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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Sie betastete etwas, was darin lag. War es irgendein Zaubergegenstand, ein Talisman oder Amulett? Oder war es…
    In diesem Moment trat eine Frau aus dem Kreis zur Mitte. Langsam schritt sie auf die Hexe zu, verneigte sich tief vor ihr und kniete dann nieder.
    „Das Los hat gesprochen“, sagte die Hexe dumpf. „Du bist eine Jägerin.“ Mythor schluckte. Er hatte nichts wahrgenommen. Und doch mußte irgendein Hauch diese Frau berührt haben, daß sie aus der Reihe der anderen hervortrat. Niemand zweifelte daran, daß sie vom Los auserwählt war. Es schien unmöglich, daß sie aus eigenem Antrieb vorgetreten war.
    Oder?
    Leise äußerte Mythor seinen Verdacht.
    „Gewiß nicht“, flüsterte eine Bürgerin neben ihm, die die Frage gehört hatte. „Einmal hat es eine von uns versucht, die nicht auserwählt war. Doch gleich spürten wir alle, daß das Los nicht sie getroffen hatte, sondern eine andere, für die sie sich vorschob.“
    „Wie viele werden erwählt?“ fragte Mythor und sah, wie eine weitere Frau vortrat.
    „Vier“, flüsterte die Hanquonerin neben ihm. „Zwei gegen zwei.“
    „Das Los hat gesprochen“, sagte die Hexe erneut. „Du bist eine Jägerin.“
    „Dann wären jetzt also noch zwei Gejagte zu wählen, ja?“ fragte Mythor.
    Von der Seite stieß Scida ihn an. „Schweig und lausche.“ sagte sie.
    Mythor lächelte. Die alternde Amazone sorgte sich wieder mal darum, daß ihr Beutesohn in die Klauen einer anderen Frau geraten könnte.
    Er sah wieder zur Mitte. Nucrilia schritt auf die Hexe zu und verneigte sich vor ihr. Scida stieß ein heiseres Krächzen aus. „Ausgerechnet“, keuchte sie.
    „Das Los hat gesprochen. Du bist ein Opfer.“
    Die Menge schwieg. Von den Kaimauern sahen neugierige Zuschauer herüber. Einige hatten die Lagerschuppen erklommen, um bessere Sicht auf das zu haben, was sich auf der Lichtblume abspielte, andere hingen in den Wanten der teilweise betakelten Schiffe und sahen herab.
    Plötzlich fühlte Mythor in sich einen eigentümlichen Drang, zu der Hexe im graublauen Mantel zu gehen. Er versuchte sich dagegen zu stemmen, doch der Drang war stärker. Gegen seinen Willen schob er sich durch die Hanquonerinnen und trat vor, um sich ebenfalls zu verneigen.
    „Honga! Bleib!“ hörte er hinter sich Scidas herrisches Zischen. Aber es ging irgendwie an ihm vorbei.
    „Das Los hat gesprochen. Du bist ein Opfer“, sagte die Hexe. „Es ist entschieden.“
    Sie löste das Band, das vor ihren Augen lag, und schloß die kleine Schachtel. Im gleichen Moment fiel der geheimnisvolle Bann des Loses von den vier Menschen ab. Mythor erhob sich. Er fragte sich, auf welche Weise das Los wirksam geworden war und wie es eingesetzt wurde.
    Vielleicht hätte der Helm der Gerechten es ihm sagen können, doch der lag mit dem Rest der Lichtboten-Ausrüstung unter der Schattenzone auf dem Meeresgrund…
    Scida stampfte heran. Sie funkelte Nucrilia an. „Hüte dich, Honga zu nahe zu treten, oder ich zerquetsche dir jeden Knochen einzeln“, fauchte sie. „Ausgerechnet ihr zwei…“
    „Ja, welch ein Zufall“, erwiderte die fette Händlerin kalt. „Geh zu den anderen zurück. Du störst die Zeremonie.“
    Schimpfend wandte Scida sich wieder um. Gerrek und Lankohr sahen ihr entgegen. „Was hast du gegen die Händlerin?“ fragte Gerrek. „Sie verkauft einen so herrlichen, feurigen Trank…“
    „Sie ist ein böses Weib“, murmelte die Amazone. „Etwas stimmt mit ihr nicht. Es kann kein Zufall sein, daß ausgerechnet sie mit Honga in der Stadt unterwegs sein wird…“
    Inzwischen begann Salmei den Ablauf des Spiels zu erklären. Es lief darauf hinaus, daß die vier Auserwählten gewissermaßen Stellvertreter waren. Die beiden Opfer würden sich von den Jägerinnen zum Schein durch die Straßen Colonges jagen lassen und mußten trachten, ihren Verfolgerinnen zu entgehen. Wie, blieb jedem selbst überlassen. Die Verfolgerinnen ihrerseits mußten zusehen, die Opfer nicht zurück zur Lumenia zu lassen. Erreichten sie Hanquon, war das unblutige Spiel beendet, und es durfte nicht zu kurz währen.
    „Wenn die Sonne am höchsten steht, beginnt das Spiel“, verkündete die Erste Bürgerin.
    Scida stieß Lankohr an. Der Aase hob den Kopf und sah die harten gnadenlos wirkende Züge der Amazone. Sie war eine Jägerin. „Du weißt doch immer alles, was andere nicht erfahren. Stelle fest, ob Nucrilia gestern in der Stadt war und für welche Zeit, Los!“
    Lankohr gehorchte, wenngleich er nicht

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