Mythor - 088 - Kampf um die Burg
Tertish zum Abschluß ihres Berichts.
»Holt Mythor herein«, bestimmte Swige.
Skasy schüttelte den Kopf.
»Wo soll diese seltsame Halle gewesen sein?«
»Irgendwo in dem Felsen, auf dem Narein steht«, sagte Tertish. »Ich bin selbst nicht sehr begeistert über das, was ich zu berichten habe, aber es ist wahr.«
»Ich zweifle nicht an deinen Worten, Tertish, aber vielleicht handelt es sich um einen ähnlichen Spuk, wie Rohcara und Nunsic ihn mit dem Verstärkungsheer schon einmal getrieben haben.«
»Das ist denkbar«, stimmte Tertish zu.
Mythor erschien. Er trug das Beidhänderschwert. Skasy stieß einen Pfiff aus, als sie die Waffe sah. Sie griff nach dem Schwert und versuchte einen Hieb damit. Die Wucht des Schlages hätte sie fast von den Beinen gerissen.
»Damit kann kein Mensch kämpfen«, sagte sie und warf das Schwert auf den Steinboden.
Mythor griff in die Tasche.
»Ich habe dies in dem Gang gefunden«, sagte er und zeigte das Stück Fels.
Skasy betrachtete den Brocken zweifelnd. Sie wiegte den Kopf.
»Ich kenne dies Zeug«, sagte sie schließlich. »Wir haben es in großer Tiefe unter der Burg gefunden, als wir die neuen Brunnen gegraben haben. An der Oberfläche gibt es solche Felstrümmer nicht - aber dies Stück kann bei den Schachtarbeiten übriggeblieben sein.«
»Wir könnten versuchen, den Eingang zu der Höhle wiederzufinden«, sagte Mythor.
Swige machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Dann müßtet ihr das ganze Labyrinth absuchen, und das würde zuviel Zeit kosten.«
Skasy wog nachdenklich den Steinbrocken in der Hand.
»Irgend etwas ist an dieser Geschichte, das mir nicht paßt«, sagte die Strategin.
Sie spähte aus dem Fenster. Es war dunkel geworden. Im Lager der Belagerer flammten die abendlichen Feuer auf.
»Eigentlich müßten sie abrücken«, murmelte Skasy. »Sie haben einen gräßlichen Blutzoll gezahlt, und wir haben sie so gedemütigt, daß sie zum Gespött der Geschlechter werden, wenn diese Geschichten Verbreitung findet. Dennoch sitzen sie da und hören nicht auf zu kämpfen.«
»Ich erinnere an das, was Kalisse gesagt hat«, warf Gudun ein. »Nakido Von Horsik ist sich ihrer Sache vollkommen sicher - und diese Geschichte paßt zu ihrem Charakter.«
»Wie seid ihr aus dem Labyrinth herausgekommen?«
Mythor beantwortete Skasys Frage. Er erklärte seinen Trick.
»Danach standen wir am Friedhof der Burg«, erzählte er weiter. »Auf die Gellsteine war ich nicht gefaßt, sie haben mir gehörig zugesetzt. Das Stöhnen und Wimmern war gräßlich.«
Skasy war an diesem Tag erlesen höflich. Sie schnitt Mythor nicht einmal das Wort ab, als der in seinen typisch männlichen Ängsten schwelgte. Daß er als Mann auf den Spuk der Gellsteine hereingefallen war, wunderte niemanden.
»Es ist so ziemlich der dümmste Punkt, einen unterirdischen Gang enden zu lassen, den Nakido sich einfallen lassen konnte«, sagte Skasy. »Wenn ihre Amazonen dort ans Tageslicht steigen, dann hängen sie im Labyrinth fest, das wir mit zwei Amazonen völlig abriegeln können. Und die Gellsteine… ich begreife Nakido nicht. Warum gibt sie nicht auf?«
»Kann das mit dem Mond zusammenhängen?« fragte Mythor einfach.
»Mit dem Mond?«
»Morgen haben wir Vollmond«, sagte Mythor. »Und ich weiß, daß schwarzmagischer Zauber seine volle Kraft und Wirkung in solchen Nächten erreicht.«
Swige und Skasy wechselten einen raschen Blick.
»Das ist möglich«, sagte Skasy. »Was hat übrigens der Suchtrupp herausbekommen, den ich losgeschickt habe, die Mörder der Amazonen zu finden?«
»Nichts«, antwortete Swige mürrisch. »Die Frauen sind unverrichteter Dinge wieder zurückgekommen.«
»Morde an Amazonen?«
Skasy gab eine knappe Antwort auf Mythors Frage.
»Das ist der erste Mord dieser Art in der Geschichte Nareins«, sagte Swige.
»Ich habe eine Idee«, sagte Mythor plötzlich.
»Welche?«
Mythor sah Tertish an.
»Leih mir den DRAGOMAE-Kristall«, bat er. »Ich glaube, mit seiner Hilfe könnte ich etwas erreichen.«
»Wie stellst du dir das vor?« fragte die Todgeweihte zweifelnd.
»Erinnere dich«, sagte Mythor. »Die Botschaft… mit Hilfe des Kristalls konnte ich sie übersetzen. Und vielleicht hat der Kristall ganz allgemein die Kraft, Verborgenes zu enthüllen…«
Tertish überlegte einen Augenblick lang, dann nickte sie.
»Ein Versuch kann nicht schaden«, sagte sie. »Wo willst du beginnen?«
Mythor lächelte.
»In der Chronik von Narein«, sagte er. »Dort liegt
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