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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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habe mich entschieden«, sagte ich. »Ich bleibe auf der Brücke.«
*
    Die Welt aus großer Höhe betrachtet, wie mit den Augen eines Vogels gesehen, ist eine ganz andere als aus der Sicht eines Wurmes. Und es ist ein ganz eigenes, erhebendes Gefühl, die Lüfte zu durchqueren, sich in einem Element zu bewegen, das einem fremd ist - zufliegen!
    Dieses einmalige Erlebnis hatte ich erst in Vanga kennengelernt, die Menschen von Gorgan konnten es den Vögeln nicht nachmachen.
    Doch beim Flug der Donnerwolke hatte ich nicht die Muße, mich an diesem Erlebnis zu erfreuen. Die uns bedrohende Gefahr ließ mich auf andere Dinge achten als auf die Schönheiten der Landschaft.
    Ich sah unter uns die Kluft des Dunklen Risses, dessen Wasser an manchen Stellen brodelte, dann wieder in giftig wirkende Dämpfe gehüllt war, und manchmal war darin eine Bewegung zu sehen, tauchte irgend ein Tier durch die Wasseroberfläche, an dem wegen der großen Entfernung keine Einzelheiten zu erkennen waren. Das nahm ich nur wie nebenbei wahr.
    Statt dessen lauschte ich den Kommandos der Schiffsführerin, achtete auf die Meldungen der Luftfrauen, um zu erfahren, wie nahe wir dem Hexenschlag bereits waren.
    Ich hielt nach Vilge Ausschau. Aber sie hatte sich meinen Blicken entzogen, rief vermutlich verzweifelt ihre Freunde über den Kristall zu Hilfe. Hoffentlich kamen sie. Aber wie stellte es sich Vilge vor, daß wir von diesem Luftschiff auf einen anderen Ballon überwechseln sollten.
    »Nebel vor uns!« meldete eine Kriegerin.
    »Dester! Teile den Nebel«, verlangte Squir.
    Die Donnerwolke flog in die Nebelwand ein und war im Nu in ein milchiges Nichts gehüllt. Der Nebel war so dicht, daß man von der Brücke kaum bis zum Bug und zum Heck sah.
    »Verscheuche den Nebel«, verlangte Squir energisch.
    »Das kann ich nicht«, erklärte die Wetterhexe. »Wir sind schon zu nahe am Hexenschlag. Spürst du es nicht? Aber ich werde euch lotsen.«
    Mir wurde wieder übel. Vor meine Augen legte sich ein Schleier, und ich wußte nicht, ob es auf den Nebel zurückzuführen war, oder auf meine Übelkeit.
    Ich klammerte mich krampfhaft an einem Halteseil fest, bekam kaum Luft - sie schien zum Schneiden dick. Was war mit mir?
    »Wir sind gleich über dem Hexenschlag«, verkündete Dester. »Fliege tiefer, damit du sicher bist, daß die Passagiere auch wirklich über dem Wasser abgeworfen werden.«
    Ich mußte Tertish und Vilge warnen. Aber wo waren sie? Wie konnte ich sie erreichen? Tertish hatte ich zuletzt an der großen Armbrust am Heck gesehen. Es waren zwei Luftfrauen bei ihr gewesen, wahrscheinlich, um sie zu packen und über Bord zu schleudern, wenn es soweit war.
    Plötzlich tauchte im Nebel ein Schatten auf und schoß mit flatternden Schwingen über die Gondel.
    »Was war das?«
    »Ein Drachenpärchen, das vermutlich am Dunklen Riß nistet.«
    »Da sind noch mehr.«
    »Zu den Waffen! Schießt sie ab, bevor sie den Ballon beschädigen können.«
    Um mich drehte sich alles. Ich sah Squir an mir vorbeihasten, das heißt, sie bewegte sich unglaublich langsam, unnatürlich langsam geradezu, sie schien zu schweben.
    Was war mit mir?
    Die Hexe hat mich magisch beeinflußt, schoß es mir durch den Kopf.
    Ich mußte von der Brücke verschwinden. Ich tastete mich entlang eines Halteseils zur Treppe, bestieg sie und versuchte, sie hinabzusteigen.
    »Mythor!« hörte ich Vilge rufen. »Unsere Freunde sind da. Bleibe bei mir, damit wir…«
    Wieder flatterte ein großer Schatten über uns hinweg. Diesmal erkannte ich verschwommen, daß es sich um zwei vogelähnliche Wesen handelte, die irgend etwas in den Krallen hielten.
    »Die Steinschleuder!« rief jemand vom Bug. »Jemand hat das Spannseil durchschnitten.«
    Ich war wie gelähmt, konnte Arme und Beine nur noch unter großer Mühe bewegen und mußte mich auf Vilge stützen. Die rief immer wieder:
    »Das sind unsere Freunde. Gwit und Ulth, hierher! Meine Freunde! Meine Truten! Schnappt euch den müden Mann.«
    »Die Amazone mit dem steifen Arm muß die Schleuder zerstört haben!« erklang es vom Bug. »Paßt auf die Armbrust auf.«
    Ich blickte zum Heck. Von dort kam Kampflärm. Undeutlich sah ich einige Gestalten miteinander ringen. Dann war dort nur noch eine.
    »Das ist Tertish. Sie kämpft mit einem Schwert besser als jede andere«, sagte Vilge. »Was ist los mit dir, Mythor?«
    »Ich weiß nicht…«, Das Sprechen fiel mir schwer, überall an mir schienen Eisengewichte zu hängen.
    »Reiß dich zusammen,

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