Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma
war, verriet er nicht.
Plötzlich verhielt er. Mythor trat zu ihm. Der matte Lichtschein hatte dort, wo sie sich jetzt befanden, seinen Ursprung.
Es war ein gewaltiger Hohlraum, wie ihn Mythor in dieser Größe trotz der gewaltigen Ausdehnung des Korallenstocks nicht erwartet hatte. Die Luscuma hätte gut hineingepaßt.
Der Gang, in dem sie sich befanden, mündete etwa in halber Höhe in diesen Raum. An verschiedenen Stellen gähnten die Öffnungen anderer Schächte und Gänge, die zum Teil sogar weitaus größer waren als der verwinkelte Tunnel, durch den Robbin seine Begleiter geführt hatte.
Und in diesem riesigen Hohlraum schwebte etwas!
Eine Flotte…
Die matte Helligkeit hatte ihren Ursprung in großen Feuern, die auf schwebenden Schalen loderten. Sie trieben überall in dem großen Hohlraum und erhellten ihn so weit, daß die Menschen Einzelheiten erkennen konnten.
Die Luft flirrte. Je tiefer man nach unten schaute, desto dichter wurden die Schichten und das Flimmern. Dort wurde die Luft dicker, bis sie zu Schwerer Luft wurde, während sie sich weiter in der Höhe verdünnte.
In der Schweren Luft trieb die Flotte.
Robbin atmete hörbar. »Der Treck«, keuchte er.
Es waren insgesamt sieben Boote, die durch Seile miteinander verbunden waren. Sie waren in etwa gurkenförmig und rundum geschlossen. Hier und da gab es Reihen von Fensterluken, die ihnen auf irgendeine Weise das Aussehen von länglichen Häusern verliehen. In diesen Häusern hatten jene gewohnt, die einst diesen Treck belebt hatten – und von denen einige im Bauch des jetzt wohl schon verendeten Schattenwals gelandet waren.
Mythor schluckte. Die Hausboote konnten sowohl die Meere der Lichtwelt befahren, als auch die Schattenzone durchkreuzen. So ähnlich, überlegte er, konnte Caerylls Arche Carlumen ausgesehen haben, mit denen der legendäre Alptraumritter vor dreieinhalb Großkreisen in Logghard in den Schlund vorgedrungen war.
Aber nun würden diese Hausboote keine Meere mehr durchkreuzen können.
In ihnen lebte kein einziger der Wanderer mehr, der Weisen, wie Robbin sie genannt hatte. Und dennoch waren sie nicht tot. Unheiliges Leben wimmelte in ihnen. Unheimliche Wesen huschten geschäftig zwischen den Trümmern der beschädigten Hausboote umher, waren bestrebt, ihr Zerstörungswerk fortzusetzen. Dabei hatten sie jetzt schon fürchterlich gehaust und waren immer noch nicht mit ihrer zerstörerischen Arbeit zufrieden.
Sie waren es gewesen, die den Treck Robbins vernichtet hatten. Shrouks!
Und nach wie vor tobten an Bord der Luscuma die Kämpfe. Wieder und wieder prallten Gruppen von Amazonen aufeinander, verbissen sich ineinander und versuchten sich gegenseitig niederzukämpfen. Auch wenn Burra Mythors Forderung nicht begriff, die anderen zu schonen, wies sie doch immer wieder darauf hin, daß es unnötig sei, die anderen Kämpferinnen zu töten. Jene aber kannten keine Schonung. Erbarmungslos kämpften sie sich voran und gewannen langsam, aber sicher die Oberhand.
Die Galionsfigur mußte endgültig den Verstand verloren haben. Das Einhorn sandte unverständliche, sich teilweise widersprechende Botschaften aus, die die Amazonen verwirrten. Burra fragte sich, warum Mythor und der Pfader das Schiff verlassen hatten, ohne sie zu informieren. Sie wurde dadurch gezwungen, den Kampf so zu führen, daß die anderen jederzeit die Möglichkeit hatten, an Bord zurückzukehren. Diese Rücksichtsnahme erschwerte den Kampf zusätzlich. Die zaemtreuen Kriegerinnen Lexas gewannen mehr und mehr an Boden.
Burra fragte sich, weshalb sie überhaupt noch den Kampf weiterführte. Welchen Sinn hatte es? War es nicht vielleicht doch besser, aufzugeben und sich den anderen anzuschließen? War Mythors Suche nach Carlumen nicht doch ein Hirngespinst?
Aber sie konnte nicht mehr zurück. Zu eindeutig hatte sie Stellung bezogen. Zu lange tobte der Kampf jetzt schon. Er mußte ausgefochten werden – bis zum Ende.
Aber warum hatte Mythor das Korallengebilde aufgesucht? Was wollte er dort?
Noch ahnte Burra nicht, welche Bedeutung die Entdeckungen hatten, die dort auf Mythor warteten…
*
Robbin war erschüttert. Es war sein Treck gewesen, und er hatte ihn im Stich gelassen. Dadurch war er an seiner Vernichtung schuld.
Er flüsterte es zitternd und sank förmlich in sich zusammen. Aus weit aufgerissenen Telleraugen starrte er die treibende Flotte aus Hausbooten an, die überall aufgebrochen, zertrümmert und beschädigt waren und zwischen denen die
Weitere Kostenlose Bücher