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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Narein zugetragen haben mag.«
    Die Angreifer legten sich auf den Boden und robbten langsam vorwärts, dem starkriechenden Rauch entgegen, der sich in dichten Schwaden über den Boden wälzte. Es gab einige Bäume, die Deckung boten, dazu Felsen und dichtes Gestrüpp. Zwar kam man nur langsam voran, aber wenigstens waren die vier davor bewahrt, frühzeitig gesehen zu werden.
    »Nicht einmal Wachen haben sie aufgestellt«, knurrte Kalisse. »Man sollte…«
    Gorma murrte und bedeutete ihr zu schweigen. Mythor schob sich an den beiden Amazonen vorbei und suchte sich einen guten Platz zum Spähen.
    Ja, da waren die Freunde.
    Scidas ruhiges Gesicht war zu erkennen, daneben Gerrek, der wüst grimassierte, neben ihm wiederum lag Gudun am Boden. Die beiden Amazonen waren gefesselt, Gerrek hatte man die Füße freigelassen. »Eine Unverschämtheit ist das«, beschwerte sich Gerrek wütend. »Wo habt ihr Kriegsweiber Manieren gelernt, daß ihr es wagt, uns am hellen Tag zu behelligen.«
    »Wir könnten Pfeile in ihn schießen«, sagte eine rauhe Frauenstimme. Es schien die Anführerin der Horsik-Amazonen zu sein.
    Sie waren sehr leicht als Horsik-Leute zu erkennen, nicht zuletzt in ihrem Aufzug. Die Horsik-Amazonen galten als das rüdeste Weibervolk, das jemals über Ganzaks Boden hinweggetobt war. Die Haare kurzgeschoren, die Gesichter bemalt - wohl um das Fehlen ehrenhafter Narben zu kaschieren, wie die Gegnerinnen nicht selten hänselten -, dazu allerlei Schreckenzierrat in Lippen, Nasen und Ohren. Für jemanden, der wie Mythor irgendwo in seinem Innern an die glattgesichtigen Frauen Gorgans gewohnt war, stellten die Horsik-Amazonen etwas dar, was aus den tiefsten Schlünden des Grauens ans Licht des Tages gestiegen war. So eine müßte Luxon heiraten, dachte Mythor in einem Anflug von Bosheit.
    »Nicht so eilig, Kamina«, ließ sich eine hohe Stimme vernehmen. »Zuvor werden wir uns ein wenig mit ihm beschäftigen.«
    »Natterngezücht«, stieß Gerrek hervor. »Scheußliches Hexengesindel.«
    »Frech ist er«, stellte Kamina fest. Mit den Zähnen spielte sie an dem Lippenpflock, der ihre Oberlippe zierte; er war in der Art einer Totenkopfgemme gefertigt. »Das sind die besten. Wenn sie geröstet werden, schreien sie um so lauter.«
    »Untersteh dich, wüstes Weib!« schrie Gerrek. Er schien nicht zu wissen oder nicht glauben zu wollen, in welcher Gefahr er schwebte - »wer wagt es, Hand anzulegen an Gerrek, der Welt einzigen Beuteldrachen.«
    »Es wird mir eine Labsal sein«, versetzte Kamina.
    Der gelbe Mantel, der ein paar Flicken trug und der Wäsche sehr bedurft hätte, wies die Frau neben Kamina als Hexe zehnten Grades aus. Ihr Alter spielte bereits ins Legendenhafte, niemals zuvor hatte Mythor ein ähnliches Hutzelgesicht gesehen. Obendrein fehlte diesem Greisinnengesicht die verschmitzte Güte, die man bei so alt gewordenen Weibern nicht selten finden konnte; es war vielmehr eine Fratze des Hasses, der Fleisch gewordenen Niedertracht. Vielleicht war das Hutzelgeschöpf auch schon tot - die Ausdünstung, die Mythor von diesem Weib entgegenschlug, sprach jedenfalls dafür.
    »Rohcara«, murmelte Kalisse, die sich neben Mythor geschoben hatte. »Sie ist aus der Hexengilde ausgestoßen.«
    »Kein Wunder«, murmelte Mythor, inständig hoffend, daß der Wind sich drehte.
    »Du gefällst mir, Knitterohr, du gefällst mir sogar sehr«, sagte die Hexe.
    Der Unterton, den sie bei diesen Worten in die Stimme zu legen verstand, reichte aus, selbst die abgebrühte Kalisse schamrot anlaufen zu lassen. Mythor konnte hören, wie die Amazone neben ihm nach Luft schnappte.
    Gerrek rollte mit den weit hervorquellenden Augen. Seine Züge verloren ihre Farbe, sein Körper zuckte.
    »Ich wittere Hexenwerk«, sagte Rohcara. »Vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Hilf dir selbst«, sagte Gerrek ungewöhnlich friedfertig. »Verschone mich mit deinen Angeboten.«
    »Du brauchst uns nur zu sagen, woher ihr kommt und was ihr wollt«, sagte Rohcara. Ihre Stimme wurde nun scharf. »Sagst du es uns nicht, dann werde ich dir zeigen, mit wem du es zu tun hast. Du hast die Wahl - wenn dir Beuteldrache das Schicksal noch nicht genügt…«
    »Tauschen möchte ich jedenfalls nicht«, sagte Gerrek. »Ich bin immerhin der hübscheste Beuteldrache, den Vanga je gesehen hat, wohingegen du… aber schweigen wir von solchen Dingen.«
    »Reize uns nicht, Bursche!« schrie Rohcara mit keifender Stimme. »Ich hätte nicht übel Lust…«
    »Das merke ich«,

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