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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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eingegangen, um uns gefangennehmen zu können«, rief Proscul anklagend. »Und ihr habt uns an diesen Ort gebracht, um uns den Mächten der Finsternis zu opfern.«
    »Wir sind selbst Gefangene in diesem sterbenden Land«, sagte Mythor. »Wir sind gegen unseren Willen nach hier verschlagen worden. Jercel, gebrauche deinen Verstand, statt dich von deinem irregeleiteten Schamanen blenden zu lassen. Wie vereinbart es sich, daß wir alles, was in unseren Kräften steht, zu eurem Wohl tun, mit jenen Motiven, die Proscul uns unterschiebt?«
    »Proscul ist ein guter Schamane«, sagte Jercel.
    »Das mag er auf seine Art sein«, gab Mythor zu. »Aber er ist auch zu stark seiner eigenen, begrenzten Anschauung verhaftet, um sich dieser außergewöhnlichen Situation anpassen zu können. Er begreift nicht, weil er nicht verstehen will. Du, als Mann, der die weltliche Verantwortung über sein Volk hat, solltest dir dagegen einen klaren Blick bewahren.«
    »Was verlangst du von uns, Mythor?« fragte Jercel.
    »Ich verlange nichts, ich biete euch Asyl an«, antwortete Mythor. »Wenn es uns gelingt, dieses sterbende Land zu verlassen, dann bringen wir euch nach Heluma oder in die Düsterzone zurück. Ihr könnt aber auch bei uns bleiben und Carlumer werden. Bis es soweit ist, müßt ihr uns vertrauen.
    Wir wollen euer Bestes, für die augenblickliche Lage können wir nichts. Ihr seid nicht unsere Gefangenen, sondern unsere Gäste, und als solche werdet ihr behandelt. Laßt euch von eurem Schamanen nicht einreden, daß die Speisen, die wir euch bieten, ein Opfermahl sind. Denk einmal darüber nach, Jercel.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, versprach der Rohnenführer.
    Mythor wandte sich ab und kehrte mit Fronja in die Pförtnerstube zurück. Sie sagte:
    »Jercel hat das alles schon von uns gehört, aber ich glaube, aus deinem Mund klingt das für ihn anders. Vor dem Herrn von Carlumen hat er mehr Hochachtung als vor dessen Untergebenen.«
    Mythor mußte unwillkürlich lächeln und küßte sie auf die Wange.
    »Hoffentlich hast du ihm verschwiegen, daß ich dein Zauberlehrling bin, und obendrein noch ein schlechter.« Mythors Lächeln schwand, als sein Blick auf Cryton fiel. Der Götterbote hatte sich aufgerichtet und saß am Rand seines Lagers. Er blickte Mythor mit ausdruckslosem Gesicht entgegen.
    »Hast du mir etwas zu sagen, Cryton?« fragte Mythor.
    Cryton, der als Kannibale Siebentag an Bord des Flugschiffs Luscuma gekommen war, um Mythor zu prüfen, schwieg eine Weile, dann meinte er:
    »Ich hätte dir viel zu sagen gehabt, Mythor, wenn du mit mir ins Land der Heronen gekommen wärst. Aber es ist mit untersagt, mein Wissen an irgendeinen Sterblichen weiterzugeben.«
    »Du könntest dich mir als dem Sohn des Kometen anvertrauen«, sagte Mythor. »Weißt du etwas über den Ort, an dem wir gestrandet sind?«
    Cryton dachte wieder nach, und er sprach sehr bedächtig, als er nach einer langen Pause sagte:
    »Wenn du mir damals, am Letzten Ufer von Scadrach, auf der untersten Stufe der Dämonenleiter, gefolgt wärest, dann hätte dich dein Weg vielleicht auch hierherführen können – auf dieses Schlachtfeld in diesem sterbenden Land. Aber du wärst als Heerführer an der Spitze einer schlagkräftigen Kriegerschar hierher gekommen.«
    »Was redest du da, Cryton«, sagte Mythor. »An diesem Ort wird schon seit langem nicht mehr gekämpft. Hier ist alles tot. Diese Welt strebt dem Ende der Zeit zu.«
    Cryton lächelte.
    »Du weißt offenbar nicht, wovon du sprichst, Mythor. Du hast einige Begriffe aufgeschnappt, aber das sind nur Halbwahrheiten. Was weißt du schon von der Zeit. Nur weil du einmal einen kleinen Einblick in sie genommen hast und dir beinahe selbst begegnet wärst, verstehst du noch lange nichts von diesem Phänomen…«
    »Dann kläre mich auf«, bat Mythor.
    Aber Cryton schüttelte den Kopf.
    »Das steht mir nicht zu. Ich hatte eine andere Aufgabe, aber darin habe ich versagt. Oder willst du mir doch noch folgen? Es wäre noch nicht zu spät, Mythor.«
    »Und wo würde ich dann kämpfen? An der Spitze welchen Heeres?«
    »Hier würdest du kämpfen. Zu einem späteren Zeitpunkt, an ALLUMEDDON, aber andererseits auch wiederum in einer früheren Zeit. Vielleicht müßtest du dein Heer aber auch auf diesem Schlachtfeld in den Kampf führen… Ich weiß es nicht, ich hätte nicht darüber zu bestimmen. Ich bin nur ein Bote.«
    »Du sprichst absichtlich in Rätseln«, sagte Mythor ungehalten. »Wird in diesem sterbenden

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