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Mythos Ueberfremdung

Mythos Ueberfremdung

Titel: Mythos Ueberfremdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Sounders
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Staatsbürgerschaft haben: Sie identifizieren sich persönlich mit der britischen Nation in ihrem gegenwärtigen Zustand und äußern ihre Unterstützung für die Arbeitsweise ihrer Institutionen.
    Dieses Unterscheidungsmerkmal wird in anderen groß angelegten Untersuchungen bestätigt. Das Open Society Institute stellte bei einer Studie zu den Ansichten muslimischer Minderheiten in elf europäischen Städten 13 fest, dass diejenigen Gruppen mit dem höchsten Anteil von Personen, die sich zunächst als Bürger ihres Landes sahen (das heißt als Briten oder Franzosen und nicht als Muslime, Bangladescher, Araber und so weiter), in Leicester (82 Prozent bezeichneten sich dort in erster Linie als »Briten«) und London lebten (72 Prozent). 5 Die mangelhafte Integration muslimischer Einwanderer in Großbritannien ist zwar auf sozialem Gebiet und bei den die Sexualität betreffenden Fragen beunruhigend, aber dies ist eindeutig weder mit einem Mangel an Loyalität zu Großbritannien noch mit einer Abneigung gegen die westlichen Institutionen verbunden.
    Dieselbe Studie kam zu dem Ergebnis, dass 73 Prozent der wahlberechtigten muslimischen Einwanderer in Europa auch an nationalen Wahlen teilgenommen hatten, ein Anteil, der nur leicht unter dem der Gesamtbevölkerung liegt (81 Prozent), und dass die muslimischen Frauen hier genauso viel Beteiligung zeigten wie die Männer. Und die Hälfte der Muslime erklärte, man habe in irgendeiner Form bürgerschaftliches Engagement gezeigt, und zwar »eher in gemischten Organisationen als in solchen Zusammenschlüssen, die sich an ihrer eigenen Ethnie oder Religion orientierten«. 14
    Die Muslime in Frankreich zeigen sich oft als die enthusiastischsten Unterstützer des Staates: Eine Untersuchung stellte fest, dass 62 Prozent der Muslime den Eindruck hatten, dass die »Demokratie in Frankreich gut funktioniert«, während nur 58 Prozent der Gesamtbevölkerung dem zustimmen wollten; eine andere Studie, in der dieselbe Frage gestellt wurde, ermittelte Zustimmungsraten von 69 versus 58 Prozent, wobei die Muslime auf einen Anteil von 95 Prozent mit einer positiven Gesamteinschätzung Frankreichs und seiner Institutionen kamen. 15 Eine große Umfrage des Forschungsdienstes des US-Außenministeriums unter französischen Muslimen kam 2005 – nach dem Kopftuchverbot an Schulen und den Unruhen unter französischen Muslimen in den Vororten von Paris – zu dem Ergebnis, dass »eine große Mehrheit der Muslime in Frankreich der Regierung des Landes vertraut, sich zumindest zum Teil als französische Staatsbürger fühlt und die Integration in die französische Gesellschaft befürwortet«. 16
    Im Alltagsleben scheinen sich die Muslime in Frankreich wohl kaum von den Lehren des Korans oder den Predigern der Umma leiten zu lassen. Innerhalb von weniger als zwei Generationen ist die Geburtenrate der muslimischen Einwanderer fast bis auf den Wert ihrer in Frankreich geborenen Mitbürger gesunken. Nahezu alle Einwanderer sprechen eher Französisch als Arabisch. Eine Meinungsumfrage im Jahr 2005 ergab, dass 8 von 10 Muslimen »es in Ordnung fanden, wenn Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit miteinander ausgingen oder heirateten«, und 59 Prozent hätten nichts dagegen, wenn ihre Tochter einen Nichtmuslim heiraten würde 17 – und das scheint tatsächlich auch vorzukommen, denn ein Viertel der muslimischen Frauen in Frankreich ist mit nicht muslimischen Männern verheiratet, und 50 Prozent der jungen muslimischen Männer leben mit einer nicht muslimischen Frau zusammen. 18 60 Prozent der französischen Muslime sagen, sie hätten »viele französische Freunde«, 45 Prozent erklären, sie hätten zumindest einige jüdische Freunde. Und da ist noch ein wichtiges Merkmal kultureller Integration: 57 Prozent der muslimischen Frauen in Frankreich sind außerhäuslich erwerbstätig. Diese Rate liegt nicht sehr viel niedriger als die der französischen Frauen insgesamt (63 Prozent) und unterscheidet sich sehr deutlich von der Beschäftigungssituation der Frauen in den arabischen Staaten, aus denen Einwanderer nach Frankreich kommen.
    Es kommt zwar immer noch zu Vorfällen, bei denen muslimische Einwanderer gegen die sie aufnehmenden Gesellschaften protestieren – das jüngste Beispiel sind die Krawalle und Angriffe, die sich im Jahr 2005 gegen die in der dänischen Tageszeitung Jyllands Posten abgedruckten Mohammed-Karikaturen richteten, und davor gab es Massenproteste gegen den Irak-Krieg –, aber

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