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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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begriff. Nur Scida ahnte die dräuende Gefahr.
    Wer war Nucrilia…?
*
    „Kennst du dich in Colonge aus, Honga?“ fragte die fette Händlerin, während die vier Spieler von einem Ruderboot abgeholt und zum Kai gebracht wurden. Der Gorganer schüttelte den Kopf. „Ich war gestern nur im Hafengebiet. “
    „Nun, dann weiß ich mehr als du“, sagte Nucrilia lächelnd. „Ich ahnte schon so etwas, gestern… und ich habe mich ein wenig in der Stadt umgesehen. Das wird uns jetzt von Nutzen sein.“
    Sie legte die Hand auf das Schwert, das sie sich um den massigen Leib gegürtet hatte. Die drei Frauen und Mythor waren bewaffnet. Wenn sie aufeinandertrafen, konnte harmloses Klingenkreuzen das Spiel anregender machen. Bewaffnet machte Nucrilia einen völlig anderen Eindruck, aber das war bei den beiden Jägerinnen ebenso. Mythor entsann sich Scidas Gezeter. Warum mißtraute sie ausgerechnet Nucrilia?
    „Es wird am besten sein, wenn du dich mir anschließt“, sagte die Händlerin.
    Mythor nickte. Es hatte keinen Zweck, ihr zu widersprechen. Erstens war sie eine Frau und er nur ein Mann, und zum anderen konnte es für ihn nur von Vorteil sein, wenn sie sich in der Stadt halbwegs leidlich auskannte. Er hätte natürlich auch, anstatt sich in der Weinstube Gerreks und Scidas unterschiedliche Prahlereien anzuhören, die Stadt durchstreifen können, aber er hatte einfach nicht damit gerechnet, daß ausgerechnet ihn das Los treffen würde. Weshalb auch? Er war ein Fremder, ein Reisender, der rein zufällig eine Zeitlang mit der Lumenia gen Süden treiben würde.
    Und nun hatte es ihn doch erwischt. Zufall oder nicht? Es war auch egal. Warum sollte er sich nicht ein wenig durch Colonge scheuchen lassen? Es war besser, als untätig in der Lumenia Fett anzusetzen.
    Er hatte dabei nur eines nicht bedacht.
    Das Oberste Gesetz Hanquons, das ihn auf der Blume schützte.
    Nicht aber in Colonge…
*
    „Sie war in der Stadt!“ keuchte Scida und stürmte auf eines der großen Blätter zu, die lose in den Lagunen der Lumenia trieben. „Sie war in der Stadt… dieses Aas! Sie wird…“
    Die Hand einer Frau stoppte sie. „Worüber ereiferst du dich so, Kriegerin? Was hast du vor?“
    Scida starrte die Hanquonerin an.
    „Ich muß hinter ihnen her! Nucrilia ist…“ Sie unterbrach sich sofort wieder.
    „Ich denke, daß es keinen Grund gibt, daß Bußspiel zu stören“, sagte die Hanquonerin. „Während die Spieler in der Stadt sind, darf niemand von uns Hanquon verlassen. Daran wirst auch du dich halten. Wenn sie zurückkehren, kannst du losfahren.“
    „Aber dann kann es zu spät sein“, murmelte Scida. „Wenn Nucrilia das ist, was ich in ihr vermute.“
    Die Bürgerin wurde aufmerksam. „Du redest seltsam, Kriegerin. Drücke dich deutlicher aus oder schweige.“
    „Nucrilia ist eine Amazone der Hexe Niez. Sie ist hinter uns her, und ich denke, sie wird Honga töten oder gefangennehmen wollen.“
    Die Hanquonerin lachte. „Diese dicke Frau eine Amazone? Du mußt einem schrecklichen Irrtum unterliegen. Und selbst wenn sie ihn töten wollte… warum regst du dich auf? Dieser Honga… er ist doch nur ein Mann.“
    Scida ballte die Fäuste.
    „Wenn du versuchst, das Spiel zu stören, werde ich dich der Ersten Bürgerin melden, und man wird über dich Gericht halten.“
    Wortlos wandte die Amazone sich um. Sie konnte nur hoffen, daß sie mit ihrem Verdacht irrte – oder daß Mythor schnell genug war, jeder Falle auszuweichen.
*
    Colonge war eine grüne Stadt. Breite Straßen zogen sich wie ein regelmäßiges Gitternetz zwischen den mehrstöckigen, weißen Häusern entlang, und zwischen Straßen und Häusern befanden sich stets breite Flächen, auf denen Gras wuchs, kleine Bäume und viele Blumen. Es war keine Stadt des Kampfes, sondern eine des Friedens und der Schönheit. Zum ersten Mal fühlte Mythor sich wohl. Colonge gefiel ihm. Es gab hier keine lauernde Hinterlist und Heimtücke, die von der Stadt und ihren Bewohnern ausging. Bislang hatte noch überall immer irgendeine Bösartigkeit gewartet.
    Eine solche Stadt zu überfallen, auszuplündern und zu morden und brandschatzen… es war Sünde. Wie verderbt mußten damals die Bewohnerinnen der Schwimmenden Stadt gewesen sein, daß sie das gewagt hatten?
    Er hielt sich immer knapp hinter Nucrilia, während sie durch die Straßen huschten. Sie waren an den beiden entgegengesetzten Enden des Hafens abgesetzt worden, die Jägerinnen und die Opfer, und die Hatz hatte begonnen

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