Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
Bolzen hatte sein Leiden beendet? Aber das war eigentlich auch völlig egal.
    Sie wandte sich ab. Das Kribbeln in ihren Armen hatte sich bis in die Schultern und ihr Gesicht hochgearbeitet. Über den Rand ihres Blickfeldes legte sich ein grauer Schleier. Und hin und wieder blitzten Sterne vor ihren Augen.
    Sie stützte die Hände auf die Knie und starrte auf den Boden. Eine Ameisenstraße führte vom Waldrand zwischen ihren Füßen hindurch zu dem Toten.
    D’Albret hatte sich vorsichtig zu der Öffnung im Hang bewegt und blickte hinein.
    York schaute zu ihm hinüber. „Da liegt noch eine Leiche“, sagte er.
    Direkt hinter der Öffnung lag ein junger Mann in Tarnuniform auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet. Aus dem Brustkorb ragte ebenfalls das Ende eines gefiederten Bolzens. Weitere Wunden deuteten auf Geschosse, die offenbar vollständig in den Körper eingedrungen waren. Neben dem Toten lag ein Schnellfeuergewehr. Dutzende von bronzefarbenen Patronenhülsen bedeckten den Boden. Zwei leere gebogene Magazine lagen zu Füßen des Mannes, ein drittes, volles Magazin befand sich neben seiner Hand. Offenbar war er nicht mehr dazugekommen, seine Waffe damit zu laden.
    York trat zu dem Priester und schaute an der Leiche vorbei in den Gang hinein. Nach einigen Metern führten Stufen aus grob zugeschlagenen Steinen tiefer in die Erde hinunter.
    Tilly kam ebenfalls herüber. „Jemand hat hier drei bewaffnete Soldaten umgebracht. Wenn dieser Jemand noch in der Nähe ist, dann machen wir gerade einen großen Fehler.“
    Die beiden Männer sahen sich an und zuckten gleichzeitig ratlos mit den Schultern.
    „Wir haben gestern Abend Schüsse gehört. Ich denke, das war hier. Die Männer sind also vermutlich auch schon so lange tot“, erwiderte York. „Und hier ist alles ruhig“
    Tilly lehnte sich an die Tür und starrte auf den Toten hinab.
    „Wo sind alle die Leute geblieben, die hier gearbeitet haben?“ D’Albret trat einige Schritte in den Gang hinein, dann blieb er abrupt stehen.
    „Das will ich gar nicht wissen“, sagte Tilly. Sie drehte sich um und drängte sich an York vorbei.
    „Heißt das, du willst verschwinden?“, rief er. „Warte. Schau dir das hier doch mal an.“ Er wies auf die Wände des Ganges. Tilly folgte seinem Blick. Sie bestanden aus großen, behauenen Steinen, die jemand sorgfältig ineinandergefügt hatte.
    „Erinnerst du dich?“, fragte York. „Bald gelangten wir auf eine Lichtung mit einem Hügel, in den eine steinerne Pforte eingelassen war.“
    „Natürlich. Das hat Ritz über den Eingang zu der Höhle geschrieben, in der der Schatz versteckt ist“, antwortete sie und strich mit den Fingern über die Steine. Wie konnte York nur so ruhig sein, mit dieser Leiche zu seinen Füßen? Sie hatte gewusst, dass er gute Nerven hatte. Aber für so kaltblütig hatte sie ihn nicht gehalten. Seltsamerweise entspannte sie sich bei seinem Anblick selbst. Sie waren einen langen Weg bis hierher gekommen. Vielleicht waren sie jetzt am Ziel.
    „Sollten wir nicht wenigstens versuchen herauszufinden, ob es sich um die Höhle handelt, die Ritz entdeckt hat?“, drängte York. Er biss die Zähne zusammen und straffte die Riemen seines Rucksacks. „Ich gehe jedenfalls rein.“
    Tilly drehte sich um und schaute zurück auf den Hubschrauber und die Cocaplantage dahinter. Ein Schwarm Papageien stieg aus einer kleinen Baumgruppe inmitten der Sträucher auf.
    „Okchr>
    ay, werfen wir einen Blick hinein“, sagte sie.
    „Vielleicht nehmen wir die Waffen mit?“, schlug York vor.
    „Wir sollen die Toten hier beklauen?“, fragte d’Albret empört.
    „Wir können ihnen die Waffen ja nachher wieder zurückgeben.“ York schlug dem Priester grinsend auf die Schulter. Er bückte sich über den Toten und zerrte mit einiger Mühe Gürtel und Schultergurte mit den Magazintaschen von dem steifen Körper. Dann hob er das Gewehr auf, das am Boden lag. Blut war an der Schulterstütze aus Metall angetrocknet, die die Waffe anstelle eines Kolbens besaß.
    „Gib mir die Magazine“, bat er Tilly. „Auch die leeren dort. Vielleicht können wir sie wieder füllen.“
    Tilly schaute ihn an, als sei er verrückt geworden. „Was hast du vor? Einen kleinen Krieg anfangen?“
    „Meine Güte“, rief er. „Vielleicht ist es eben doch noch gefährlich hier. Und mit einer Waffe können wir uns wehren, wenn etwas passiert.“
    Er hängte die Gurte mit den Magazintaschen an seinen Rucksack und untersuchte das Gewehr. „Holst

Weitere Kostenlose Bücher