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Mythor - 112 - Der magische Bann

Mythor - 112 - Der magische Bann

Titel: Mythor - 112 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walker Hugh Wolf Paul
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rezitierten, und was sie rezitierten, wurde von der Schar ihrer Unterpriester im Chor wiederholt, manches mehrfach und in seltsamem Rhythmus.
    Andere schwebten sitzend in den oberen Bereichen der Steinsäulen, allem entrückt.
    Thonensen hielt fasziniert an, obwohl der Junge ihn weiterzuziehen trachtete. Er fragte sich, ob er das auch könnte, ob es nur der Kraft, oder auch eines bestimmten Wissens bedürfte.
    Er hatte nie im geringsten mit der Finsternis geliebäugelt, doch, was er hier sah, mußte das Herz jedes Wissenshungrigen höher schlagen lassen.
    Es war die Beschwörung der Kraft, die so voll Grauen war, nicht die Benutzung. Es machte all den Unterschied zwischen Weißer und Schwarzer Magie. Die Kraft war vielleicht dieselbe. Die Erlangung war es, die den Unterschied machte.
    Andere Priester schwankten zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Einen sah Thonensen, und er schauderte dabei bis in den tiefsten Grund seiner Seele, dessen Körper war durchscheinend und von einem inneren fahlen Leuchten erfüllt. In Schädel und Brust war ein ungeheuerlicher Schatten erkennbar, aus dem Augen leuchteten. Er bewegte sich im Inneren des Körpers und konnte nichts anderes sein, als der Dämon, von dem dieser Priester besessen war.
    Niemand hatte ein Auge für den Sterndeuter und den Jungen. Sie alle bereiteten sich auf das Ereignis vor.
    Zwischen dem mittleren und inneren Kreis hielt sich niemand auf. Nur kurz sah Thonensen eine Gestalt voraus, die jene eines der Gefährten sein hätte können, doch sie verschwand, bevor sie sie erreichten.
    Im Kreis der Megalithen verhielten sie, dicht an die klobigen Säulen gedrückt. Der Junge zitterte und klammerte sich an den Sterndeuter.
    Die viermannshohen Trilithen waren zum Greifen nah. Innerhalb, wo einst der Schwarzstein Cherzoons gewesen war, befand sich der Eingang in die unteren Gewölbe.
    Aber davor wimmelte es von Priestern und Akolythen. Einer stand mit erhobenen Händen in der Mitte. Es mochte Donahin, der Oberste Priester sein, aber Thonensen wußte zu wenig von den äußeren Rangmerkmalen der Priester, um sicher zu sein. Für ihn sahen sie mit ihren Masken alle gleich aus. Zum erstenmal sah er auch solche mit roten und schwarzen Masken.
    Nun war er es, der den Jungen mit sich zerrte, der ihm nur zögernd folgte. Sie schlichen an den Megalithensäulen entlang, beide unberührt von der Magie, die sich in fahlem Licht und dunklen rauchigen Schwaden manifestierte, Thonensen, weil er sie selbst zu benutzen wußte und sie zu seinem eigenen Schutz verwendete, und der Junge, weil sein vierjähriger Geist zu leer war für die Lockungen der Finsternis.
    Sie stolperten über zwei Körper, die am Fuß einer der Säulen lagen. Sie waren ineinander verschlungen. Als Thonensen sich bückte, sah er, daß einer Duzella war. Taurond beugte sich wimmernd über sie. Das Mädchen hatte ihre Taurenkinderpranken in würgendem Griff um den Hals des anderen Körpers. Dieser war ein Priester, einer mit einer roten Maske.
    Der Priester war tot. Thonensen schob den klagenden Jungen zur Seite und stellte fest, daß noch Leben in dem Mädchen war. Aber sie regte sich nicht und wollte nicht aufwachen, auch nicht, als die beiden sie kräftig schüttelten. Offenbar hatte der Priester sie mit einem Bann belegt, wohl aber nicht rasch genug, um sein Leben zu retten.
    Er löste ihre Hände vom Hals des Priesters. Dann nahm er ihm die Maske ab. Das Gesicht darunter war jung und unberührt. Keine gläserne Schicht, was bedeutete, daß er nur ein niederer Priester war, der noch nicht den Dämonenkuß empfangen hatte. Keiner der Auserwählten.
    Vielleicht war es kein guter Gedanke, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen.
    Rasch nahm er dem Priester Helm und Maske ganz ab und enthüllte einen kahlgeschorenen Schädel. Dann befreite er den Toten mit viel Mühe von seinem Mantel. Dann entledigte er sich seiner eigenen Kleider und gab sie dem Jungen zur Aufbewahrung. Er schlüpfte in den Priestermantel, der erstaunlich leicht auf den Schultern lag, setzte Helm und Maske auf, nahm die Schuhe und die schwarzen Handschuhe des Toten. Vorsichtig sah er sich um. Die Maske behinderte seinen Blick nicht im geringsten. Der knöcherne Helm war nicht schwerer als ein Streithelm. Seine Stimme klang verändert unter der Maske, als er zu Taurond sagte:
    »Ich werde deine Schwester später aufwecken. Es ist gut, wenn sie jetzt schläft. So kann ihr niemand mit einem Zauber etwas anhaben. Bleib bei ihr und warte

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