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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Menschen einwirkt, desto mehr Cortisol wird ausgeschüttet. Diese Daueranwendung des körpereigenen »Medikaments« Cortisol führt zwangsläufig zu erheblichen Nebenwirkungen – von Depressionen bis Knochenabbau

In der breiten Medizin und unter allen Ernährungsexperten hat sich diese Erkenntnis allerdings noch nicht durchgesetzt – in der Stressforschung schon: Bruce McEwen von der Rockefeller University in New York gehört zu den weltweit führenden Stressforschern, die kalorien- und kohlenhydratreduzierte Diäten seit Kurzem als einen der sechs großen Stresszustände unseres Körpers einordnen. Die anderen lauten:
Einsamkeit
Armut
Arbeitslosigkeit
Arbeitsstress (Überforderung, geringe Einflussnahme)
Partnerschaftskonflikte
    Diese Stresszustände – und wie gesagt: Diäten gehören auch dazu – bedeuten für den Körper ein Höchstmaß an allostatischer Last . So bezeichnet die Stresswissenschaft den Preis, den jeder Mensch dafür zahlen muss, wenn sein Stresssystem dauerhaft auf Hochtouren läuft und dabei versucht, den Belastungen standzuhalten. Und dieser Preis – die allostatische Last – ist körperlicher und mentaler »Verschleiß« und, wie wir seit Kurzem durch die schon erwähnten Studien aus Großbritannien und den Niederlanden wissen, auch eine Verkürzung unseres Lebens.
    Dass chronischer Stress irgendwie nicht gut für den Körper ist und zu Beeinträchtigungen führen kann, dürfte jedem klar sein. Aber was derartiger Stress genau bewirkt, darüber besteht bei den meisten Menschen nur eine ungefähre Vorstellung. Während wir seit Jahrzehnten über die Risiken des Rauchens, von Alkoholkonsum oder über die Gefahren krebserregender Substanzen immer wieder aufgeklärt wurden, drang über die gesundheitlichen Folgen chronischer Stresserkrankungen nur wenig an die Öffentlichkeit. Das mag daran gelegen haben, dass die Ergebnisse der Stressforschung bei Weitem keine solche Verbreitung finden wie zum Beispiel neue Erkenntnisse aus der Krebsmedizin. Keine Frage, die medizinische Forschung verfügt über die bessere Lobbyarbeit. Aber das eigentliche Problem liegt meiner Ansicht nach darin begründet, dass Medizin und Stressforschung nur selten an einem Strang ziehen. Wie groß der Abstand und wie gering der Austausch der Erkenntnisse ist, lässt sich allein schon an der Tatsache erkennen, dass es den Stressmediziner als fachärztliche Bezeichnung nicht gibt.
    Eine Folge mangelhafter Aufklärung und Information zeigt sich darin, dass die meisten Menschen dazu neigen, Stress als etwas abzutun, das zwar manchmal nervt und belastet, aber nicht wirklich schadet. Ja, mancher ist sogar ein wenig stolz darauf, in einem stressigen Job bestehen zu können. Doch die Wahrheit ist, dass wir beträchtlichen Schaden nehmen, wenn unser Stresssystem längere Zeit überlastet wird und unser Organismus eine steigende allostatische Last tragen muss. Diese entsteht unweigerlich, wenn das Gehirn in eine Energiekrise gerät. Und das ist immer der Fall, wenn das Hirn entweder mehr Energie verbraucht (zum Beispiel wenn wir in stressvoll-gefährliche Situationen geraten und uns aufregen, überwach und ängstlich werden) oder wenn es weniger angeboten bekommt (zum Beispiel bei verknapptem Nahrungsangebot). Man kann sich den dauergestressten menschlichen Organismus durchaus als ein Notstandsgebiet vorstellen, in dem die Energieressourcen knapp und knapper werden. Das Gehirn – hin- und hergerissen zwischen seinem eigenen Energiebedarf und seiner Aufgabe, die knappen Ressourcen zu verteilen – kann in dieser Situation die Energie, die für die vielen Organfunktionen jeweils benötigt wird, nicht bereitstellen und freigeben. Diese Energieknappheit ist es, die Alterung und Verschleiß des Körpers beschleunigt.
    Ein wesentliches Merkmal dieses Zustands sind erhöhte Cortisolwerte, die unter anderem dazu führen, dass unsere Chromosomen kürzer werden. Die damit verbundene Fähigkeit, neue Körperzellen nachzubilden, gilt als Schlüssel zur Frage, wie lange ein Mensch zu leben hat und wann er stirbt. Anders gesagt: Erhöhtes Cortisol lässt unsere Lebensuhr schneller ablaufen.
    Ein aussagekräftiger und empfindlicher klinischer Marker für den Grad des Abbaus von Körpergeweben durch Dauerstress ist eine verminderte Knochenmasse. Schwere Fälle von Knochenschwund bezeichnet man in der Medizin als Osteoporose. So nimmt nicht nur bei Menschen mit typischer Depression, die dauerhaft erhöhte Cortisolwerte haben, die Knochenmasse

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