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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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ungläubig.
    »Natürlich will sie uns als lästige Zeugen loswerden«, behauptete Vilge. »Hast du nicht die Brandzeichen der Pferde gesehen? Die stammen nie und nimmer von entflohenen Leibeigenen.«
    Tertish gab sich einen Ruck und schritt zu der Strickleiter, an der Squir stand. Sie würdigte die Bärin keines Blickes und bestieg die Strickleiter.
    »Soll ich dir behilflich sein?« bot ihr Squir an, aber Tertish überhörte es. Sie kam auch mit ihrem einen Arm recht gut zurecht, zog sich immer eine Sprosse hoch, schlang dann das eine Bein um den Strick, bevor sie wieder höher griff; sie machte das sehr geschickt. Ich folge ihr, und Vilge machte den Abschluß. Ich hörte Squir zu ihr sagen:
    »Geh jedem Streit mit meiner Hexe aus dem Weg, sonst werfe ich dich über Bord.«
    »Ich kenne keine Rivalität«, sagte Vilge.
    Über mir ließ sich Tertish über die Bordwand an Deck der Gondel rollen. Als ich über die Brüstung kletterte, stand sie schon wieder auf den Beinen. Squir kam als letzte an Bord.
    »Anker lichten!« befahl sie.
    Vier Amazonen begannen an der Seiltrommel zu drehen. Die Donnerwolke begann bedrohlich zu schlingern; ein Wind kam auf und trieb die Gondel ab. Plötzlich war der Anker frei, und das Luftschiff schoß mit einem heftigen Ruck davon.
    Ich stand an der Reling und klammerte mich daran fest, darum kam dies für mich nicht überraschend. Ich sah auch, wie sich der Anker in einem Baum verfing und ihn entwurzelte, so daß ich mich auch auf diesen Stoß einstellen konnte. Vilge und Tertish ging es weniger gut; sie verloren den Halt und glitten Hals über Kopf über das schwankende Deck. Die Amazonen lachten dazu.
    Die Donnerwolke beruhigte sich aber schnell wieder und stieg majestätisch in die Höhe. Vilge und Tertish kamen zu mir, während Squir ihre Befehle brüllte und ihre Amazonen beim Festzurren der Strickleitern und beim Straffen verschiedener Taue überwachte.
    Ich sah überwältigt zu, wie sich seitlich des langgestreckten Ballons Segel entrollten und sich im Wind blähten. Es handelte sich, wie ich später erfuhr, um Steuersegel, mit denen man die Richtung bestimmen konnte. Es gab auch noch ein Bremssegel, das wie ein Fischernetz hinter der Gondel nachgezogen wurde, doch dieses kam noch nicht zum Einsatz.
    »Hört mir jetzt gut zu«, raunte Vilge. »Ich habe einen Plan, aber der kann nur gelingen, wenn ihr alle meine Anordnungen befolgt. Es wird keine Zeit für Fragen bleiben, darum muß ich mich eures Vertrauens vergewissern. Werdet ihr alles tun, was ich von euch verlange, egal, was es auch ist?«
    »Ich vertraue dir«, sagte Tertish. »Wenn du falsches Spiel mit uns treibst, kostet es dich den Kopf.«
    »Du kannst dir deine Drohungen sparen«, erwiderte Vilge. »Du hast gar keine andere Wahl, denn ich glaube nicht, daß du lieber auf Nimmerwiedersehen im Hexenschlag verschwindest.«
    »Und wie willst du das verhindern?« fragte ich.
    Vilge klopfte auf ihre Tasche.
    »Darin habe ich, unter anderem, meinen Kristall, mit dem ich mich mit meinen Freunden in Verbindung setzen kann. Über ihn werde ich meine Truten zu Hilfe rufen, damit sie uns von Bord holen, bevor wir den Hexenschlag erreicht haben. Das ist alles. Wenn es soweit ist, dürft ihr nur keinen Atemzug lang zögern und müßt euch meinen Truten anvertrauen.«
    »Wer oder was sind Truten?« wollte ich wissen.
    »Achtung! Squir kommt!« warnte Tertish.
    »Dir fällt die Aufgabe zu, die Schiffsführerin abzulenken, Mythor«, raunte mir Vilge noch rasch zu, »damit ich mich in Ruhe meines Kristalls bedienen kann.«
    »Was habt ihr denn für Geheimnisse, daß ihr miteinander tuschelt?« erkundigte sich Squir mißtrauisch, als sie zwischen uns trat.
    »Wir haben uns gerade überlegt, ob du bei meinem Hain zwischenlanden und uns absetzen wirst«, log Vilge. »Er liegt auf deinem Kurs, nahe des Hexenschlags.«
    »Versprochen«, sagte Squir ein wenig zu schnell. »Ich bin froh, wenn ich euch wieder los bin.« Das klang schon ehrlicher.
    Vilge stieß mich an, und ich sagte:
    »Würdest du mir erlauben, zu dir auf die Brücke zu kommen? Ich bin noch nie auf einem so großen Schiff geflogen.«
    Squir lachte und hieb mir hart auf den Rücken.
    »Ich wußte, daß du beeindruckt sein würdest, Mann. Komm nur mit.«
    Die Donnerwolke hatte inzwischen eine beachtliche Höhe erreicht, und es pfiff ein schneidender Wind, der heftig an der Gondel zerrte und sie in Bewegung hielt. Während Squir sicher über die Planken schritt, mußte ich mich an

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