Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
Baumstämme hinauf. In einem stetigen Strom hasteten die Tierchen in die Höhe und mit ihrer Beute wieder hinunter.
40 Minuten vergingen, in denen sich nichts ereignete bis auf einen kurzen Regenschauer. Tilly wurde langsam nervös. Dann hörte sie ein Rascheln zwischen den Sträuchern, das schnell näher kam. Sie sprang auf, bereit in den Wald zu rennen. D’Albret tat es ihr nach.
    Aber es war nur York, der durch die Pflanzen lief. Als er sie erreicht hatte, stützte er die Hände auf die Knie und holte Luft. Er war blass. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verwirrung, Angst und Entschlossenheit. Er schaute von Tilly zum Priester. „Am Besten, ihr schaut euch das selbst an.“
    Er setzte seinen Rucksack auf, drehte sich um und marschierte über die Plantage zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Tilly und der Priester schulterten ebenfalls ihr Gepäck und folgten ihm.
    York führte sie zügig durch das Feld mit den Cocasträuchern. Nach fünf Minuten hatten sie die gegenüberliegende Seite erreicht. Vor ihnen erhob sich ein Hügel, etwas steiler und höher als die Erhebungen ringsum. Zwischen der Plantage und dem Hang hockte der große, plumpe MI-17-Helikopter, den sie am Tag zuvor gehört hatten. Die fünf langen Rotorblätter neigten sich in einem müden Bogen nach unten.
    Als sie näher kamen, fiel Tillys Blick am Hubschrauber vorbei auf eine Öffnung im Hang. Es war ein künstlicher Zugang, ein Tor, eingerahmt von schmalen, hohen, grob geglätteten Steinsäulen und einem massiven Türsturz.
    Ein ganzes Stück entfernt davon hatte jemand einen einfachen Unterstand errichtet, in dem sich Kisten und Fässer stapelten, halb verdeckt von einem Tarnnetz. Auch neben dem Hubschrauber lag ein solches Netz am Boden.
    Tilly schaute York mit großen Augen an. „Wieso rennen wir hier herum, als wären wir eingeladen?“, fragte sie ihn. „Sind wir lebensmüde?“
    York antwortete nicht, sondern nickte zu dem Hubschrauber hinüber.
    Tilly hörte ein elektrisches Brummen, das sie an einen Kühlschrank erinnerte.
    Sie standen jetzt vor der gewölbten Pilotenkanzel, die von oben bis fast zum Boden der Maschine verglast war. Lediglich das Armaturenbrett verhinderte, dass man die Pilotensitze sah. Die Scheiben des Cockpits waren auf der linken Seite von innen verschmiert. Es sah so aus, als sei in dem Hubschrauber ein mit Flüssigkeit gefüllter Behälter geplatzt. Dann machte Tilly erschrocken einen Schritt zurück und stieß gegen d’Albret. „Da sitzt doch jemand drin!“, stieß sie erschrocken aus.
    D’Albret zuckte zusammen.
    York nickte und ging weiter. „Vor dem brauchst du keine Angst mehr zu haben“, sagte er leise. „Der ist tot.“
    „Tot? Und du führst uns hierher, als wäre das Ganze ein kleiner Ausflug?“, fuhr Tilly den Amerikaner an. Sie fühlte kalten Schweiß auf der Stirn. Ihre Arme kribbelten.
    York hob beschwichtigend die Hand und ging zu dem Unterstand am Hang hinüber. „Ich habe vorhin ziemlich lange gewartet. Und da alles ruhig geblieben ist, habe ich mich genauer umgesehen. Hier scheint niemand mehr zu sein. Außer ihm und …“
    Er wies auf den Unterstand. Ein geschnürter Kampfstiefel ragte hinter den Kisten hervor. Tilly kniff die Augen zusammen. In dem Stiefel steckte ein Fuß, der Rest des Körpers wurde von den Kisten verborgen.
    „Noch ein Toter? Hast du dir den angesehen?“, fragte sie.
    York nickte. „Den hat offenbar jemand mit einer Machete umgebracht“, erklärte er. „Allerdings steckt eine Art Pfeil in seinem Kopf.“
    „Eine Art Pfeil?“, fragte d’Albret irritiert nach. „Was soll denn das sein, eine Art Pfeil?“
    „Na, eben kein gewöhnlicher Pfeil“, erklärte York. „Viel kürzer und etwas dicker. Eher ein Bolzen aus Holz. Aber mit Federn am Schaft. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Vielleicht ist das ein Blasrohrpfeil.“
    Tilly überwand ihr Entsetzen und lugte hinter die Kisten. Der Tote trug eine grüne Tarnuniform, deren Vorderseite durchlöchert und zerfetzt l rnd zerfwar. Aus der Stirn ragte der Bolzen, von dem York sprach.
    Für einen Augenblick übernahm ihre Neugier die Kontrolle. Der Bolzen erinnerte sie an die Geschosse einer mittelalterlichen Armbrust. Dass jemand dieses Ding mit einem Blasrohr verschossen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen. Hatte der Bolzen den Mann getötet, und hatte ihm jemand den Bauch nachträglich zum Spaß aufgeschlitzt … oder war er von dem Schlag mit der Machete überrascht worden, und der

Weitere Kostenlose Bücher