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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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    Diäten scheitern aus einem ganz einfachen Grund. Sie verstoßen gegen ein elementares Naturgesetz unseres menschlichen Organismus: das Gesetz der Energieversorgung des Gehirns. Wie bereits im Kapitel »Das hungrige Gehirn« dargelegt, isst jeder Mensch immer so viel, wie er braucht, um den Energiebedarf seines Gehirns zu decken – nicht mehr und nicht weniger und unabhängig davon, wie dick oder dünn er ist. Denn der Energiebedarf des Gehirns ist individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist, wie wach wir sind: Im überwachen Stresszustand nimmt das Gehirn beispielsweise 12 Prozent mehr Energie auf, im Tiefschlaf 40 Prozent weniger. Ist diese Energieversorgung aber anhaltend gefährdet, ruft das Gehirn den Notstand aus. Solch eine Energiekrise entsteht bei Hungersnöten – oder eben bei Diäten. Denn auf Energiemangel reagiert das Gehirn immer gleich: Es fährt einige Funktionen runter, um Energie zu sparen (so entstehen zum Beispiel Libidoverlust, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit etc.), und aktiviert gleichzeitig das Stresssystem. Wir sind also stressbelastet. Genauer gesagt: Wer eine Diät macht, ist dauergestresst – die Werte seines Stresshormons Cortisol sind dauerhaft erhöht. Das ist von der Evolution durchaus gewollt. Dauerstress bei Nahrungsknappheit sorgt dafür, dass Energiereserven des Körpers freigesetzt werden. Das Gehirn soll in die Lage versetzt werden, intensiv an der Lösung des Problems der Nahrungsknappheit zu arbeiten. Dabei tritt zunächst und quasi nebenbei der heutzutage so sehr herbeigewünschte Diät-Effekt ein. Man nimmt ab. Allerdings geht es nicht nur an die Fettreserven, sondern es wird auch – und das ist meist weniger erwünscht – zusätzlich Muskelmasse abgebaut. Aber alles in allem reicht diese Form der Energiegewinnung nicht, weil ja der Kaloriennachschub nicht entsprechend ist und die sich leerenden Depots nicht entsprechend aufgefüllt werden. Die Folge ist Diätstress, der Reizbarkeit, Nervosität, Hyperaktivität, gepaart mit Erschöpfungssymptomen, verursacht. Das Gehirn steckt jetzt in einem physiologischen Widerspruch: Einerseits muss Energie gespart werden (Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsabfall sind die Folgen), andererseits kommt es zu gesteigerter Aktivität, die das Ziel verfolgt, die Nahrungssuche zu intensivieren. So jedenfalls ist es von unserer biologischen Grundausstattung für den Fall einer Nahrungsknappheit vorgesehen: suchen, jagen, kämpfen, um wieder essen zu können. Aber das läuft bei einer Diät natürlich ins Leere – solange sie aufrechterhalten wird. Die aktuellen klinischen Daten dazu belegen eindeutig, dass sich unter oder nach einer Reduktionsdiät selbst nach einem Jahr kein neues Gleichgewicht einstellt – im Gegenteil: Der große Hunger bleibt!
    Cortisol und Stress – was unseren Körper wirklich altern lässt
    Die einzige wahre Lösung des Problems ist so simpel wie unerwünscht: Wieder mehr essen! Das signalisiert uns das Gehirn auch überdeutlich, denn ein hochgefahrenes Stresssystem ist auf Dauer schwerlich zu ertragen. Das so genannte Craving (Heißhungerattacken) und die Gedanken, die immer öfter ums Essen kreisen, sind typische Symptome; sie zeigen an, auf welche Art und Weise die spannungsvolle Konkurrenzsituation zwischen Gehirn und Körper endlich beendet werden soll. Wer das ignoriert und sich zwingt, mit der Diät weiterzumachen, gerät in einen Zustand permanenter Cortisol-Überproduktion. Dazu muss man wissen, dass dieses Stresshormon wohl die wirksamste chemische Substanz ist, die unser Körper selbst herstellen kann. Es ist für uns lebenswichtig – hat aber durchaus seine Schattenseiten. Ähnlich wie das chemisch verwandte hochwirksame Medikament »Kortison« weist Cortisol gravierende Nebenwirkungen auf, wenn seine Konzentration im Blut anhaltend über dem Durchschnittswert liegt. Um es noch mal zu betonen: Kalorien- und kohlenhydratreduzierte Diäten erhöhen – und das ist die entscheidende Tatsache, welche sich in mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen zeigt – in jedem Fall die Konzentration von Cortisol im Blut; und die im »Diät-Beipackzettel« beschriebenen Nebenwirkungen gehen alle auf den Zustand des »Cortisol-Exzesses« zurück.

Abb. 3: Was passiert im Körper, wenn der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht ist?
Das Hormon Cortisol dient der Dämpfung eines hochaktiven Stresssystems. Folge: Je stärker und dauerhafter der Stress ist, der auf einen

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