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Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma

Titel: Mythor - 103 - Meuterei auf der Luscuma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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ins Innere des Haryienstocks gefunden.
    Der Haryienstock nahm sie auf.
    So wie er von außen ausgesehen hatte, war er auch von innen: ein wahres unüberschaubares Labyrinth von Korridoren und Räumen, verwinkelt und zuweilen seltsam geformt.
    Es war ein phantastisches Gebilde, aber es war gleichermaßen erschreckend und unheimlich. Obgleich Robbin erwähnt hatte, daß die Haryien diesen Stock schon vor langer Zeit verlassen hatten, hatte Mythor seine drei Federn an Altons Scheide zurechtgerückt. Aber es gab wirklich keine Vogelwesen mehr in diesem Bau, der am ehesten dem eines Ameisenstammes glich. Nur noch die Spuren der ehemaligen Bewohner waren zu sehen.
    Überall lag Vogelmist. Wo die Stiefel der Menschen ihn aufwirbelten, stieg er als feiner Staub auf und drang unangenehm in die Nase. Vom Aufräumen hatten die Haryien offenbar zeitlebens nie sonderlich viel gehalten. Das Vogelartige in den Mischwesen überwog und ließ sie auch zu den Raubtieren werden, die ihre Spuren hinterlassen hatten: hier und da lagen Skelette jener Wesen herum, die Opfer der Vogelwesen geworden waren. Mythor hatte mit dem Schwert Fackeln aus dem Wandmaterial geschnitten, und Gerrek entzündete sie bei Bedarf mit seinem Feueratem. Der flackernde Schein riß gespenstische Bilder aus der Dunkelheit des Korallenstocks.
    Überall Reste von Skeletten. Dort, wo die Mischwesen ihre grausigen Mahlzeiten gehalten hatten, waren auch die Gebeine liegengeblieben, aber nirgends gab es einen Hinweis auf tote Haryien. Es schien, als hätten sie darauf geachtet, im Gegensatz zu ihrer sonstigen Unordnung ihre Toten nicht im Stock zu belassen.
    Hier und da ragten Totempfähle auf, mit räudigen Federn geschmückt. Um die Pfähle waren Schädel aufgereiht, die seltsamen Wesen gehört hatten, wie Mythor sie sich nicht im Alptraum vorstellen konnte. Hier und da fand sich auch menschliches Gebein. Verschiedentlich waren glattgeschliffene Wände bemalt. Der Fackelschein riß grausige Szenen aus dem Dunkel.
    Mythor erschauerte. Das Innere dieses Vogelnests spiegelte genau die alptraumhaften Vorstellungen wider, die er sich immer von der Schattenzone gemacht hatte.
    Langsam schritten sie durch den Bau. Ihre Schritte riefen kaum Geräusche hervor, waren schleichend und leise, zuweilen etwas schleifend. Mythor und Gerrek trugen Fronja abwechselnd, während sie tiefer und tiefer in das verwirrende System von Korridoren und kleinen Räumen vorstießen.
    Fronja schlief. Der Schlaf ließ sie sich von den Anstrengungen, von der Erschöpfung durch den geistigen Kampf gegen die Nähe des Deddeth erholen. Das Flackern und Toben ihres Gesichts war verschwunden, und je tiefer sie ins Innere des Korallenstocks gelangten, desto mehr besserte sich ihr Zustand.
    Mythor mußte sich eingestehen, daß er schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren hatte. Robbin aber schien genau zu wissen, in welche Richtung er sich bewegen mußte. Offenbar benutzte er seine Fähigkeit des besonderen Wahrnehmens und ließ sich von diesen Sinnen leiten. Mehrfach fragte Mythor sich, wie groß der Stock wirklich war. Von draußen hatten sie nur einen geringen Teil sehen können; der Rest wurde von wallenden Nebeln und Trümmern verborgen, die in dem Ring aus Schwerer Luft schwebten.
    Tausende und aber Tausende von Jahren mußte dieser Stock gewachsen sein, um diese Größe zu erhalten.
    »Gleich sind wir da«, sagte Robbin plötzlich gedämpft. Gerrek schnob ergrimmt. »Es wird auch Zeit«, keuchte er. »Dieser Vogelgestank ist ja kaum auszuhalten!« Er trat gegen einen aus dem Staub aufragenden Knochen, der davongewirbelt wurde.
    »Still!« warnte Robbin leise. »Da ist etwas vor uns.«
*
    Etwas in Mythor verkrampfte sich. Er fühlte die Gefahr, vor der Robbin warnte, fast körperlich. Sie waren im Begriff, mitten hineinzutappen. Der Haryienstock war alles andere als verlassen!
    Daß sie bis jetzt auf kein anderes Leben gestoßen waren, war nicht verwunderlich, wenn man die Größe dieses Gebildes in Betracht zog.
    »Langsam weiter«, sagte Robbin. »Die Fackeln aus!«
    Dunkelheit umfing sie. Aber es wurde nicht vollends finster. Von vorn kam matter Lichtschein durch den Gang und kroch ihnen entgegen.
    »Was ist das?« krächzte Gerrek. Auch er flüsterte jetzt. Das Unwirkliche ihrer Umgebung hatte auch ihn gepackt.
    Langsam schlichen sie weiter, Gerrek mit Fronja auf den Armen. Sie waren bemüht, kein Geräusch mehr hervorzurufen. Robbin hatte gewarnt, nur von welcher Art die Gefahr vor ihnen

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