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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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einem der Haltetaue abstützen, um zu den Schiffsaufbauten zu gelangen. Beim Ersteigen der Treppe wurde mir ein wenig übel, und ich mußte einhalten und einige Male tief durchatmen. Dabei dachte ich an Gerrek, der bei diesem Flug bestimmt halb verrückt vor Angst geworden wäre.
    Mir fielen auch Scida und Kalisse ein, ebenso wie Gudun und Gorma, und ich fragte mich, wie es ihnen auf der belagerten Burg der Narein gerade erging.
    Ich erreichte die oberste Kanzel mit der hohen Wandung, die mir knapp unters Kinn reichte. Dort stand die häßliche Lila-Hexe Dester und starrte mich feindselig an.
    »Was willst du mit dem Männchen?« fragte sie die Schiffsführerin.
    »Ist doch niedlich, oder nicht?« meinte Squir.
    »Ein Mann bringt nur Unfrieden in die Mannschaft«, sagte Dester. »Du müßtest schon für jede Luftfrau drei beschaffen.«
    »Ich könnte sie um ihn kämpfen lassen - und er würde alle besiegen. Aber wenn er an Bord bleibt, soll er nur mir allein gehören. Wie ist es, Mythor?«
    »Gib mir etwas Bedenkzeit«, bat ich, ohne mich umzudrehen. Ich sah aufs Deck hinunter, wo Vilge und Tertish an der Reling standen. Sie unterhielten sich miteinander, dann löste sich Tertish und schlenderte bugwärts. Vilge dagegen begab sich zu den Decksaufbauten und entschwand meinem Blick.
    Tertish erreichte den Bug, blickte zum Turm mit der Schleuder hoch und stieg dann die Treppe hinauf.
    Noch ehe sie die Plattform des Turmes erreicht hatte, kamen über die Takelage zwei Amazonen geklettert und waren noch vor Tertish an der Schleuder. Ich konnte nicht hören, was sie miteinander redeten, denn der Wind zerriß ihre Worte. Aber allmählich änderten die Luftfrauen ihre Haltung und schienen sich recht angeregt mit Tertish zu unterhalten. Sie zeigten ihr die Steinschleuder und erklärten ihr offenbar die Bedienung.
    Dann wurde ich wieder abgelenkt.
    »Sei vorsichtig mit deinen Bekenntnissen«, sagte die Hexe Dester gerade. »Der Mann hört mit.«
    »Er wird nichts ausplaudern«, versicherte Squir. »Entweder er schließt sich mir an, oder… Na, egal, ich habe nichts zu verschweigen.«
    »Was hat es mit den Pferden also auf sich?«
    »Es war ein Irrtum«, sagte Squir bedauernd. »Ich war mit meinen Kriegerinnen quer durchs Innenland gezogen; wir kämpften gegen kriechende und fleischfressende Pflanzen, erlegten einen Drachen, ein Dutzend Raubtiere, machten ein wenig Jagd auf ein entsprungenes Männerrudel und dergleichen mehr. Aber das war nicht das, was wir wirklich suchten. Als wir schließlich das Niemandsland durchquert hatten und ans andere Ende kamen, stießen wir auf dieses Dorf. Ich schwöre dir, Dester, wir hatten keine Ahnung, daß es bereits im Matria-Land lag…«
    »Was? Ihr habt im Gebiet der Landesmutter von Ganzak geplündert?«
    »Wir konnten es nicht wissen«, beteuerte Squir. »Die Dorfbewohnerinnen nahmen uns freundlich auf, gut gebaute und sauber gekleidete Männer bedienten uns, trugen Speise und Trank auf und… nun, ja, eines ergab das andere. Wir wollten nur ein wenig Spaß haben, aber die Bäuerinnen gerieten in Streit mit uns, und auf einmal lagen drei von ihnen und ein Mann in ihrem Blut da. Man verlangte die Auslieferung der Schuldigen - im Namen der Matria Sogia. Jetzt erst begriff ich, aber da war es schon zu spät. Ich kann doch meine Kriegerinnen nicht im Stich lassen! Ich verrate keine meiner Amazonen. Also brannten wir das Dorf nieder, nahmen alle Pferde mit, um vor Verfolgung sicher zu sein - und da sind wir. Sei sicher, daß es keine Überlebenden gibt, die uns anklagen können. Niemand weiß, daß wir es waren.«
    »Und er?«
    Ich spürte förmlich den giftigen Blick der Hexe in meinem Rücken.
    »Er wird nicht reden!« sagte Squir unheilschwanger.
    »Dann mußt du ihn töten. Auf der Stelle.«
    Ich wirbelte herum, die Hand am Schwertgriff, bereit, mich Squir zum Kampf zu stellen. Aber sie hatte keines ihrer Schwerter gezückt, zeigte sich weder beunruhigt noch feindselig.
    »Du kannst wählen, Mythor«, sagte Squir. »Zwischen mir und deinen Begleiterinnen. Aber im zweiten Fall solltest du dir besser Flügel wachsen lassen.«
    »Ich kann nicht so gut zaubern, um mich in einen Vogel zu verwandeln«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Du hast Witz, Jungchen«, sagte Squir lachend. »Das können deine Begleiterinnen auch nicht, und darum werden sie mit gebrochenen Gliedern auf dem tiefen Grund des Hexenschlags landen. Versuche nicht, sie zu warnen, denn das würde sie nicht retten.«
    »Ich

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