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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Wenn damals jemand aus von Huttens Umfeld einen Text verschlüsselt an ihn geschickt hätte, weiß man heute, wie so ein Dokument zu lesen wäre?“
    „Hat dieser Caspar Ritz einen solchen Text verfasst?“ Ortenburg schwieg einen Augenblick. „Na ja, es sind Briefe von Philipp von Hutten erhalten und in einem davon gibt es einige Zeilen in Geheimschrift. Das Problem ist, dass es zu wenige Zeichen sind, um sie zu entschlüsseln. Aber Philipp hat als Geheimkurier zwischen dem Kaiser und den europäischen Fürstenhöfen gearbeitet. Er hat vermutlich eine der damals üblichen spanischen Verschlüsselungen angewandt, bei der alle Buchstaben durch andere Buchstaben oder Symbole ersetzt wurden. Mehr kann ich Ihnen aus der Entfernung dazu leider nicht sagen.“ Der Professor räusperte sich. „Aber wenn Ihr Text länger ist, dann könnte man es mit einer solchen Substitution probieren. Und wenn es klappt, könnten wir vielleicht auch endlich die Zeilen in diesem Hutten-Brief entschlüsseln. Schicken Sie mir diesen verschlüsselten Text doch gleich mit.“
    Das, dachte Tilly, würde sie ganz bestimmt nicht tun.
    „Den habe ich leider nicht selbst, aber den Brief schicke ich Ihnen gleich.“ Sie verabschiedeten sich.
    Sich an einem warmen Nachmittag in Sevilla in einem Hotel aufzuhalten, hatte etwas Trostloses. Niemand war hier, außer der alten Dame, die an die Rezeption kam, wenn man nach ihr klingelte. Tilly ging in den Fernsehraum, wo sie sich mit ihrem Laptop ins Internet einloggen konnte. Sie machte es sich in einem der Polstersessel gemütlich, das Notebook auf dem Schoß. Bevor sie ihre Abschrift des Briefes von Ritz an Ortenburg abschickte, las sie den Text noch einmal.
    Meinem lieben Hern und Freund Philipe von Hutten zw Coro, Prouinz Venezola.
    Mein willig Dienst zuvor, lieber Señor Philipe. Jch habe hie mit sundern Frayden new Zeytung vernommen, das Jr vnd Gubernator Jorg Hochermut nach 3 ganzer Jahr wider in Coro ankommen seyd nach eurer Reiß. Hätt euch lang für tod gehalten. Habt auch vil Volck und Roß verlohren, so euch im Gebürg vom Hunger umkommen und von Indiern umbracht worden seyn, darunter Haubtman Andreas. Wolle Got der Almechtich seyner Selen gnedig seyn.
    Jr müßt vor gut nehmen und Got dancken, daß er euch mit dem Leben davon geholfen hat. Es geräth gar wenig allhie in Tierra Firma. Es haben uns die Indier etlich Christen vmbracht. Got der Almechtich wolle irer glaubigen Selen gnedig vnd barmhertzig sein. Doch Er schickt alles zum besten. Ist mir sunst meiner Person halben gotlob wol gangen vnd mus mich meins Glucks nit beclagen. Hat nur mein Quartana mir vil Widerwertigkait angethan. Wolle Got, das sie wider ganget.
    Wie ich mit dem Niclaß Federman die Prouinz am Hauß der Sonnen funden, sind wir auf den Haubtman Ximenes de Quesada aus der Gouernacion Santa Marta stoßen. Hat hie im Namen Kayserlicher Mayestet die Reiche des Bacatá und des Zaque von Hunza und Sogamox conquistirt und das Konigreich Nova Granada aufgedeckt.
    Ist auch aus Peru ein Haubtman Benalcazar auszogen, het Zeytung mitbracht, particularmente wollt er hie eine reiche Prouinz Cundimarca aufdecken. Der Casicus gemelter Prouinz ist ain grosser Fürsten, nennet in Dorato, was heist Vergilt. Hat sagen, das er ganz bedeckt vnd vberzogen sey mit gepuluert Gold. Alle Tag schmirbet er sein Gestalt mit ainem wolrüchenden Öl vnd über di eselbt Schmier wirfft er das gemalen Gold, das die gantz Person bedeckt, von der Solen biß zue der Schaytel. Zue Nacht wascht er seinen Leib wider ab. Gr F wider ibt aber vast vil gemain Geschray, das an gemelten Orten gar reich Goldbergwerck seyen. So gemelte Prouinz nit alhier ist, sol sie dynnen bas al Oriente seyn. Kan dieselb Abusion aber nit glaube.
    Doch hab eyn Rais than nach Peru, wo sich kurtzlich ain seltzamer Handel zwtragen: Habent der Gouernador Francisco Pissaro vnd Don Diego de Almagro vil Unainigkait gehabt und gedachter Almagro ward der Kopff abgeschlagen. Auch sunst unter den Gefangnen vnd Verwundten vil grausamer vnd vnmenschlicher Thatten.
    Doch der groß Reichtumb hat hie kain End genomen, diweil er muß auffdeckt sein. Ist die Rays nit ßo schwer als vil ander, vnd wissen itz, wo wir descubrirn müsen. Habt am Reichtumb kain Zweiffel. Jch verpfflicht mich bey mein Kopff vnd Seligkait, das gedachter Reichtumb uns zu guten komen möcht. Ist eyn Thail von jem mechticherm Reichtumb, welchen gemelter Pissaro in Peru vom Atabaliba verlangte. Will davon hie nit vil
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