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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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freigegebenen Gebiete. Dort suchte eine ausländische Firma nach Ölvorkommen. Und dicht an der Grenze dieser Parzelle, im Norden der Shawi-Siedlungen am Río Supayacu, lag das Lager, dessen Arbeiter verschwunden waren. Mehr als ein Dutzend Männer, einfach weg.
    York bekam eine Gänsehaut. Als er die Geschichte in San Ramón gehört hatte, war das noch weit weg gewesen. Jetzt waren sie auf dem Weg genau dorthin. Er rieb sich unmutig die Arme.
    Die Polizei, sagte der Shawi, ging nicht gerade zimperlich um mit den Indigenen in den benachbarten Dörfern. Was sich York nach Tillys Beschreibung der Ereignisse in der Curva del Diablo gut vorstellen konnte.
    Was York allerdings besonders nervös machte, war die Tatsache, dass das Ölarbeiter-Camp offenbar genau in dem Gebiet lag, in das sie unterwegs waren. Und vielleicht gab es noch mehr von diesen Lagern dort. Er versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es schon sehr unwahrscheinlich war, dass die Ölsucher das Versteck des Schatzes aufspüren würden.
    York wandte sich erneut an Dan. „Könnten Sie die beiden mal fragen, was sie über die Geschichte vom Matararo denken?“
    Der Missionar verzog unwillig das Gesicht. Dann seufzte er und unterhielt sich eine Weile mit Segundo.
    „Sie kennen die Legende und wissen nicht, was sie davon halten sollen“, erklärte er dann. „Aber viele hier vermeiden das Gebiet jenseits des Flusses.“
    Er wies zum Río Shihuarai hinüber. „Sie jagen oder fischen dort nie. Andere glauben nicht an den Matararo und dringen in den Dschungel vor. Einige Shawi-Familien haben sich sogar vor nicht allzu langer Zeit weiter im Nordosten, an einem kleinen Zufluss des Shihuarai, niedergelassen. Das Dorf heißt Nuevo Alianza.“
    „Und es werden wirklich Leute von hier und aus Nuevo Alianza vermisst?“, fragte York nach.
    Erneut verzog Dan das Gesicht und gab die Frage, auf die sie die Antwort eigentlich schon kannten, weiter. Tatsächlich war erst kürzlich wieder ein Einwohner von Centro América nicht mehr aus dem Dschungel zurückgekehrt. Außerdem waren von den vier Dutzend Einwohnern von Nueva Alianza mehrere verschwunden, und zwar in den vergangenen Tagen.
    „Das ist doch seltsam“, dachte York laut nach. „Und jetzt sind die Arbeiter der Ölfirma verschwunden, die ebenfalls in dieser Region gearbeitet haben?“
    Dan schwieg.
    „Glauben die Shawi etwa, dass die Arbeiter vom Matararo verschleppt worden sind?“, fragte York.
    Der Lehrer zuckte mit den Schultern. „Wir wissen nicht, ob es den Matararo wirklich gibt“, betonte er. „Aber was wir wissen, ist, dass die Dämonen des Waldes uns nichts tun können, wenn wir fest im Glauben sind.“ Er suchte den Blick des Missionars.
    „Amen. Genauso ist es“, bestätigte Dan lächelnd. „Der Herr steht uns bech steht ui, jederzeit und egal, was geschieht. Der Wille des Herrn geschehe.“
    York und Tilly schauten sich an. Beide suchten im Blick des anderen Zeichen von Verunsicherung. Aber die gab es nicht. Sie wollten beide diesen Schatz finden. Und sie würden sich nicht durch Horrorgeschichten davon abhalten lassen.
    Es war dunkel geworden. Im Lichte einer Kerosinlampe suchten sie ihren Schlafplatz. Verärgert stellte York fest, dass Tilly ihren Schlafsack so ausgerollt hatte, dass d’Albret zwischen ihm und der jungen Frau liegen würde. Warum gab sie ihm nicht mal mehr eine Chance, so von Bett zu Bett mit ihr zu reden?
    „Nora, warum ist das zwischen uns so kompliziert?”, fragte er und legte sich neben sie auf d’Albrets Lager.
    Sie löschte das Licht, ohne auf ihn zu reagieren.
    „Du hast es doch sehr genossen, als wir zusammen waren.“ York langte sachte zu ihr hinüber und legte die Hand auf ihren Arm. „Warum soll es nicht wieder genauso schön sein?“
    „Ich bin müde“, sagte Tilly, ohne sich zu rühren.
    York tastete sich zu ihrer Brust vor. Sie langte nach seiner Hand und schob sie zurück. „Ich bin müde“, wiederholte sie.
    Wenn sie ihn nur deshalb abblitzen ließ, dachte er, dann sah es doch gar nicht so finster aus. Und van der Merwe war schließlich weit weg. Aber so wie er Tilly kannte, war es sicher besser, sie nicht zu sehr zu drängen. Was solls. Wir marschieren noch ein gutes Stück Weg zusammen, und das Leben ist noch lang.
    D’Albret wunderte sich über sich selbst. Er hätte sich doch eher abgestoßen fühlen müssen von der Atheistin MacLoughlin. Wieso ging diese seltsame Anziehung von ihr aus?
    Es war eine völlig andere Kraft als die,

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