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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Mütter.«
    »Ich möchte mehr darüber erfahren.«
    Vilge seufzte.
    »Erst wenn wir in meinem Hain sind. Das wird schon bald sein, wenn wir in Squirs Luftschiff mitfliegen können.«
    »Das kommt gar nicht in Frage«, meldete sich da Tertish. »Wir haben Pferde und können mit ihnen fast so schnell wie ein Luftschiff sein.«
    »Du übersiehst dabei nur, daß Squir uns vermutlich nicht so ohne weiteres ziehen lassen wird«, gab Vilge zurück. »Sie muß befürchten, daß sich die Sache mit dem Pferdediebstahl herumspricht und sie in schlechten Ruf gerät. Es ist besser, einen Konflikt zu vermeiden und sich ihr scheinbar zu fügen. Ich werde schon rechtzeitig einen Ausweg finden. Laß mich nur machen.«
    Wir bewegten uns weit genug vom Dunklen Riß entfernt, so daß unser Ritt ohne Zwischenfälle verlief. Nur manchmal drangen von ferne unheimliche Geräusche zu uns, deren genaue Ursache weder Vilge noch Tertish bestimmen konnten. Zweimal wichen wir kleineren Siedlungen aus und suchten unseren Weg querfeldein.
    Als wir endlich die Landestelle der Donnerwolke erreichten, ging gerade die Sonne auf, und ihre ersten Strahlen brachen sich in einem riesigen Ballon.

4.
    Der Ballon des Luftschiffs maß gut hundert Schritt in der Länge und hatte die Form eines auseinandergezogenen Eies; er bestand aus den Blättern einer Lumenia, die in mühevoller Arbeit dünn geklopft und durch Gerben geschmeidig gemacht worden waren; die Nähte waren mit dem Pflanzensaft abgedichtet worden. Getreu ihrem Namen war die Hülle der Donnerwolke mit Wolkengebilden bemalt, die unter gewissen Bedingungen vom wolkenverhangenen Himmel kaum zu unterscheiden sein mußten.
    Dicke Taue umspannten den Ballonkörper und trugen die teilweise geschlossene Gondel, die so langgestreckt war wie der Gaskörper und in gewisser Weise an die Boote im Nassen Grab erinnerte, denn der Bug bestand aus einem Fischkopf, das Heck dagegen endete in einem Drachenschwanz mit Widerhaken. Am Bug erhob sich ein kleiner Turm, auf dem eine Steinschleuder stand, das Heck war mit einer Riesenarmbrust bestückt. Die Aufbauten mittschiffs waren reichlich verziert und zeigten als Wappen eine doppelköpfige Schlange.
    Was für ein phantastisches Flugschiff!
    Es ankerte an einer Bodenspalte und war mit acht Tauen an großen Felsbrocken festgezurrt. Die Gondel schwebte drei Körperlängen über dem Boden und war über eine Strickleiter zu erreichen. Als wir näherkamen, wurden drei weitere Strickleitern herabgeworfen, und eine Gestalt in einem lila Mantel kam heruntergeklettert, der sie schon von weitem als Hexe des 6. Grades auswies.
    »He, Dester, sind wir nicht pünktlich?« rief Squir ihr übermütig entgegen, zügelte ihr Pferd und sprang zu Boden.
    »Ihr hättet früher kommen müssen«, sagte die Hexe namens Dester. »Ich habe erfahren, daß für die Flotte Alarmbereitschaft gegeben wurde. Wir sollten längst wieder im Alosa-Riß sein.«
    Ich wurde hellhörig.
    »Geht es los?« erkundigte sich Squir hoffnungsvoll.
    Die Hexe schnitt eine Grimasse, die sie nicht gerade schöner machte, und hob die Arme zum Zeichen ihrer Unwissenheit.
    »Ich weiß nur, daß wir uns sputen müssen, um so rasch wie möglich zur Flotte zu stoßen, sonst wird man unser Fernbleiben noch als Fahnenflucht werten.« Dester blickte mißbilligend in unsere Richtung. »Sind das Gefangene?«
    »Nein, Passagiere. Sie fliegen mit uns.«
    »Und was ist mit den Reittieren?«
    »Die lassen wir zurück. Wir haben sie nur geliehen.« Squir wandte sich von der Hexe ab, hob die Hände an den Mund und rief: »Löst die Taue. Wir fliegen ab.«
    Wir stiegen von unseren Pferden. Vilge schaffte es nicht allein, und ich mußte ihr behilflich sein. Sie erschien mir leicht wie eine Feder, versteifte sich aber in meinen Armen noch mehr.
    »Was hast du?« fragte ich. »Ich bin nicht verseucht.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Die Amazonen trieben die Pferde zusammen und dann verjagten sie sie unter wildem Geschrei. Nacheinander wurden die Taue von den Felsen gelöst, bis das Luftschiff, im Winde schwankend, nur noch an dem Anker in der Bodenspalte hing.
    »Los, einsteigen«, rief uns Squir von einer der Strickleitern zu. »Oder braucht ihr ein eigenes Einladungszeremoniell?«
    Tertish blieb bewegungslos stehen, sie schien zu überlegen.
    »Mach keine Geschichten«, redete ihr Vilge zu. »Ich weiß schon, wie wir von Bord kommen können, bevor uns Squir abwerfen kann.«
    »Du glaubst…?« begann ich

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