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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Kisten. Vorsichtig schob Tilly sich nach vorn, bis sie durch den Spalt schauen konnte.
    Etwas bewegte sich kurz durch ihr Blickfeld. Mit elegantem Schwung tauchte ein langer, grüner Schwanz auf, peitschte durch die Luft und war wieder hinter den Kisten verschwunden. Erneut hifen
    Sie hatte viele Dokumentar- und Actionfilme mit solchen Tieren gesehen. Aber dieses hier war real. Und die Filme wurden dem Schrecken, der von ihm ausging, auch nicht annähernd gerecht.
    Tilly schloss die Augen und hoffte, das Hirngespinst, um das es sich handeln musste, würde verschwinden. Aber als sie erneut einen Blick durch den Spalt warf, war es noch immer dort. Und es war wieder einige Schritte näher gekommen.
    Tilly schätzte das Wesen auf eine Höhe von eineinhalb Metern. Es lief auf den Hinterbeinen, die kräftigen Vorderbeine hingen locker an einem schlanken, nach vorn gebeugten Körper herab, der in einen langen Schwanz mündete. Von der Schnauze bis zur Schwanzspitze maß das Tier sicher zweieinhalb bis drei Meter. Wenn das Tier den Hals und den Kopf mit der langen, schmalen Schnauze zur Seite bewegte, pendelte der seltsam steif wirkende Schwanz in die entgegengesetzte Richtung. Tilly erinnerte die Bewegung des Kopfes ein wenig an ein Huhn. Allerdings war die Schnauze bei diesem Tier direkt vor den Augen auf beiden Seiten etwas nach innen gewölbt, sodass es über die Nasenlöcher hinweg direkt nach vorn schauen konnte.
    Der Körper des Tieres schillerte im Licht der Sonne wie feuchtes, hell- und dunkelgrünes Laub. Zugleich überzog ein Gewirr von schmalen braunen Streifen den Leib. Tilly kniff die Augen zusammen. Nicht die Haut des Tieres selbst war bunt gefärbt. Es trug ein feines Kleid aus kurzen Federn. Anders als bei Vögeln waren die Federn an den vorderen Gliedmaßen zwar länger, aber nicht zu Schwungfedern ausgebildet. Auf dem Kopf ragte ein grüner, gerippter Kamm in die Höhe, der ebenfalls aus Federn bestand.
    Es war eine perfekte Tarnung. Solch ein Tier, das unbeweglich im Dschungel stand oder auf einem Ast hockte, war so gut wie unsichtbar. Deshalb hatte sie den Angreifer vorhin erst bemerkt, als er sich bewegt hatte. Und auch da hatte sie ihn nicht wirklich erkennen können.
    Verdammt nochmal – das Vieh sah aus wie ein Dinosaurier, nur dass sie sich diese Urzeitechsen nie mit Federn vorgestellt hatte.
    Aber ganz egal, was es war und ob es eigentlich ausgestorben sein müsste … es hatte York und d’Albret angegriffen und vermutlich die Soldaten umgebracht.
    Und mit einem Schlag begriff sie, was sie da sah.
    Das hier war der Basilisk, auf den vor 500 Jahren der Landsknecht Caspar Ritz gestoßen war. Der Teufel des Juan de la Torre. Der unsichtbare Jäger der Shawi unter den Bäumen am Río Nahuati. Das hier war der leibhaftige Matararo.
    Das Tier drehte sich um. Jetzt konnte Tilly zum ersten Mal sehen, was es in den Fingern hielt. Es verschlug ihr den Atem.
    Dieser Dinosaurier, oder was immer es war, trug in den kräftigen, langen Fingern der rechten Hand eine Art Armbrust.
    Das Vieh musste ein Außerirdischer sein. Ein Alien. Kein Lebewesen auf der Erde außer dem Menschen verfügte über die Fähigkeit, eine solche Waffe zu benutzen.
    Sie schüttelte den Kopf. Und erstarrte. Das Tier hatte seinen Kopf herumgerissen und starrte auf die Kisten, hinter denen sie lag.
    Scheiße, fluchte sie lautlos.
    Sie würde sich jetzt nicht mehr rühren, bis es dunkel geworden war. Vielleicht sahen die Basilisken in der Finsternis nicht so gut. Dass das auf sie selbst auch zutraf – mit diesem Problem würde sie sich beschäftigen, wenn es so weit war.
    Sonntag, 21. Juni, Tunnelsystem östlich des Río Nahuati, Peru
    D’Albret konnte am Körper des verletzten Soldaten zuerst keine Wunden entdecken. Dann fand er eine Verletzung am Kopf, die von den blutverkrusteten Haaren verdeckt wurde. Das Gewebe darum war angeschwollen.
    York leuchtete ihm mit der Taschenlampe über die Schulter. „Himmel, das ist ja die Mutter aller Beulen.“
    D’Albret tastete den Kopf ab. „Der Knochen schetteKnochenint noch heil zu sein.“
    York bemerkte, dass der Verletzte ihn ansah. „Schauen Sie sich mal die Augen an“, forderte er d’Albret auf. Der Lichtschein fiel auf das Gesicht des Soldaten. Eine Pupille zog sich zusammen. Die andere nicht.
    „Der arme Kerl hat nicht nur eine Gehirnerschütterung, sondern eine Hirnblutung“, vermutete d’Albret leise. „Er wird sterben, wenn wir ihn nicht schnell in ein Krankenhaus

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