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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Brünne, zerschnitt ihr Bänder und Gurte; offenkundig kam es Inscribe hauptsächlich darauf an, ihre Gegnerin vor dem entscheidenden Stoß noch nach Kräften zu demütigen.
    Es gelang ihr nur halb.
    Burra ließ sich durch diese Mätzchen nicht aus der Gemütsruhe bringen; sie war zu abgebrüht, um sich durch Spott und Hohn entnerven und zu Fehlern verleiten zu lassen. Aber das Gefühl völliger Hilflosigkeit machte der Amazone nach einiger Zeit doch sehr zu schaffen.
    Mescal konnte sehen, wie sich ihr Gesicht mit Schweiß bedeckte. Burra kämpfte den schwersten Kampf ihres Kriegerinnendaseins.
    Klappernd landete eine Beinschiene auf dem Fels, und im nächsten Augenblick sickerte ein wenig Blut aus einer harmlosen Wunde am Bein. Inscribe ließ sich Zeit.
    Mescal spürte, wie Schweiß ihm kalt den Rücken hinunterlief. Er hätte am liebsten Dharaphin um Hilfe angerufen – in seiner Vorstellung war die Spiegelschwester das genaue Gegenteil seiner selbst, also auch tapfer, kühn und unüberwindlich –, aber er brachte kaum mehr als ein wehleidiges Ächzen über die Lippen. Er schmeckte Blut, weil er sich selbst auf die Lippen gebissen hatte.
    Immer weiter ging Burras Entwaffnung. Das gräßliche Schauspiel zog sich in die Länge.
    Und dann kam der Augenblick, in dem Burra beim besten Willen keine Kraft mehr aufbringen konnte. Der pausenlose Abwehrwirbel mit zwei Schwertern zugleich, das kräftelähmende Gefühl, daß all diese verzweifelten Abwehrversuche völlig nutzlos waren, all das wirkte zusammen. In einer winzigen Pause warf Burra einen Blick auf Mythor – es war ein stummer Hilfeschrei.

9.
    Mythor holte tief Luft.
    Jetzt kam alles darauf an, daß seine Hoffnung sich erfüllte. Es waren mehrere Bedingungen gleichzeitig, die erfüllt sein mußten, wollte er eine Siegeschance haben.
    Seine Liebe zu Fronja mußte stark und unerschütterlich sein, nicht einmal durch die zaubergeladenen Lockungen der Tanzenden anfechtbar. Der DRAGOMAE-Kristall mußte auch hier seine zauberische Wirkung entfalten, und nicht zuletzt mußte sich einmal mehr die prachtvolle Schärfe des Gläsernen Schwertes bewähren.
    Alles kam darauf an, den Bann der Inscribe zu brechen. War der erste Schritt erst getan, war der Rest leicht zu erledigen – hoffte Mythor.
    In diesem einen Augenblick aber zählte nur dieser eine kleine Schritt. Er mußte sich in Bewegung setzen.
    In Mythors Schädel tobten die Bilder durcheinander.
    Da waren die verlockenden, betörenden Impulse, die von Inscribe ausgingen, und da waren die beruhigenden Ströme, die Mythors Liebe zu Fronja ausdrückten. Beides zusammen ergab einen Gedankenwirrwarr, der es dem Mann von Gorgan überaus schwermachte, sich zu konzentrieren.
    Mythors Hand bewegte sich. Sie griff nach dem DRAGOMAE-Kristall. Er hielt sich den Stein vor das Gesicht, mit der Linken. Die Rechte bewegte sich zum Schwert.
    Burra war zusammengebrochen. Gesenkten Kopfes erwartete sie den letzten, todbringenden Stoß von Inscribes Klinge.
    Es gelang.
    Mythor bewegte den rechten Fuß vorwärts, dann den linken. Er konnte sich rühren – sich wehren. Der Bann schien gebrochen.
    In der Linken den DRAGOMAE-Kristall als zauberwirksamen Schild, in der Rechten stoßbereit das Gläserne Schwert, so kam Mythor der Amazone zu Hilfe.
    Ein Ächzen ging durch die Runde.
    Inscribe wurde langsam sichtbar. Der Zauber des Kristalls schaffte es, Inscribes eigene magische Kunst zu bezwingen. Immer deutlicher war die Tanzende zu erkennen.
    Sie schien es im ersten Augenblick gar nicht zu begreifen. Sie hatte in der Rechten den Degen zum Stoß bereit. Das Gesicht des Löwenweibs war von verzehrendem Haß verzerrt.
    Mythor fackelte nicht lange, er hatte keine Zeit mehr. Er schlug zu.
    Die Klinge des Gläsernen Schwertes traf – das war Mythors Ansicht gewesen – das seltsame Gebilde an Inscribes Schweif, die kristallene Blume.
    Ein Schmerz zuckte durch den Schwertarm in Mythors Körper, als wolle der Arm in Stücke springen. Unwillkürlich stöhnte Mythor auf.
    Durch die Säulenreihen des Tempels gellte Inscribes Wutgeschrei. Die zum Stoß erhobene Hand sank herab.
    Inscribe fuhr herum, faßte Mythor ins Auge, und jetzt begriff die Tanzende, was geschehen war.
    »Du siehst mich!« rief sie ergrimmt.
    »Ja, ich sehe dich, Inscribe!« rief Mythor zurück. Der Schwerthieb, den er geführt hatte, hatte Inscribe nicht schwer verletzt. Die kristallene Blume schien sogar unbeschädigt zu sein.
    Inscribe stieß einen hohen Laut aus, der eine

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