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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Sie gab damit sehr höflich zu verstehen, daß sie nicht bereit war, über diese Dinge zu reden.
    »Du brauchst diesen Kristall?«
    »Ich will Inscribe nicht zuletzt deswegen sprechen«, antwortete Mythor.
    »Du wagst dein Leben dabei.«
    »Der Kristall ist sehr wichtig für mich und meine Mission«, antwortete Mythor einfach.
    »Und es gibt keinen anderen Weg, deine Wünsche zu erfüllen?«
    »Wir müssen unbedingt zum Leeren See!«, rief Mescal aus. Asmilai wandte den Kopf. Zum erstenmal sah die Stockherrin der Nesfar-Haryien den Geschaffenen an.
    Überraschung? Ekel? Entsetzen?
    Mythor kannte die Mimik und Gestik der Haryien zu wenig, um das deutliche Körpersignal Asmilais beurteilen zu können. Eines aber war klar zu erkennen – Asmilais Gefieder stellte sich blitzartig auf und brauchte geraume Zeit, bis es wieder die übliche Glätte aufwies. Einige der Haryien beschrieben mit den Fußkrallen seltsam beschwörerische Kreise auf dem Boden.
    »Ich warne dich noch einmal vor Inscribe«, sagte Asmilai. Es war schwer, neben dem Wortlaut auch den Sinngehalt zu erfassen, aber Mythor glaubte heraushören zu können, daß Asmilai seinetwegen aufrichtig besorgt war. Vielleicht auch Mescals wegen? Immer wieder sah die Vogelfrau zu dem Geschaffenen hinüber.
    »Ich brauche den Kristall«, wiederholte Mythor.
    »Brauchst du nur den Kristall, oder mußt du mit Inscribe reden?« wollte Asmilai wissen.
    »Hm!« machte Mythor. Bevor er antwortete, hätte er gerne gewußt, was Asmilai ihm augenscheinlich anzubieten hatte.
    »Wir könnten versuchen, dir den Kristall zu beschaffen – ohne daß du dein Leben einsetzen müßtest.«
    »Potzblitz!« rief Gerrek.
    Das war fürwahr ein nobles Angebot – und bei so viel Edelmut, zumal in der Schattenzone, war Vorsicht am Platz. Umsonst wagte niemand etwas für einen anderen. Mythor wollte nicht länger Sohn des Kometen heißen, wenn die Haryien mit ihrem Angebot nicht einen Hintergedanken verbanden.
    Auf der anderen Seite – Mythor verließ sich da ganz auf seine Ahnung und sein Einfühlungsvermögen – waren die Haryien aufrichtig freundlich. Was war demnach von der Verlockung zu halten?
    Mythor ahnte es – wenn er sich von den Haryien den Kristall beschaffen ließ, war er ihnen moralisch hochverpflichtet. Vielleicht – ja sogar höchstwahrscheinlich – würde er dann ihnen einen Gefallen zu erweisen haben, der es an Gefährlichkeit mit einem Plausch mit Inscribe aufnehmen konnte. Der Köder, den man ihm da hinhielt, roch zwar süß, aber der Widerhaken ließ sich förmlich fühlen.
    Ausschlaggebend für Mythor war indes ein anderer Einwand – wenn er es nicht fertigbrachte, auch diese Gefahr zu bezwingen, hatten seine weiteren Bemühungen ohnehin keinen Sinn mehr. Wer an der Tanzenden scheiterte, brauchte den Kampf mit den eigentlichen Mächten der Schattenzone gar nicht erst aufzunehmen.
    Für die Überlegungen brauchte Mythor nur sehr kurze Zeit.
    Er sah Asmilai an.
    »Ich werde mir den Kristall selbst holen«, erklärte er.

8.
    Mescal spürte, wie ihn Schauer durchrieselten.
    Mythors Entscheidung betraf ihn in höchstem Maß. Hätte der Sohn des Kometen sich auf diesen Kristallhandel eingelassen, wäre Mescal vor die Wahl gestellt worden, auf seine Spiegelschwester zu verzichten, oder aber den Weg zum Leeren See allein zurückzulegen.
    Nicht ganz allein – Mescal spürte deutlich, daß die Amazone Jente ihm sehr zugetan war. Diese Erfahrung war für den Geschaffenen neu; da er sich selbst gering schätzte, konnte er kaum begreifen, daß andere ihn besser ansahen als er sich selbst.
    Nun, die Entscheidung war gefallen. Der Weg ins Unbekannte wurde fortgesetzt.
    Die Haryien blieben ein wenig zurück. Fürchteten sie Inscribe? Oder wollten sie im Notfall zu Hilfe kommen?
    »Ist der Weg noch weit?« fragte Mescal den Pfader. Er spürte, daß seine Stimme bebte, und ärgerte sich darüber. Jedermann konnte ihm leicht seine Ängste an der unsicheren Stimme ablesen, und das machte es noch schwieriger, sich energisch auszudrücken.
    »Ich glaube nicht«, sagte Robbin. »Wir sind bald am Ziel.«
    Erster wichtiger Hinweis war die Zahl der Fußspuren, die zum Leeren See führten. Immer mehr Fährten waren auf dem Boden zu erkennen, und sie alle führten in die gleiche Richtung.
    Robbin leitete die Gruppe abseits dieses Trampelpfads – es konnte nicht schaden, wenn man Inscribe nicht geradlinig in die mörderischen Degen lief.
    Dann begannen sich wieder Konturen aus dem Nebel zu

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