzte der nasse Schwamm des Höhlenbodens. Irgendwo tropfte es von der Decke. Wahrscheinlich war die Einschlagsöffnung des Meteors doch nicht ganz so zugewachsen, wie es den Anschein hatte.
    Die Frauen saßen mit untergeschlagenen Beinen da und berührten einander mit den Händen. Mythor sah zu seinem Erschrecken, daß bereits die Hälfte von ihnen tot war, aber im Tode noch hielten sie sich aufrecht und schlossen den Kreis!
    Ein eigenartiges Kribbeln bildete sich auf seinem Rücken und wanderte hinauf zum Nacken. Er sah wieder zu der Statue hinüber.
    Sie kam ihm anders vor. Es dauerte lange, bis er zu begreifen glaubte. Ihm war, als habe sie sich um ein Geringes bewegt.
    … damit Yacubus nicht erwacht!
    Stein, der erwachte? Stein, der lebte?
    Aber wie konnte Mythor helfen, damit Yacubus nicht erwachte?
    Er stand jetzt direkt hinter zwei Frauen, die tot waren und doch den Kreis zusammenschlossen, und er sah, daß eine weitere starb. Keine Veränderung zeichnete sich äußerlich

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