Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
auch Fackeln gegeben? Nahmen diese kleinen Stellen der Wände vielleicht Licht in sich auf und sandten es langsam und viel schwächer wieder aus?
»Gerrek…«
Fragend wandte der Beuteldrache den Kopf, der einmal vor langer Zeit ein Mann gewesen war, der Diener einer Hexe, die ihn seines vorlauten Mundwerks wegen in einen Drachen verwandelt und dabei vergessen hatte, ihm auch noch Flügel zu spendieren.
Mythor deutete auf eine bestimmte Stelle an der Wand. »Spuck mal ein wenig Feuer, alter Freund«, verlangte er. »Nur ganz wenig!«
»Wer bin ich denn?« protestierte Gerrek.
»Ein Feuerspucker«, stellte Mythor trocken fest. »Na los, mach schon!«
Auch Scida war stehengeblieben, begriff allerdings nicht, worum es ging.
»Na gut«, brummte Gerrek und stieß eine mannslange Flamme aus den Nüstern. Mythor konnte gerade noch rechtzeitig seine Hand zurückreißen.
Dann starrte er die Stelle an.
Sie leuchtete heller als die anderen!
»Also doch«, behauptete er und legte seine Gedankengänge offen. »Licht kommt aus den Fackeln des Nissenhorts und daher, wenn hin und wieder jemand mit einer Fackel durch die Gänge schreitet, um diese Flecken zum Leuchten anzuregen. Das bedeutet andererseits, daß dieser Gang hier seltener oder fast gar nicht benutzt wird.«
»Dennoch muß etwas dahinter liegen, das wichtig ist. Dieses eigentümliche Leuchten drüben…«
Scida verstummte und setzte sich wieder in Bewegung. Die beiden anderen folgten ihr.
Das Leuchten, was ihnen aus einer Grotte entgegendrang, war bläulich und daßei so gleichmäßig, daß es nicht von Fackeln stammen konnte.
Magisches Licht…?
Der Gang wurde so breit, daßsie zu dritt nebeneinander gehen konnten, und dann mündete er in eine Grotte, aus der das Blaulicht kam. Unwillkürlich fröstelte Mythor. Dieses Licht strahlte Kälte aus.
Kälte, die sich bis in die Seele fraß!
Noch ein paar Schritte vor…
In der Grotte befand sich etwas. Sie war nicht leer!
Wasser…
Aber neben dem Wasser, das einen Teil des Bodens bedeckte, war noch etwas, und unwillkürlich hielt Mythor den Atem an.
Das, was er hier sah, hätte er zuallerletzt erwartet, und vor allem nicht hier unten!
Ein riesiger, aufgebrochener Stein… und darin…
»Was ist das?« hauchte die alte Amazonenführerin. »Was, bei allen Zaubermüttern?«
Mythor fühlte, wie die Kälte in ihm immer weiter vordrang. Er preßte die Lippen zusammen.
»Das«, behauptete in diesem Moment Gerrek vollkommen sicher, »ist eine Panzerhornschrexe!«
7.
»Du bist verrückt, Rattenschwänziger!« fuhr Scida ihn an. »Es gibt eine Panzer- was? Egal, es gibt das nicht! Was soll das überhaupt darstellen?«
Gerrek kräuselte verärgert seinen Katerbart. »Warum soll es keine Panzerhornschrexen geben? Es gibt ja auch Beuteldrachen!«
»Zeboa sei Dank, nur einen einzigen!« fauchte Scida.
»Eben!« trompetete Gerrek. »Und da das da drüben aus diesem Grund kein Beuteldrache sein kann, muß es eine Panzerhornschrexe sein!«
»Es gibt keine Panzerhornschrexen«, wiederholte Scida mit Nachdruck. »Demzufolge hältst du jetzt deinen Drachenmund!«
»Ich!« zeterte Gerrek. »Immer soll ich ruhig sein! Daßei sage ich doch kaum etwas!«
»Ich muß zugeben«, erklärte Scida, »daß du dich die letzte Stunde merklich zurückgehalten hast. Aber wenn du etwas sagst, ist der Blödsinn um so größer!«
»Auch Blödsinn ist Sinn!« maulte der Mandaler.
Mythor lächelte schwach. Immerhin hatte Gerrek durch die Erfindung seiner… Wie hieß das Tier doch gleich?… die Spannung wieder etwas aufgelockert.
Als Mythor sich wieder dem Innern der Grotte zuwandte, war er merklich ruhiger, aber der Eindruck des Unheimlichen blieb. Das kaltblaue, schwache Leuchten, das aus dem Nichts zu springen schien und keinen Schatten hinterließ, verstärkte diesen Eindruck noch.
Der Meteorstein – es mußte ein Meteor aus der Schattenzone sein, lag in der Mitte des Wassers, das etwa die Hälfte des Grottenbodens bedeckte. Er erinnerte in seinem Aussehen fatal an jenen Meteor, der Mythor in der Nordwelt Gorgan fast zum Verhängnis geworden wäre. Jener Stein hatte in sich etwas geborgen, das lähmend auf Mythor gewirkt hatte, und Oburus, einer der drei Todesreiter Drudins, hatte etwas davon an sich gebracht und versucht, den Sohn des Kometen damit auszuschalten.
Und fast wäre es ihm auch gelungen…
Aber das, was sich hier befand, war etwas anderes. Beim Einschlag war der Meteor aufgeplatzt, und während sich die
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