Mythos Ueberfremdung
einfach kaum möglich, dass die Muslime im Jahr 2050 mehr als 9,5 Prozent der europäischen Bevölkerung (einschließlich Russlands) stellen könnten, zu einem Zeitpunkt, der wahrscheinlich für einen Spitzenwert steht – wenn die Einwandererzahlen aus islamischen Ländern recht hoch und die nicht muslimischen Geburtenraten wie bisher sehr niedrig bleiben und die Integration für die Muslime weiterhin ein langsamer und schwieriger Prozess bleibt. Aber keiner dieser Einflussfaktoren ist gesichert. Genauso wahrscheinlich ist, dass der muslimische Bevölkerungsanteil nicht weiter steigen und sich bei etwa 8 Prozent einpendeln wird.
Das ist nun nicht gerade ein exponentielles Wachstum. Europa fügte seiner Bevölkerung in den 20 Jahren von 1990 bis 2010 14,5 Millionen Muslime hinzu; in den 20 Jahren von 2010 bis 2030 werden weitere 14 Millionen zu einem gewachsenen Grundbestand dazukommen. Mit anderen Worten: Die Wachstumsrate der muslimischen Bevölkerung verlangsamt sich. Die Forscher des Pew Center gehen davon aus, dass Europas Muslime im Jahr 2030 durchschnittlich 2,0 Kinder pro Familie haben werden, bei einem leichten Anstieg der nicht muslimischen Geburtenrate auf 1,6 Kinder (in den letzten Jahren kam es zu einer langsamen, aber konstanten Zunahme der nicht muslimischen Geburten). Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die Muslime in Europa zur Mehrheit oder auch nur zu einer sehr großen Minderheit werden.
In Nordamerika gibt es weit weniger Muslime, aber sie sind dort eine sehr neue und junge Gruppe – 63 Prozent der amerikanischen Muslime sind Einwanderer der ersten Generation, und 71 Prozent dieser Einwanderer kamen nach 1990 4 –, und als Ergebnis dieses Zustroms wächst die Bevölkerungsgruppe auch schneller. Die Zahl der Muslime in den Vereinigten Staaten wird sich im Lauf der nächsten 20 Jahre mehr als verdoppeln, von 2,6 Millionen im Jahr 2010 auf 6,2 Millionen im Jahr 2030. Dann werden sie 1,7 Prozent der Bevölkerung stellen und fast so zahlreich sein wie Juden und Mitglieder der Episkopalkirche. Amerikanische Muslime haben im Durchschnitt 2,5 Kinder, die Vergleichszahl der Nichtmuslime liegt bei 2,1. Die muslimische Bevölkerung in Kanada wird sich im gleichen Zeitraum nahezu verdreifachen, von 940 000 auf 2,7 Millionen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird von 2,8 auf 6,6 Prozent steigen. Ihre Geburtenrate von 2,4 pro Familie ist höher als im kanadischen Durchschnitt (1,7), sinkt inzwischen aber ebenfalls. Der Unterschied erklärt sich vor allem aus der Tatsache, dass die gegenwärtigen muslimischen Einwanderer in Kanada eher aus Ländern wie Pakistan stammen, dessen Bevölke rung mehrheitlich auf dem Land lebt und eine höhere Geburtenrate aufweist.
Die Pew-Ergebnisse zu Europa werden von anderen aktuellen statistischen Projektionen bestätigt. Eine dieser Untersuchungen wurde 2010 von dem britischen Demografen Eric Kaufmann und einem Team des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA) in Österreich erarbeitet. Sie kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen und sagte voraus, dass die muslimische Bevölkerung in der Europäischen Union bis 2050 einen Anteil von 10 Prozent erreichen könnte. In einigen Ländern mit niedriger Geburtenrate, zum Beispiel in Schweden und Österreich, könnte, falls sich die Einwanderungszahlen nicht ändern, der muslimische Bevölkerungsanteil auf 15 Prozent zunehmen. 5
Ähnliche Ergebnisse erbrachte auch eine Untersuchung des Forschungsdienstes des US-Kongresses (United States Congressional Research Service). 6 Sie sagt voraus, dass die 27 Mitgliedsländer der EU und die derzeitigen Nichtmitglieder Norwegen und Schweiz im Jahr 2030 zusammen 30 Millionen muslimische Einwohner haben könnten, was 7 Prozent der Gesamtbevölkerung entspräche.
Keine dieser Studien kommt bei ihren Vorausberechnungen zu einem muslimischen Bevölkerungsanteil, der auch nur annähernd einer Mehrheit entspricht. Selbst die großzügigste Schätzung zu diesen Trends würde im Lauf des 21. Jahrhunderts für kein einziges westliches Land zu einer muslimischen Mehrheit gelangen. Der Islam würde danach in ei nem oder zwei weiteren Ländern den zweiten Rang unter den Religionsgemeinschaften erreichen (in Frankreich hat er diesen Status bereits) und in einigen weiteren Ländern zur Nummer drei werden, aber das gilt nur dann, wenn wir davon ausgehen, dass die Kinder religiöser Muslime selbst zu religiösen Muslimen
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