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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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für ein Nebel?« fragte Mythor. Er deutete nach vorn. Eine weiße Wand war dort aufgetaucht und schien näherzukommen.
    »Magischer Dunst«, sagte Gorma. »Das gibt es in dieser Jahreszeit des öfteren.«
    »Gefährlich?«
    »Angst?«
    Mythor wölbte die Brauen. Kalisse schien es nie über sich bringen zu können, ihn wirklich ernst zu nehmen. Irgendeine Anspielung lag ihr fast immer auf der flinken Zunge.
    »Vorsicht«, sagte Mythor trocken, »ist der Gefährte des Mutes. Nur Narren tappen blind in jede Falle. Der kluge Mann fragt vorher.«
    »Ich preise deine Umsicht«, sagte Kalisse. Ihr Blick hatte einmal mehr jenen unzweideutig eindeutigen Charakter, mit dem sie Männer zu erschrecken pflegte. »Ich frage immer erst nachher, wenn überhaupt.«
    »Das täte ich auch«, warf Gorma ein, »wenn ich du wäre.«
    Kalisse drehte sich herum, sah Gorma giftig an und grinste dann wieder.
    »Der andere Ballon verschwindet«, sagte Tertish. Sie hatte den steifen linken Arm um eine der Halteleinen gelegt und sah stets voraus. Ihr Gesicht hatte einen Anflug von Schwermut, verständlich für ihre Gefährten, die Tertishs Schicksal kannten.
    Mythor spähte nach vorn. Von dem Gefährt, in dem seine anderen Freunde flogen, war nun nichts mehr zu sehen.
    Immer näher schien die Wand aus weißem Flaum zu kommen. Er sah verführerisch aus. In der Luft machten Wolken ganz allgemein einen anderen Eindruck als vom Boden aus. Was von unten harmlos und beinahe hübsch anzusehen war, konnte in einem Ballon zur Schreckensfahrt werden. Und an guten Tagen hatte man in einem Ballon nicht selten das starke Verlangen, einfach auszusteigen und ein Nickerchen auf dem weichen Wolkenkissen zu halten.
    »Worauf müssen wir gefaßt sein?« fragte Mythor.
    Gorma zuckte mit den Schultern.
    »Auf alles und nichts«, antwortete sie. »Dieser Dunst ist unberechenbar. Ich habe allerdings noch nie davon gehört, daß er gefährlich wäre - nur ein bißchen lästig ab und zu.«
    Mythor kannte die Gemütsverfassungen seiner Begleiterinnen gut genug, um diese Sätze richtig lesen zu können - dieser Dunst war zwar nicht unmittelbar lebensgefährlich, aber er hatte auch seine Tücken.
    Für Gegenmaßnahmen war es zu spät.
    Der Ballon tauchte in die weißen Schwaden ein.
    Mit einem Schlag griff die Kälte nach den Reisenden. Wie mit Messern schnitt sie ins Fleisch.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte Mythor wissen.
    »Nichts«, wehrte Kalisse ab. »Eine der vielen Möglichkeiten solcher Ereignisse. Du brauchst dich nicht zu fürchten, denn ich bin ja bei dir.«
    Mythor lachte nur.
    »Ich bin mir Schutz genug«, sagte er unbekümmert. »Bislang habe ich mir noch stets zu helfen gewußt.«
    Kalisse wölbte die Brauen, sagte aber nichts.
    Tertish rührte sich nicht. Sie schien in Gedanken versunken. Gorma konnte die Kälte nicht viel anhaben, sie war stattlich von Gestalt, um es höflich zu umschreiben. Kalisse hätte sich lieber auch die Rechte abgehackt, als daß sie zugegeben hätte, unter der schneidenden Kälte zu leiden.
    Mythor hingegen fror nach kurzer Zeit erbärmlich, und er hatte große Mühe, das Klappern seiner Zähne zu verhindern, was man ihm mit Sicherheit als typisches Zeichen männlicher Schwäche ausgelegt hätte.
    Er sah mit Schrecken, daß sich allmählich festes Eis auf den Tauen niederschlug, wie sich die Bordwände mit glitzernden Kristallen bedeckten.
    Mythor wußte sogleich, was das zu bedeuten hatte - das Eis machte den Ballon schwerer, ließ ihn dem Boden entgegensinken.
    Und was unten auf die Reisenden wartete, ließ sich unschwer ausmalen.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Mythor.
    Kalisse lächelte.
    »Nicht nötig«, sagte sie. »Ich weiß, was du denkst, und es ist auf den ersten Blick richtig. Aber laß dir die Sinne nicht verwirren. Würden wir jetzt den Ballon steigen lassen, ginge uns in Bälde die Luft aus - denn das Eis gibt es nur in unseren Köpfen. Es ist ohne Gewicht.«
    Eine boshafte Falle, dachte Mythor.
    Es gab in diesem Lande etliches, das ihm nicht gefiel; der Nebel war nicht nur kalt, er legte sich auch schwer auf die Lungen, machte das Atmen schwer, und durch die Metallteile der Bewaffnung kroch die Kälte ganz besonders rasch und gründlich.
    Ewigkeiten schien dieser Zustand anzudauern. Immer grimmiger wurde die Kälte, und Mythor hatte langsam das Gefühl, der Ballon würde schon über den Boden schleifen.
    Dann aber war der Nebel verschwunden, von einem auf den anderen Augenblick. Verschwunden war auch

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