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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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eines scheiteprasselnden Kaminfeuers, das Schnurren einer verwöhnten Katze, samtige Weichheit und Verlockung. Und für den, der hinzuhören verstand, klangen im Hintergrund giftiger Spott, grenzenlose Überheblichkeit und eine erschreckende Portion eines gutgetarnten Hasses, der nach Betätigung schrie.
    Mescal wußte, daß jetzt ein Kampf bevorstand. Mochte das Löwenweib auch noch so verlockend aussehen – Mescal entgingen nicht die Degen, die Inscribe in einer Hand trug. Ein ganzes Bündel langer, dünner Klingen, die auf den ersten Blick harmlos aussahen, aber tödliche Wunden schlagen konnten. Mescal erinnerte sich des Aussehens der drei Amazonen, die Inscribe bereits zum Opfer gefallen waren, und er schauderte.
    Mythor machte einen Schritt nach vorn. Er wollte augenscheinlich mit Inscribe reden.
    Das Löwenweib begann sich zu bewegen, sehr langsam, sehr anmutig, sehr gefährlich. Mythor blieb stehen. Die Haryien hielten sich in einigem Abstand auf. Mythor warf einen Blick hinüber, er wollte abschätzen, ob von dort vielleicht Hilfe kam, aber die Haryien waren dem Tanz des Löwenweibs bereits so oft ausgesetzt gewesen, daß sie bereits bei den ersten Bewegungen in den Bann geschlagen waren.
    Auch Mescal fühlte sich unfähig, etwas zu unternehmen. Er konnte nur stehenbleiben und zusehen…
    … zusehen, wie Inscribe ihren geschmeidigen Locktanz begann, sich bog und wand, drehte und sprang. Es waren Bewegungen voller Anmut, aber sie drückten auch deutlich jene tödliche Gefahr aus, in der die Zuschauer schwebten.
    Das war das Grausigste an diesem Tanz… daß jeder wußte, was am Ende dieser Darbietung stand, daß man sich nicht rühren konnte, weil man sich nicht rühren wollte.
    Mescal sah in Inscribe dem sicheren Tod ins Gesicht, und doch hätte er keinen Finger zur Abwehr rühren können.
    »Tretet näher«, lockte Inscribe. »Ich tanze nur für euch!«
    Das leise Spottgelächter, das diesen Worten folgte, schnitt tief ins Gemüt. Mescal preßte die Zähne aufeinander. Er überlegte einen Augenblick lang, ob er sich in den Leeren See stürzen sollte, sich in Dharaphins Schutz begeben, aber dann begriff er, daß er diesen Schritt nicht ausführen konnte.
    Sie waren alle bewegungsunfähig…
    … bis auf Burra.
    »Was soll der männische Kram?« schnaubte die Amazone. »He, Löwenweib, laß das Tanzen und stell dich.«
    Mescal begriff nicht, wieso Burra nicht in diesen Bann einbezogen war, und als er endlich begriff, erfaßte ihn tödlicher Schrecken.
    Inscribes nächstes Opfer stand fest – Burra von Anakrom.
    Mescal wollte etwas rufen, und er sah auch, wie sich die Adern an Mythors Hals gleichsam blähten, aber kein Laut kam über die verzauberten Lippen.
    Inscribe ließ ihren Schweif tanzen, der schillernde Kristall am Ende vollführte Glitzerbewegungen, Strahlenbündel sprühten von ihm auf und brannten in den Augen.
    Mescal spürte sein Herz schnell schlagen, und er konnte fühlen, wie seine Hände naß wurden vom Schweiß der Angst.
    Er wartete mit angespannten Gliedern auf den alles entscheidenden Augenblick – und der ließ nicht lange auf sich warten.
    Inscribes Tanz bekam so rasende Schnelligkeit, daß man ihr mit dem Auge nicht mehr zu folgen vermochte. Aber ihre Stimme klang ruhig und boshaft:
    »Komm, Kämpferin, zieh deine Waffe!«
    Burras Schwert flog aus der Scheide, mitten hinein in Inscribes helles Hohnlachen.
    Ein Kampf begann, wie ihn die schlachtenkundige Amazone niemals zuvor erlebt hatte.
    Immer hatte sie gewußt, wen sie vor sich hatte, ob Kriegerin oder Hexe, ob Beutetier oder dämonisierte Bestie – mit einer Unsichtbaren hatte Burra noch nie die Klinge gekreuzt.
    Das zweite Schwert wurde gezückt. In rasendem Klingenwirbel versuchte Burra, sich Inscribe vom Leib zu halten.
    Noch grausamer als der verzweifelte Kampf der Obyge war dieser Streit. Inscribe war nicht zu fassen, aber plötzlich zuckte von irgendwoher eine elastische, dünne Klinge auf Burra zu, ritzte über ihren Panzer und war dann wieder verschwunden. Burras Abwehrhieb in diese Richtung traf nur leere Luft. Inscribes Hohngelächter erklang wieder.
    Mit diesem spöttischen Lachen konnte man eine Kämpferin wie Burra nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Sie wußte viel zu gut, daß sie jetzt einen kühlen Kopf brauchte. Leidenschaftslos mußte dieser Kampf geführt werden, wenn sie siegen wollte.
    Aber wie siegen gegen eine Unsichtbare?
    Die Löwentänzerin ärgerte Burra unentwegt. Sie ritzte ihr Muster auf die

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