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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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überanstrengt ist, das heißt, das Stresssystem sich in seiner Ruhelage befindet, und drittens am Verbrauch des Gehirns nicht gespart wird, das heißt, das Gehirn mit voller Leistungsfähigkeit arbeiten kann. In Gegensatz dazu gerät der Hirnstoffwechsel genau dann ins Ungleichgewicht, wenn man versucht, vom Neutralgewicht abzuweichen: Sei das Neutralgewicht nun 58 Kilogramm oder 75 Kilogramm oder 150 Kilogramm, das spielt dabei keine Rolle. Um also von ihrem Neutralgewicht zu einer gertenschlanken Figur zu gelangen, müsste Mrs Winslet nach unserer Berechnung 15 Kilogramm abnehmen, das heißt, die tägliche Kalorienmenge um mehr als 13 Prozent reduzieren. Was wäre der Preis für diese Einschränkung? Was würde in ihrem Körper passieren, welche Auswirkungen hätte eine derartige Langzeitdisziplinierung auf ihre psychische Verfassung? Was passiert mit ihrem Hirnstoffwechsel?
    Das Minnesota-Hunger-Experiment – was bei Radikaldiäten im Körper passiert
    Tatsächlich lassen sich diese Fragen wissenschaftlich fundiert beantworten, und zwar mit Hilfe einer berühmt-berüchtigten Studie, die das US -Militär 1944 an der Universität Minnesota durchführen ließ. Diese Untersuchung ging unter der Bezeichnung »Minnesota-Hunger-Experiment« in die Forschungsgeschichte ein.
    Als sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Sieg der Alliierten abzeichneten, begann man sich in amerikanischen Regierungskreisen Gedanken über die Zeit danach zu machen. Der Friede in Europa und Ostasien würde es mit sich bringen, dass die Siegermächte plötzlich die Verantwortung für die Ernährung von Millionen bereits unterernährter Zivilisten in Ländern übernehmen müssten, deren Infrastruktur zum Teil schwer beschädigt war. Also benötigte man verlässliche Daten, wie viel Kalorien man wirklich braucht, um einem Menschen das physische Überleben zu ermöglichen, und was passiert, wenn die Kalorienzufuhr drastisch reduziert wird.
    Das Design der Studie war simpel. Eine Gruppe von jungen Männern sollte über den Zeitraum eines Jahres beobachtet werden. Zunächst drei Monate lang, ohne dass die Ernährung verändert wurde. In dieser Zeit wurden Blutwerte bestimmt, psychologische Tests gemacht, die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Probanden festgestellt. Diese Referenzwerte sollten zunächst mit den Werten abgeglichen werden, die die Wissenschaftler in der nächsten Phase erheben wollten – der Hungerphase. Nach Ablauf der ersten drei Monate wurde die Kalorienzufuhr bei jedem Probanden individuell halbiert – im Schnitt eine Reduzierung auf knapp 1600 Kalorien pro Tag –, das allerdings bei körperlicher Arbeit. Die insgesamt 36 freiwilligen Probanden waren aus über 300 amerikanischen Kriegsdienstverweigerern rekrutiert worden, die, statt an der Front zu kämpfen, in Camps in den USA Arbeitsdienst verrichteten.
    Die Testergebnisse während der sechsmonatigen Hungerphase übertrafen die Befürchtungen der beteiligten Wissenschaftler: Alle Probanden zeigten deutliche bis schwere mentale Ausfallerscheinungen – von gravierenden Konzentrationseinbußen, Sprachstörungen, Schwindel, Koordinationsschwierigkeiten über Gedächtnisstörungen bis hin zu totalem Libidoverlust. Sie klagten über extreme Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit, verlangten Extradecken, selbst im Sommer. Sozialkontakte wurden vermieden. Viele hatten Angst und Depressionen – zum Teil mit Selbsttötungsfantasien. Die hungernden Soldaten berichteten, dass sie praktisch ständig an Essen dachten. Die Unfallhäufigkeit nahm zu. Ein Proband hackte sich drei Finger ab, konnte sich aber hinterher nicht mehr erinnern, ob dies versehentlich passiert war oder als Akt der Selbstverstümmelung.

    Abb. 4: Hungern für die Wissenschaft
1944 führte die Universität von Minnesota im Auftrag der US-Regierung eine umfangreiche wissenschaftliche Studie zu den Auswirkungen von Nahrungsverknappung auf den menschlichen Körper durch. Amerikanische Kriegsdienstverweigerer nahmen als Freiwillige an dem Feldversuch teil. Ihre Essensrationen wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten um 50 Prozent gekürzt. Es kam zu gravierenden Auswirkungen auf den Hirnstoffwechsel der Probanden. Aus der Sicht der Hirnforschung sind die Ergebnisse des so genannten »Minnesota-Hunger-Experiments« auch auf die Effekte von kalorienreduzierenden Diäten übertragbar
    Heute bezeichnen Mediziner diese Ausfallerscheinungen als Symptome einer Neuroglukopenie. Dabei handelt es

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