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Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Sie hatte eine für die Verhältnisse Ganzaks ungewöhnlich bleiche Haut, ihre Augen sahen Phyter freundlich forschend an.
    »Was gibt es, daß du dich nicht melden läßt?«
    »Sie kommen«, stieß Phyter hervor. »Die Horsiks sind im Anmarsch.«
    Swige nickte.
    »Es wurde Zeit«, sagte sie gelassen. »Mögen sie kommen, wir sind gewappnet.«
    »Herrin«, begann Phyter. Sie schüttelte sachte den Kopf.
    »Du bist ein Mann für die Feder und den Griffel«, sagte sie. »Mit dem Schwert hast du nichts verloren.«
    Phyter senkte den Kopf. Jedesmal erlitt er die gleiche Abfuhr. Manches Mal hatte Phyter sein Gewerbe verflucht.
    »Zeige mir, was du gesehen hast«, sagte Swige.
    Sie gürtete die Schwerter um. Mit sehnigen, kraftvollen Bewegungen verließ sie ihre Arbeitskammer, in der sie ihren Pflichten nachging. Seit Urzeiten verwalteten die Amazonen von Narein dieses Land, und seit Burra von Anakrom anderes zu tun hatte, als sich um ihre Amazonenschule zu kümmern, hatte sie die Verwaltung ihres Lehens ebenfalls der Narein Sippe übertragen. Dies war nicht zuletzt deswegen geschehen, weil Swige von Narein es verstanden hatte, den Reichtum der Nareins zu mehren, ohne dabei dem Volk das Blut aus den Adern zu saugen.
    »In der Tat«, sagte Swige. »Die Horsiks nahen.«
    »Wahrscheinlich haben sie keinen Krümel Brot mehr in ihren Kästen«, knurrte Phyter. Er hatte auch die Aufgabe, alle einlaufenden Nachrichten zu überprüfen, und er wußte, daß die Horsiks dafür bekannt waren, ihr Land auszusaugen, ihre Bevölkerung zu schinden und zu schröpfen. Nur auf Raufhandel und grobsinnliche Gelage versessen, verluderte ihr Herrschaftsgebiet seit Ewigkeiten, und hätten sie nicht immer wieder aus seltsam dunklen Quellen - andere sagten es deutlich: Raub und Mord - Gelder bezogen, wären sie längst ihrer Herrschaft verlustig gegangen und in Acht und Bann getan worden.
    »Sie bieten auf, was sie haben«, sagte Swige. Sie lächelte dünn. »Nun, es wird nicht reichen.«
    Sie kehrte an ihre Arbeit zurück.
    Derweilen blieb Phyter auf dem Söller und betrachtete das Rüstwerk der Burgbewohner. Niemand ließ sich durch das Herannahen der Horsik-Heermacht aus der Ruhe bringen. Allzu viele Horsiks hatten sich an den Mauern der Burg Narein blutige Köpfe und Nasen geholt - man rechnete damit, daß dies auch bei dem neuerlichen Angriff der Fall sein würde.
    Mehrfach gesichert war Burg Narein. Eine Geschlechterfolge nach der anderen hatte daran gearbeitet, die Trutzhaftigkeit der Burg zu mehren, sie zu rüsten zur uneinnehmbaren Feste, die jedem noch so wütend und listenreich vorgetragenen Angriff zu trotzen wußte.
    Es gab Fallgruben auf dem Weg, es gab Gräben, offene und gedeckte. Es gab Bleispeier und Pechnasen, Traufen für heißes Wasser und vieles mehr, was den Belagerern das Leben kürzen und den Angegriffenen das Leben retten sollte.
    Gerade erst war der Nordturm der Burg verstärkt worden. Er beherrschte das Land, weithin sichtbar überragte er die zyklopischen Mauern. Mochten die Horsiks kommen - sie würden auch wieder abziehen.
    Phyter kannte die Viktualienliste. Es war an alles gedacht worden - Speicher und Zisternen waren wohl gefüllt. Es gab Wasser in Fülle, in den Scheuern stapelten sich Heu und Häcksel, die Gewölbe bargen Säcke besten Korns. Holz war gestapelt worden für den Fall, daß sich eine Belagerung in die Länge zog und der Winter überdauert werden mußte. Ein ganzer Kellerraum war eigens gefüllt worden mit gerade erst aus dem Meiler entnommener Kohle; die Zufuhr für die Waffenschmiedinnen war damit gesichert.
    In Gedanken wanderte Phyter die Burg ab, Vorratskammer für Vorratskammer. Prallfettiges Schweinefleisch lag in Salz verpackt. In den Räucherkammern stapelten sich Würste und geräucherte Fische. Zehn Fässer mit Salz waren sorgfältig verstaut - einmal war die Burg beinahe erobert worden, weil den Belagerten das Salz ausgegangen war und sie vor Schwäche und Erschöpfung beinahe zusammengebrochen waren. Und seit die fiebrige Fäule eine vollständige Hundertschaft tapferer Amazonen nebst dem entsprechenden Kontigent an Kriegsmägden und männlichem Gesinde binnen zehn Tagen hingerafft hatte, lagen auch zwei Fäßchen mit sauerem Saft in den Gewölben der Burg, und zwischen zwei Langhäusern wuchs, vor Pfeilbeschuß durch ein strohgedecktes Dach geschirmt, ein kleiner Garten voll würzkräftiger Kräuter, aus dem die Hexen allerlei wundertätige Arzneien zu brauen verstanden.
    Scharpie war

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