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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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eindringen wollte, hörte sie genau das Geräusch, das sie gefürchtet hatte. Ein großes Wesen bewegte sich leise durch den Wald.
    Direkt vor ihr. Direkt auf sie zu. Mit einem leisen Schrei drehte sie sich um, ließ Waffe, Holster und Magazintaschen fallen und rannte los. Sie lief an dem Hubschrauber vorbei und hatte fast den Waldrand dahinter erreicht, als ein Basilisk aus dem Schatten der Bäume wenige Meter von ihr entfernt heraustrat. Das Tier zuckte zurück, als wäre es von der Begegnung mit ihr genauso überrascht wie sie.
    Tilly stolperte und stürzte zu Boden. Ihr Rucksack schlug ihr in den Nacken. Vorbei, dachte sie. Jetzt ist alles vorbei.
    Das Keuchen des Tieres kam näher.
    Tilly lag mit der Wange im Gras. Deutlich konnte sie sehen, wie sich bei jedem Schritt des Basilisken die Sehnen an den mit langen Krallen versehenen Zehen spannten.
    Ihr Blick wanderte hinauf zur Schnauze des Basilisken. Das Maul stand auf, eine Reihe spitzer Zähne war zu sehen. Aber etwas an der Haltung des Tieres war seltsam.
    Es streckte den Hals vor, als hätte es einen steifen Nacken. An den Nasenlöchern bildeten sich bei jedem röchelnden Atemzug Bläschen. Dann hustete das Tier bellend. Gelblicher Schleim spritzte aus seinem Maul. Es schwankte, schien das Gleichgewicht zu verlieren, fing sich im letzten Augenblick mithilfe des steifen, gefiederten Schwanzes. Dann hustete es wieder.
    Es ist krank, stellte Tilly fest. Krank und geschwächt. Hoffnung keimte in ihr auf.
    Einen Meter von ihr entfernt blieb das Tier stehen, hob die Hände und schaute auf Tilly hinab. Der Federkamm auf dem Kopf war dicht angelegt, kleine, dunkelgrüne Federn wirkten wie vom Kopf abstehende Augenbrauen.
    Tilly erwiderte den Blick des Basilisken, unwiderstehlich angezogen von den großen Augen. Die schlitzförmigen schwarzen Pupillen lagen in einem irisierenden Ring aus grünen, gelben und roten Funken. Tilly bemerkte, dass das Tier die Augen nicht bewegte. Sie waren offenbar wie bei einem Vogel fest in ihren Höhlen fixiert. Sein Blick hatte deshalb etwas Starrendes. Und doch lag noch etwas darin, das sie bei keinem anderen Tier je gesehen hatte. Ein Ausdruck, der Tilly zutiefst verwirrte und erschütterte. Dieses Tier wusste, dass sie Angst hatte. Es taxierte sie nicht mit dem kalten Blick, den ein Raubvogel auf seine Beute oder eine Schlange auf ihr Opfer warf. Das Auge dieses Tieres strahlte Intelligenz aus. Und Schmerz.
    Ein leises Zwitschern war zu hören.
    Wieder riss ein Hustenanfall die Schnauze des Basilisken in die Höhe, Schleimfetzen flogen umher. In einer fast menschlich anmutenden Geste der Verzweiflung legte das Tier die Hände auf das Gesicht. Dann hob es langsam ein Bein, und plötzlich fuhr die riesige, gebogene Kralle wie ein Dolch auf Tillys Unterleib herunter. Ihr Bewusstsein schrumpfte zusammen zu einem Punkt unterhalb des Nabels, wo sie den Schmerz erwartete.
    Es knallte. Der Basilisk flog zur Seite. Er verlor das Gleichgewicht, die Kralle verfehlte Tilly, dann stürzte das Tier zu Boden. Behände sprang es wieder auf die Beine und wandte sich dem neuen Gegner zu.
    Wieder ertönte ein Schuss. Eine Kugel schwirrte an dem Basilisken vorbei und traf einen der Bäume. Die nächste Kugel schlug in die Brust des Tieres, ließ es zurücktaumeln. Dann traf ein Geschoss seinen Kopf. Das Tier wurde nach hinten gerissen, stürzte zu Boden usile zu Bond blieb zuckend liegen.
    In Tillys Blickfeld tauchte ein Wanderstiefel auf, dessen Spitze das Tier anstupste. Dann hörte sie aus weiter Entfernung eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. Eine Frauenstimme. Ein Gürtel mit leerem Pistolenholster und die Riemen mit Magazintaschen fielen vor ihren Augen auf die Erde. Ein blankes Knie tauchte ins Gras, dann erschien ein Gesicht, von einer Baseballkappe über roten Haaren beschattet.
    Brea MacLoughlin hielt Tilly die Hand hin. „Alles in Ordnung? Können Sie aufstehen?“
    Tilly nickte und griff nach MacLoughlins Hand. „Gott sei Dank, dass Sie hier aufgetaucht sind“, flüsterte sie.
    Die Irin hob die Augenbrauen.
    „Wo kommen Sie denn her?“ Tillys Blick fiel auf die Pistole in MacLoughlins Hand.
    „Die haben Sie dahinten fallen gelassen“, erklärte MacLoughlin. „Als Sie vor mir weggelaufen sind.“ Sie kniff die Augen zusammen und blickte sich um.
    „Aber was machen Sie denn hier?“, wollte Tilly wissen.
    MacLoughlin ignorierte ihre Frage. „Gibt es hier noch mehr von diesen erstaunlichen Viechern?“ Sie schaute auf das tote

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