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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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auch der oberen Bereiche miteinander. Hier waren die Rohnen untergebracht, die Carlumer bewohnten ausschließlich die Bugunterkünfte.
    Das Stadttor am Baum des Lebens stand offen und war von allmählich wieder grünenden Pflanzen umrankt. Der Zugang hinter dem Tor aber war durch Tische, Stühle, Truhen und andere schwere Gegenstände verbarrikadiert.
    In der Pförtnerstube trafen Mythor und Gerrek auf Scida und Fronja. Cryton, der Götterbote, ruhte auf einem Strohlager. Den Umhang, der seine magischen Körperbilder verhüllte, hatte er sich über den Kopf gezogen.
    »Leisten die Rohnen immer noch Widerstand?« erkundigte sich Mythor.
    »Du siehst das falsch, Mythor«, sagte Fronja. »Sie wurden aus ihrem gewohnten Leben gerissen und sind darum verschreckt und verängstigt. Wir müssen noch viel Geduld mit ihnen haben.«
    »Wir haben sie ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt«, berichtete Scida. »Aber sie rühren nichts davon an, als glaubten sie, daß die Speisen vergiftet seien. Heeva und Lankohr sind unterwegs, um die Rohnen umzustimmen. Es scheint, als wollten sie lieber verhungern, als irgend etwas anzurühren, das von uns kommt. Dabei leiden sie gar nicht mehr unter dem Lichtfieber. Dafür scheint ihr Lebenswille abgestorben zu sein, seit wir in diesem sterbenden Land sind. Habt ihr etwas über diesen Ort in Erfahrung gebracht?«
    »Vielleicht wüßten wir mehr, wenn Cryton sein Schweigen bräche«, sagte Mythor. Er machte eine kurze Pause, und als sich der Götterbote nicht rührte, fuhr er fort: »Ich möchte mit dem Anführer der Rohnen sprechen. Ist das möglich?«
    »Jercel wird dich sicher anhören«, sagte Fronja. »Er ist ein Mann, mit dem sich reden läßt. Aber er steht stark unter dem Einfluß seines Schamanen. Ihn gilt es zu überzeugen.«
    Fronja verließ die Pförtnerstube, und Mythor folgte ihr. Sie stellte sich vor den Barrikaden auf und rief:
    »Jercel! Mythor, der Herr von Carlumen ist hier und möchte dich sprechen.« Mit gesenkter Stimme flüsterte sie Mythor zu: »Ich habe dem Anführer der Rohnen einiges über dich erzählt, du kannst dir also lange Erklärungen sparen.«
    Es dauerte nicht lange, dann tauchten hinter der Barrikade zwei Gestalten auf, die in grobe Tücher gekleidet waren. Es handelte sich um zwei Männer. Der größere war auch der ältere, er hatte ein kantiges Gesicht mit stark hervortretenden Bakkenknochen, das selbst in dieser Situation Tatkraft und Entschlossenheit ausdrückte. Seine wie gebleichtes Leder wirkende Haut wies rote Flecken auf, die auf die ungewohnte Lichteinwirkung von Heluma zurückzuführen waren.
    Der kleinere Mann war um vieles jünger und hatte ungewöhnlich helles, wie gebleicht wirkendes Haar.
    »Das ist der Schamane Proscul«, flüsterte Fronja Mythor zu. »Er gilt als Weißling und daher als von den Lichtgöttern besonders begnadet.«
    Mythor entging es nicht, daß der Schamane die Rechte unter seinem Gewand verborgen hatte. Es machte den Eindruck, als verstecke er etwas, an das er sich schützend klammere.
    »Jercel, wir bedauern alle sehr, was mit euren Yarls geschah«, sagte Mythor. »Aber ihr dürft für ihren plötzlich erwachten Todestrieb nicht das Licht verantwortlich machen. Überall in Gorgan stoßen Yarls aus der Düsterzone in die Lichtwelt vor, ohne dadurch Schaden zu nehmen. Ich habe selbst schon einmal den Untergang einer Yarl-Nomadenstadt miterlebt und weiß daher, daß die Dunkelmächte die Tiere besessen gemacht haben.«
    »Dann sind in euren Augen auch wir Besessene?« fragte der kleine Schamane, bevor der Anführer der Rohnen das Wort ergreifen konnte. »War es nicht das Lichtfieber von Heluma, das uns an Geist und Körper krank machte?«
    »Das sind zwei grundverschiedene Dinge«, erwiderte Mythor, an Jercel gewandt. »Menschen aus der Düsterzone können sich auf die Helligkeit der Lichtwelt nicht so schnell umstellen. Aber ihr werdet sehen, daß ihr euch daran gewöhnen könnt, wenn ihr wollt. Natürlich steht es euch frei, jederzeit in die Düsterzone zurückzukehren.«
    »Wenn wir nicht den Dunkelmächten verfallen sind, dann müßt es ihr sein«, rief Proscul.
    »Kannst du nicht für dich selbst sprechen, Jercel?« fragte Mythor.
    »Mein Schamane Proscul spricht mir aus dem Herzen«, sagte Jercel. »Ihr findet viele schöne Worte für uns, aber ihr handelt ihnen zuwider.«
    »Wir haben unser Leben riskiert, um euch zu retten«, sagte Mythor. »Das sollte für sich sprechen.«
    »Ihr seid dieses Wagnis nur

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