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Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren

Titel: Mythor - 117 - Herrscher im Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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verbergen können, dazu war die Erscheinung zu eindrucksvoll.
    Bastraph sah Orphal an.
    Der Herrscher biß sich leicht auf die Lippen. Offenbar hatte er den gleichen Gedankengang wie Bastraph. Dieser gutgewachsene Fremde mit dem auffallenden Lockenhaar war mit großer Sicherheit kein Bewohner von Orphals Reich.
    Folglich kam er von draußen.
    Dann aber stellte sich sofort die nächste Frage – wie war er hereingekommen?
    So leicht es für Orphal auch war, sein Herrschaftsgebiet zu verlassen, um in allen Weltgegenden mit List oder Gewalt seinen sinnlichen Tribut einzusammeln, so sehr war es allen anderen schwergemacht worden, zu Orphal vorzudringen. Andernfalls hätte der Herrscher vor den Nachstellungen seiner Opfer sich kaum schützen können. Hereingelegte Bauern wären in Scharen ins Land geströmt, Winzer, denen Orphal mit der Verheißung praller Trauben im nächsten Jahr die Lese des augenblicklichen Jahres abgeluchst hatte, Väter, die die verlorene Ehre ihrer Töchter – oder den eigenen guten Ruf – mit bewaffneter Hand wiederherzustellen trachteten –, es gab vermutlich ganze Völkerschaften, die nur zu gerne mit dem listenreichen Orphal ein ernstes Wort geredet hätten.
    Dem hatte der Herrscher einen Riegel vorgeschoben – magische Fallen, Zaubergrenzen, die niemand unbeschadet überquerte.
    Wo also kam dieser Fremdling her? Wie hieß er, was wollte er? Und wie hatte er es geschafft, Orphals Sicherungen zu überlisten?
    »Willkommen!« rief Orphal. »Was bringst du mit dir, Fremder?«
    Hinter dem hochgewachsenen Jüngling schoben sich fünf seltsame Kreaturen in den Raum – zuerst ein gewaltiges Geschöpf, das aussah wie ein Pferd, dem man den Kopf eines Bären aufgesetzt und die Beine um einen Schritt gekürzt hatte. Die anderen vier Geschöpfe sahen nicht minder wunderlich aus.
    »Meine Freunde«, sagte der Jüngling mit wohlklingender Stimme. »Gefallen sie dir, Orphal?«
    »Vortrefflich«, rief Orphal. »An Wohlgestalt übertreffen sie manche Gespielin von mir.«
    Der grobe Scherz fand nur ein mäßiges Echo.
    »Wie heißt du?« fragte Orphal. Mit artigen Bewegungen trat der Jüngling näher, grüßte äußerst höflich Fronja und nahm dann aus Orphals Hand einen Pokal entgegen.
    »Nenne mich Mythor«, sagte der Jüngling.
    Orphals Gesicht verlor gänzlich die Farbe, seine Augen begannen zu flackern.
    Bastraph spürte, wie sein Herz sehr schnell zu schlagen begann.
    Mythor.
    Der Blonde mußte jener Mann sein, von dem die geraubte Fronja gesprochen hatte – in einem Ton, der dem einfühlsamen Bastraph überdeutlich verraten hatte, daß sie diesen Mann liebte. Offenbar hatte. Mythor das Verschwinden der Geliebten bemerkt und war Orphal nachgesetzt.
    »Ach«, brachte Orphal schwach über die Lippen.
    Bastraph mußte an die Amulette denken, mit denen Orphal ihn ausgestattet hatte – eines davon war seltsamerweise verschwunden. Hatte Mythor es dazu verwendet, die magische Sperre zu durchschreiten, die Orphal aufgebaut hatte?
    Bastraph hatte das sichere Gefühl, daß sich in den seltsamen Tiergestalten Begleiter von Mythor verbargen, die durch Orphals Zauber verwandelt worden waren. Einzig Mythor war diesem Schicksal augenscheinlich entgangen.
    Dann fiel Bastraph auf, daß Hiide die Brauen in die Höhe zog. Ihr Blick war auf Fronja gerichtet, und als Bastraph mit den Augen folgte, konnte er in Fronjas Augen einen Ausdruck großer Verwunderung erkennen. Sie schien erstaunt zu sein, daß der fremde Jüngling diesen Namen trug – wußte sie es besser.
    »Willkommen in meinem Palast«, sagte Orphal, kaum daß er sich vom ersten Schrecken erholt hatte. »Setze dich in meine Nähe, greif zu und laß es dir gutgehen. Für deine Viecher werde ich ein paar Küchenabfälle heranschaffen lassen.«
    Bastraph hatte sehr feine Ohren. Das Gift in Orphals Worten war deutlich – er wußte, daß es sich bei den Geschöpfen um Verwandelte handeln mußte, und er sah eine prächtige Gelegenheit, sie zu demütigen. Das Spiel mit Worten bekam allmählich einen sehr gefährlichen Unterton.
    Bastraph wies auf die Tiere, die sich friedlich in der Mitte der Halle zusammengekauert hatten.
    »Wenn sie sich schon besser benehmen als manche deiner Gäste, warum sollen sie dann nicht auch die gleiche Speise erhalten.«
    Solcherart geschickt an Orphals Boshaftigkeiten anknüpfend, erreichte Bastraph sein Ziel – Orphal fand den Gedanken ergötzlich.
    »Recht hast du, Narr. Laßt goldene Schüsseln hereintragen und füttert sie.

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