Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein

Titel: Mythor - 086 - Die Chronik der Burg Narein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
sich Skasys Ballon angeeignet. Diese Person turnte jetzt mit unglaublicher Gewandheit und tollkühnem Mut auf der Wandung des Korbes herum und kappte die Leinen der Fesselpfeile. Es gehörte Kraft dazu, sich mit nur einer Hand dort oben zu halten und mit der anderen die Pfeile abzuschlagen. Und es gehörte noch mehr Mut dazu, denn die Betreffende hatte kaum Möglichkeiten zu Ausweichmanövern, wenn sie mit Pfeilen angegriffen wurde.
    »Prachtvoll«, stieß Vilge hervor. »Ich weiß nicht, wie die Frau heißt, noch wer sie ist, aber sie wird eine Bereicherung unserer Reihen sein.«
    Der Ballon nahm wieder Fahrt auf. Die Horsik-Frauen hatten die Schleudermaschinen ausgerichtet und ließen die große Sehne los - ein mannlanges Geschoß jagte auf den Ballon zu, zog hinter sich eine Schnur, die mehr als ausreichend war, den Ballon zu halten, ja, ihn sogar herabzuziehen auf den Boden.
    Der Speer traf, aber es dauerte nur ein paar Augenblicke, dann war die Frau an der Einschlagstelle. Mit einem einzigen Schwerthieb durchschlug sie den Speer - und in Phyter erwachte sogleich der Wunsch, diese wundervolle Waffe einmal halten zu können, die solche Schärfe aufzuweisen hatte.
    Vilge beugte sich über die Brüstung.
    »Macht euch bereit, sie zu empfangen. Wir müssen den Ballon schnell bergen!«
    Die Mägde liefen durcheinander. Es sah planlos aus, verriet dem Kenner aber die hervorragende Schulung des Kriegsvolks auf Burg Narein. Dort kannte jeder seinen Platz und seine Aufgabe.
    Der Ballon schwebte heran, begleitet vom Wutgeheul der Belagerinnen. Es tat gut, das Rufen zu hören, dachte Phyter. Vor allem freute er sich, daß sich das Blatt so jäh gewendet hatte - vor ein paar Augenblicken noch hatten die Nareiner befürchten müssen, gleich beim Beginn der Belagerung ihre wertvollste Strategin an den Feind zu verlieren, und nun erlebten die Horsikerinnen, noch bevor die Belagerung recht begonnen hatte, die erste schimpfliche Niederlage. Besser konnte der Kampf um Burg Narein kaum beginnen.
    Der Ballon erreichte den Luftraum über der Burg. Ein Seil fiel herab, wurde ergriffen. Die Kriegsmädge zogen den Ballon auf den Boden herunter. Er sank schneller, als es üblich war - wohl weil die Pfeile der Horsik-Bognerinnen doch einige Löcher in die Hülle geschlagen hatten.
    »Jetzt möchte ich wissen, wer dieses Weib ist, das da so tollkühn auf dem Ballon herumgetanzt ist«, sagte Vilge.
    Sie sah, wie die Frau…
    Vilge riß die Augen auf. Phyters Kiefer klappte herunter.
    »Alle Wetter!« schrie Phyter begeistert. »Es ist ein Mann.«

9.
    »Beim eigentlichen Hammerschlag darfst du nicht dabei sein«, sagte Jayda. »Aber alles andere kannst du getreulich aufzeichnen.«
    »Das werde ich tun«, versprach Ploder.
    Der Tag der Entscheidung war angebrochen. Die Schlacht im Geisternebel hatte die gewünschte Lösung der Konflikte nicht bringen können. Zwar war das Heer von Süd-Singara, wie Ganzak seinerzeit noch hieß, siegreich gewesen, aber man hatte den Gegner nicht so vernichtend schlagen können, daß er nie wieder wagen durfte, das Haupt zu erheben.
    An diesem Morgen wollte Raem, im Bund mit den anderen Hexen des Lagers, den Hexenhammer anwenden - auch wenn sich Ploder nicht vorzustellen vermochte, was sich hinter dem Wort verbarg, erfüllte ihn die bloße Nennung des Hexenhammers mit Schauder.
    Wieder war eine Besprechung in Raems Zelt anberaumt worden. Man hatte es neu errichtet, nachdem die Riesin niedergeschlagen und in Haft genommen worden war. Prachtvoller denn je überragte es die Lagerstadt, weithin sichtbar.
    Zu dieser Besprechung war Ploder nicht zugelassen. Aber er durfte den Hügel aufsuchen, auf dem festgestellt werden sollte, wie der Hammerschlag gewirkt hatte.
    Die Erhebung am Rand des Lagergebiets ragte hoch genug, um weite Teile des Landes überblicken zu können. In der Ferne sah man die Berge von Singara weiß schimmern.
    »Hm«, machte Jayda mürrisch. »Nebel, das paßt mir gar nicht.«
    »Fällt der Hammerschlag deswegen aus?«
    »Natürlich nicht«, sagte Jayda. »Es wird nur länger dauern, bis wir Kunde haben von der Wirkung des Schlages.«
    Ploder konnte sich nicht vorstellen, was mit dem Hexenhammerschlag überhaupt gemeint sein konnte. Vor allem konnte er sich nicht ausmalen, wie man damit dem rebellischen Volk von Singara schaden konnte. Er wußte aber, daß überall Reiterinnen standen, die schnellstens Nachricht zu überbringen hatten, wenn irgendwo etwas von Bedeutung geschah. Raem und die ihr

Weitere Kostenlose Bücher