Mythor - 088 - Kampf um die Burg
traf Swiges Augen. »Was sind deine Sorgen?«
»Wir haben Verluste erlitten«, sagte Swige.
»Das weiß ich«, antwortete Skasy. »Aber sie sind bei weitem nicht so schwerwiegend wie die Verluste des Gegners.«
Swige nickte bedächtig.
»Es sind wieder Amazonen ermordet aufgefunden worden«, sagte sie und blickte Skasy unverwandt an. »Drei unserer besten Kämpferinnen, Frauen, die jedem Gegner gewachsen waren. Ihre Leichen wurden vor zwei Stunden entdeckt. Sie zu beschreiben, fehlen mir die Worte.«
Skasy stieß eine Verwünschung aus.
»Ist der Weg entdeckt worden, auf dem die Mörder in die Burg gelangt sind?« fragte sie.
»Nein«, antwortete Swige. »Und ich habe den starken Verdacht, daß es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich fürchte, daß hier wieder Rohcara und Nunsic ihre abscheulichen Hände im Spiel haben.«
»Ich werde ihnen das Handwerk legen«, versprach Scida grimmig. »Wo ist übrigens Mythor - er wollte mit Gruc zusammen hier ankommen.«
»Vermutlich tot oder gefangen«, sagte Skasy gleichmütig. »Es fehlt außerdem jede Spur von Tertish, der Todgeweihten. Nun, um auf den Horsik-Zauber zurückzukommen…«
»Ist Mythors Leiche gefunden worden?« fragte Scida hastig.
Skasy zog die Brauen in die Höhe.
»Ich weiß, daß sich Burra für diesen Mann interessiert«, sagte sie abweisend, »aber das ist kein Grund, ein solches Theater um ihn zu machen. Er hat die Burg nicht erreicht, also wird er entweder tot oder gefangen sein. Was liegt dir an ihm?«
Scida hatte eine heftige Entgegnung auf den Lippen, verstummte aber, als jemand den Raum betrat.
Es war Tertish.
*
»Hast du eine Ahnung, wo wir uns befinden?«
»Nicht den geringsten Schimmer«, sagte Tertish leise. »Aber ich glaube, daß der Stollen auf die Burg zielt.«
»Dann müßten wir früher oder später dort ankommen«, murmelte Mythor.
Seltsam war diese Unterwelt. Nichts rührte sich, kein Geräusch war zu hören, kaum das Klingen der eigenen Schritte.
»Was ist das?« fragte Tertish plötzlich und deutete nach vorn.
Ein seltsames Leuchten war dort zu sehen; es schimmerte grünlich, es konnte sich also nicht um ein Himmelslicht handeln, das den Ausgang des Stollens angezeigt hätte.
»Ich weiß es nicht«, sagte Mythor. Er behielt das Schwert in der Hand. »Aber wir werden nachsehen!«
Die beiden mußten nun fast kriechen, um weiterkommen zu können. Der Stollen war offenbar in größter Eile und ohne rechte Kunstfertigkeit hergestellt worden. Die Spuren der Hacken waren an den Wänden noch genau zu erkennen.
Auffällig war, daß der Stollen etliche Windungen aufwies - so als hätten die Erbauer nicht recht gewußt, in welche Richtung sie graben sollten.
»Niemand folgt uns«, stellte Tertish fest. »Seltsam, nicht wahr?«
»In diesem Land geschehen viele seltsame Dinge«, gab Mythor zur Antwort. »Aber ich gebe dir recht - es sieht aus, als hätten die Horsikerinnen diesen Stollen gegraben, um so die Burg erreichen zu können. Aber warum sichern sie den Stollen dann nicht?«
»Frage danach die Frauen von Burg Horsik«, versetzte Tertish. »Ich bin froh, daß wir dem Gemetzel entronnen sind.«
»Nur vorläufig«, versetzte Mythor. »Noch wissen wir nicht, wo der Gang herauskommt, nicht einmal, ob er nicht irgendwo blind endet.«
Davon, daß die Decke herunterkrachen und sie ersticken konnte, daß es im Fels Wassertaschen geben konnte - davon wollte er lieber nicht sprechen.
Das Leuchten war heller geworden, fand aber noch immer keine Erklärung.
»Ich möchte wissen, was sich Nakido von diesem Stollen verspricht - er ist viel zu eng, als man durch ihn in die Burg eindringen und dort etwas ausrichten könnte.«
»Vielleicht will sie das gar nicht«, antwortete Mythor. »Vielleicht hat der Gang einen anderen Zweck - es wäre denkbar, daß er auf die große Zisterne der Burg zielt. Wenn Nakido euch auf diese Art und Weise das Vorratswasser abgräbt, seid ihr übel dran.«
»Das stimmt«, gab Tertish zu.
Sie hielt an.
»Psst!« machte sie. Vorsichtig bewegte sie sich weiter. Mythor folgte ihr.
Der Gang erweiterte sich, und Mythor stellte fest, daß die Bearbeitungsspuren aufhörten. Offenbar hatte man eine natürliche Höhlung im Fels entdeckt.
Mythor richtete sich auf.
An Tertish vorbei konnte er etwas sehen…
Es waren Schemen, riesenhafte Gestalten. Sie leuchteten hellgrün, waren nur in den Umrissen zu erkennen.
»Berggeister!« stieß Tertish hervor.
Mythor schwieg. Der Anblick der Gestalten war
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