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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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in dch in der Wand, sprang hoch und zwängte sich in die Öffnung hinein. Er musste hier weg, einfach nur noch weg. York musste selbst sehen, wie er rauskam. Es machte keinen Sinn, noch länger zu warten.
    Eine Ahnung von der Scham, die er später vielleicht verspüren würde, überkam ihn. Aber jetzt ging es nur noch darum, möglichst viel Abstand zwischen sich und diesen Raum zu bringen. Hinter sich hörte er York weiter schreien.
    Der Schacht war eng und stockfinster. D’Albret riss vergeblich die Augen auf. Dann stellte er fest, dass es ihn ein wenig beruhigte, wenn er die Augen geschlossen hielt und nur hin und wieder die Lieder hob.
    Vor ihm, er spürte es mehr, als dass er es hörte, kroch Carlos. Nach zwei oder drei Metern hatte d’Albret ihn eingeholt. Er musste sein Tempo drosseln, um keinen Tritt ins Gesicht zu bekommen. Dann ging es plötzlich nicht weiter.
    „Was ist denn los?“, fragte er, bekam aber keine Antwort. Vielleicht kam Dave nicht weiter, weil der Schacht zu eng war. Vor ihm eine Sackgasse, hinter ihm vermutlich schon York mit diesen mörderischen Biestern im Nacken. Und über ihm und rings umher Tausende Tonnen von Gestein. Er war lebendig begraben in dieser Röhre.
    Panik überfiel ihn, mit einem erstickten Schrei stemmte er sich auf die Ellbogen hoch und presste die Schultern gegen die Decke. Er wollte sich drehen, wenden, graben, kratzen … irgendetwas tun. Sein Brustkorb tat weh, bis die Luft, die er unbewusst angehalten hatte, aus seiner Lunge herausplatzte. Hektisch atmete er ein und aus.
    Dann war der Weg vor ihm wieder frei. D’Albret krabbelte voran. Jetzt begriff er, warum Dave angehalten hatte. Er war auf eine Abzweigung gestoßen und hatte sich entschieden, nicht in den kurzen, engen Tunnel zu kriechen, der sie wieder in die Nähe der Kammer geführt hätte, aus der sie gerade geflohen waren. Dieser Schacht führte schräg in die Höhe und fiel dann wieder nach unten ab. An der höchsten Stelle bemerkte d’Albret einen Schacht, der senkrecht nach oben ging. Hier strömte die Luft in das Tunnelsystem hinein.
    Er verharrte einen Augenblick. Seine Arme und Knie schmerzten. Erst jetzt bemerkte er, dass die rauen Kanten der grob zusammengefügten Steine die Haut aufgeschürft und zerkratzt hatten. Es hatte keine Bedeutung. Denn d’Albret fragte sich jetzt zum ersten Mal, was sie am Ende des Schachtes erwarten würde. Eines war klar. Selbst wenn sie im Augenblick nicht mehr verfolgt würden – sie waren hier mitten im Urwald, wo ihr Gegner alle Vorteile auf seiner Seite hatte.
    Von vorn kam ein lautes Poltern. Dave musste den Stein herausgestoßen haben, der den Abschluss der Röhre bildete. Die Kriecherei ist vorbei, dachte d’Albret erleichtert.
    Dann hörte er Dave schreien.
    Sonntag, 21. Juni, östlich des Río Nahuati, Peru
    Das seltsame Wesen, dieses Tier, das es eigentlich nicht geben durfte, war verschwunden. Auch von York und d’Albret war nichts zu hören. In den Bäumen hatten sich wieder Vögel niedergelassen und machten den üblichen Lärm. Nora Tilly wartete noch eine Ewigkeit. Schließlich hob sie den Kopf. Ihr Ellbogen rutschte vom Bauch des Toten unter ihr ab und stieß gegen das Pistolenholster.
    Ihr fiel ein, weshalb sie eigentlich hierhergekommen war. Sie kniff die Lippen zusammen, schnallte dem Mann mit fahrigen Fingern das Holster ab und zog es unter ihm hervor. Dann öffnete sie die Magazintaschen an seinen Schulterriemen und stopfte sich die Munition in die Hosentaschen. Nachdem sie noch eine Weile gelauscht hatte, richtete sie sich auf. Den Gurt in der Hand, trat sie langsam hinter den Kisten hervor. Sie zog die Pistole aus dem Holster und schaute ratlos auf das schwarze, kompakte Teil in ihren Händen. Sie hatte keine Ahnung, wie man mit einer solchen Waffe umging.
    Nach einer Weile wagte sie einen Schritt aus dem Unterstand hinaus in die Sonne, die im Osten knapp über den Baumgipfeln stand.
    Es blSch>
    ieb ruhig. Kein Monster brach durch das Unterholz. Okay, dachte sie. Und was jetzt?
    York und d’Albret mussten in dem Tunnel verschwunden sein, verfolgt von den Basilisken, wie Tilly die Tiere für sich nannte. Mit hängenden Schultern starrte sie auf den Hügel, dann auf die Cocasträucher und den Dschungel.
    Die Basilisken waren vom gegenüberliegenden Waldrand gekommen. Sicher war es also das Beste, sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie schlich um den Unterstand herum.
    Gerade als sie in den Wald

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