Mythos Ueberfremdung
bewerkstelligen muss. Diese Menschen sind nicht religiöser als frühere Wellen armer Einwanderer und suchen in erster Linie nach einem Platz im Bildungssystem und in der Arbeitswelt. Wer das nicht schafft, gerät in Isolation oder dauerhafte Armut, ist aber kein zwangsläufiges Produkt der eigenen Herkunft und Gemeinschaft, sondern in den allermeisten Fällen ein Opfer der Lücken und Unzulänglichkeiten in unseren Wirtschafts- und Bildungssystemen. Die Menschen zeigen in den meisten Fällen keinerlei Anzeichen für irgendeine Be strebung, sich – sei es nun kulturell oder wirtschaftlich – zu einer »Parallelgesellschaft« zu entwickeln, aber es gibt Umstände, die so etwas durch entsprechende Versäumnisse hervorbringen könnten.
5 Zu den anderen Städten, in denen sich besonders viele Muslime zunächst als Bürger des Aufnahmelandes bezeichneten, zählten Amsterdam (59 Pro zent) und Marseille (58 Prozent); zu dieser Identität bekannte sich eine Minderheit von Muslimen in Hamburg (22 Prozent), Berlin (25 Prozent), Kopenhagen (40 Prozent), Paris (41 Prozent), Stockholm (41 Prozent) und Rotterdam (43 Prozent).
III Extremismus
D as ist ja alles schön und gut, mögen Sie mit einigem Recht sagen, aber was ist mit den Selbstmordattentätern? Wie groß die Fortschritte der muslimischen Einwanderer und wie aufgebauscht und wirklichkeitsfern die demografische Bedrohung auch immer sein mögen, es bleibt dennoch die unbestreitbare Tatsache des Terrorismus der Dschihadisten. Der gewalttätige islamische Extremismus war im ersten Jahrzehnt größtenteils in der islamischen Welt selbst aktiv, und der allergrößte Teil seiner Opfer waren Muslime, aber es gab dennoch eine ganze Reihe von Gewaltakten, die von in westlichen Ländern aufgewachsenen radikalen Kräften begangen wurden. In Madrider Nahverkehrszügen, in der Londoner U-Bahn und in Fort Hood in Texas wurden genug unschuldige Menschen getötet, und es wurden genug Terrorzellen ausgehoben, die Anschläge in westlichen Ländern planten, um selbst liberal gesinnte Menschen auf die Frage zu stoßen, ob nicht die Ankunft von Millionen von Muslimen aus den Ländern im Osten und Süden unweigerlich zu dieser Welle des Terrors und der Gewalt geführt hatte.
Wir fragen hier nach, ob diese Gewaltausbrüche das Ergebnis einer bestimmten politischen Bewegung sind, die auf der Vorstellung von einer Trennung der Religionen beruht, oder von einem umfassenderen Zorn und einem populäreren Glaubenssystem ausgelöst werden. Unterstützt eine erhebliche Zahl einfacher Muslime einen bestimmten Bestand an spirituellen und kulturellen Idealen, die sie in einen dauer haften Gegensatz zur Bevölkerungsmehrheit in den westlichen Ländern stellen? Wenn dem so ist, dann ist es auch möglich, dass sämtliche einigermaßen fromme Gläubige oder alle loyalen Mitglieder der islamischen Gemeinschaft auf die Straße gehen oder zu den Waffen greifen könnten, als Ausdruck des Protests gegen die Welt, die sie umgibt. Wenn die Dschihadistenbewegung andererseits eine in sich geschlossene politische Bewegung ist, ohne Bezug zum Glauben an sich und zu der Gemeinschaft, in der er beheimatet ist – so etwas gleicht dann eher den antikapitalistischen Terrorangriffen, die von der Mittelschicht zuzurechnenden Kreisen deutscher, amerikanischer und italienischer Terrorgruppen in den 1970er- Jahren verantwortet wurden, oder den Wellen separatistischer Gewalt, die im 19. und 20. Jahrhundert von irischen Einwanderern ausging –, dann muss sie auch anders angegangen werden, als eine kriminelle Entwicklung, die für die große Mehrheit der islamischen Gemeinschaft eine ebenso starke Bedrohung ist wie für alle anderen Menschen. Was auch immer zutrifft, es ist in jedem Fall beunruhigend. Aber wir müssen die eigentliche Gefahrenquelle verstehen.
BEHAUPTUNG: Muslime in westlichen Ländern neigen zum Zorn auf die Gesellschaft, in der sie leben.
»In letzter Zeit wurde deutlich, dass eine sehr große Zahl von Muslimen, in Europa und Amerika nicht weniger als anderswo, eine starke Feindseligkeit gegenüber dem Westen empfindet.«
Daniel Pipes
»Der Islam hat, wie andere Religionen auch, Zeiten erlebt, in denen er unter seinen Anhängern eine von Hass und Gewalt geprägte Stimmung erzeugt hat. Es ist unser Pech, dass ein Teil – wenn auch nicht die Gesamtheit oder der Großteil – der muslimischen Welt gerade eine solche Zeit durchmacht und viel – wenn auch, um es noch einmal zu sagen, nicht der gesamte –
Weitere Kostenlose Bücher