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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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    „Oder sie brütet eine Heimtücke aus“, murmelte Scida. „Ich traue ihr nicht über den Weg.“
    „Es sieht so aus, als würden wir der Stadt einen Besuch abstatten“, sagte Lankohr. „Wir sollten uns einmal erkundigen.“
    Ohne sich weiter um seine Gefährten zu kümmern, verließ der Aase die Aussichtswarte und eilte davon, um irgendeine der Hanquonerinnen zu fragen.
    „Unser Knirps ist gar nicht so dumm“, bemerkte Scida.
    „Wenn ich nur wüßte…“
    Sie folgte dem Aasen. Mythor, der keine Lust hatte, allein auf der Aussichtswarte zu bleiben, schloß sich ihr an und fand kurz darauf Lankohr in ein Gespräch mit einer Bürgerin vertieft. Scida und er gesellten sich dazu. „… werden wir Colonger einen Besuch abstatten“, sagte die Hanquonerin gerade. „Es gibt einen großen Hafen, der die Lumenia aufnehmen kann. Er ist tief genug für die Wurzeln. Wir sind nicht zum ersten Mal hier. Ich denke, daß die Menschen von Colonge schon auf uns warten, wahrscheinlich sind sie sogar von weither gekommen. Denn es wird sich herumgesprochen haben, daß Hanquon wieder in der Nähe ist.“
    „Hat es denn eine besondere Bedeutung? Schließlich kann niemand genau geahnt haben, wann sie erblüht, und ich glaube auch kaum, daß die Lumenia zur Blütezeit eigens hierher gelenkt wird.“
    Die Hanquonerin lächelte freundlich. „Es geht nicht um die Blüte. Das ist ein Zufall. Nein, unser Besuch hat eine alte Tradition. Ihr wißt sicher, daß es einst eine böse Zeit für Hanquon gab.“
    „Die Plünderer“, stieß Scida hervor.
    Die Bürgerin nickte. „Ja, die Plünderinnen. Es gab damals eine Reihe von Überfällen auf Naudron.“
    Mythor entsann sich der Erzählungen Ambes. Die ehemalige Hexe und jetzige Zaubermutter war auf Naudron aufgewachsen und hatte bei einem Überfall der Plünderinnen von Hanquon ihre Mutter verloren.
    „Doch das ist lange her“, fuhr die Bürgerin fort. „Es geschah die große Läuterung. Aber noch heute gedenken wir unserer Schuld, und es ist üblich, daß wir jedesmal, wenn wir Naudron passieren und Gavanque hinter uns gebracht haben, den Hafen von Colonge ansteuern und den Bewohnern der Stadt ein Bußspiel darbieten, das sie und uns an die damaligen bösen Geschehnisse erinnert, auf daß sie sich nie wiederholen mögen. Die Festspiele haben die Kämpfe von damals zu Inhalt, und wir, die wir in Hanquon leben, stellen sowohl Überfallene als auch Plünderer dar. Natürlich nicht wir alle, sondern nur wenige ausgesuchte. Wir würden ja sonst die Stadt überfüllen, und es könnte geschehen, daß es trotz allen guten Willens erneut zu Ausschreitungen kommt.“
    „Und wer nimmt an diesen Spielen teil?“ fragte Scida.
    „Wen das magische Los trifft“, erwiderte die Hanquonerin gelassen. „Es ist eine große Ehre, und niemand weiß vorher, wen es trifft. Es kann jeden treffen, vielleicht auch einen von euch.“
    „Wir müßten dann aber schon sehr genau wissen, was wir zu tun haben“, gab Lankohr zu bedenken. „Wir reisen erstmals mit Hanquon, und wir kennen die Zeremonie nicht…“
    „Das würde man euch sagen. Selbst ich weiß nicht genau, was ich tun müßte. Aber ich würde mich freuen, wenn das Los mich erwählte.“
    „Ein magisches Los“, sagte Scida. „Gar nicht so dumm. So kann niemand sich benachteiligt fühlen, wenn die Ehre an ihr vorbeigeht, nicht wahr?“
    „Wahr gesprochen.“
    „Nun, so werden wir der Dinge harren.“
    Immer näher rauschte die große Wasserblume auf die Hafenmauer der Stadt zu.
*
    Schon von weitem hatte man das Nahen der Lumenia bemerkt; die gewaltige Blume war unübersehbar. Und so strömten die Menschen aus allen Teilen der Stadt herbei, um mitzuerleben, wie Hanquon in den Hafen einfuhr.
    Colonge lag an der äußersten Westspitze von Naudron. Die Landzunge der Nachbarinsel war von hier aus schon nicht mehr wahrzunehmen, allenfalls als dunkler Strich dicht über dem Horizont, wenn das Wetter sehr gut war. Die Stadt füllte einen großen Teil des vorspringenden Landes aus; die Küstenlinie war ebenso lang wie die Inlandmauern. Der Stadt vorgelagert war ein großer Hafen, in dem jetzt nur wenige Schiffe lagen. Man hatte sie hinausgelenkt, um Raum für die Lumenia zu schaffen. Langgestreckte Schutzdämme ragten ins Wasser hinaus, mit Mauern bewehrt. Vor langer Zeit waren diese Mauern unnötig gewesen, obgleich sie die plündernde Hanquon nicht hatte aufhalten können, und auch heute noch waren Seeräuberschiffe unterwegs, die sich

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